Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
Vom Netzwerk:
auch einen Fluss in die entgegengesetzte Richtung geben. Sonst würde das ganze Netz immer weiter gestört werden, bis es vernichtet ist. Es kommen schreckliche Zeiten. Schrecklicher, als du dir vorstellen kannst. Wenn du also nie wieder auf mich hörst, dann tu es jetzt. Bis wir wissen, welche Folgen das hat, was du Katharine angetan hast, darfst du das Netz des Seins nicht wieder stören. Ich werde dich nicht um ein Versprechen bitten, denn du hast schon so viele gebrochen, aber handle nicht wieder wie ein Hisaf und sprich auch nicht mit anderen Hisafs.«
    »Ihr misstraut ihnen, weil sie Männer sind.«
    »Vielleicht«, sagte Mutter Chilton. »Und vielleicht haben wir Gründe, sogar guten Männern zu misstrauen. Vielleicht hast du auch welche. Mir fällt auf, dass du nichts davon gesagt hast, einen Rettungsversuch für deinen Vater in Galtryf zu unternehmen.«
    »Mein Vater hat nicht versucht, mich zu retten.«
    »Es reicht.« Sie hob eine Hand. »Ich will es nicht hören. Die Hisafs irren sich gewaltig, was diesen Krieg angeht, und es ist gut, dass du nicht versuchst, nach Galtryf zu gelangen.«
    Ich verzog das Gesicht. Nun, da mein Vater in körperlicher Form den Pfad der Seelen betreten konnte, wie konnte man ihn in Galtryf festhalten? Und als ich die Versprechen gebrochen hatte, war es aus gutem Grund geschehen. Wenn ich meinen Vater nicht retten wollte, dann lag das daran, dass ein solcher Versuch sowohl unverdient als auch sinnlos war. Aber die Wahrheit war, dass Mutter Chiltons Worte mich nicht sonderlich berührten. Ich war fertig mit dem Netz des Seins, war fertig mit den Frauen der Seelenkünste, fertig mit den Hisafs auf beiden Seiten dieses Krieges. »Nun, was ist das zweite Stückchen Wissen? Macht schnell, Mutter Chilton; eine Armee ist unterwegs.«
    »Du hast vor, zu Maggie nach Gerbbrunn zu gehen, nicht wahr? Ich weiß, dass nichts, was ich sagen könnte, dich davon abhalten kann. Aber nachdem du Maggie wiedergewonnen hast, wache stetig über sie und das Kind. Lass keinen Fremden in seine Nähe kommen.«
    »Ich kann auf meine Frau und meinen Sohn aufpassen.«
    »Sie ist nicht deine Frau. Das ist eine Erfindung, die Tom Jenkins geschaffen hat, weißt du noch? Du hast Maggie nicht geheiratet.«
    »Noch nicht. Aber das werde ich. Und dies geht Euch nichts an, Mutter Chilton.«
    »Nichts auf beiden Seiten des Grabes geht mich mehr an als dein ungeborenes Kind. Nichts.«
    Die Worte wurden ruhig ausgesprochen, ohne dass sie mich ansah. Auf einmal verließ mich der Kampfgeist, und nur noch eine ungute Kälte blieb an seiner Stelle, die meine Stimme zu einem Flüstern senkte. »Was ist er?«, flüsterte ich. »Was ist mein Sohn?«
    »Er ist unsere letzte Hoffnung.«
    »Er ist nur ein Kind! Noch nicht einmal das!«
    »Trotzdem«, sagte Mutter Chilton, und mehr sagte sie nicht. Ich hätte ihr ohnehin nicht zugehört. Ich würde nach Hause gehen, zu Maggie, um ihr zu sagen, dass ich sie liebte. Wir würden heiraten, und dann würde ich sie und meinen Sohn von all diesen Kämpfen fernhalten, von dem Krieg, der auf beiden Seiten des Grabes ausgetragen wurde, würde sie fortbringen von allem, das eine Bedrohung für sie darstellte. Schließlich wusste ich, was für einen großen Schatz ich in Maggie hatte, und ich würde sie nicht wieder verlieren.
    Mutter Chilton wandte ihr altes Gesicht von mir ab, zum Feuer hin. »Ah«, sagte sie, ein weicher, verzweifelter Klang in der Dunkelheit.

53
    Ich machte mich auf den Weg, ehe Lord Roberts Armee eintraf, ohne weitere Warnungen oder Vorwürfe oder Zurechtweisungen von Mutter Chilton, ohne Hinweise, wo ich hingehen sollte, wo ich nicht hingehen durfte, was ich tun sollte und was nicht, wie ich in meiner Pflicht als Hisaf gescheitert war. Als ich sie ansah, so zerbrechlich und gebeugt, dass das Gehen eine Qual für sie zu sein schien, fragte ich mich, wie sie ihre eigene Aufgabe ausüben sollte, Stephanie in den Seelenkünsten zu unterweisen. Aber ich zweifelte nicht daran, dass sie es tun würde. Wenn Lord Robert Hopewell, der wieder Regent sein würde, herausfand, was Mutter Chilton tat, würde die Schlacht zwischen ihnen episch werden.
    Ich sagte Jee Lebewohl, der sich neben das Feuer gekauert hatte. »Jee, ich kann nicht mit dir zum Palast gehen.«
    Sein kleines Gesicht war ernst. »Ich weiß. Du musst zu Maggie gehen.«
    »Ja. Und du darfst niemandem von Maggie erzählen, niemals. Nicht einmal der Prinzessin.«
    »Ich weiß. Sie dürfen dich nicht finden.«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher