0172 - Ghouls in der U-Bahn
Der Typ mit dem Schnauzbart drückte mir die Mündung des Revolvers dicht oberhalb des Bauchnabels in den Leib. Dazu grinste er impertinent und blies mir eine Knoblauchwolke ins Gesicht. Beides war nicht besonders tragisch, wenn da nicht noch ein zweiter Kerl gewesen wäre, der in meinem Rücken stand und ebenfalls eine Waffe in der Hand hielt, deren Druck ich direkt über dem letzten Wirbel spürte. Sie hatten mich in der Zange. Wenn ich einen tatsächlich ausschalten konnte, blieb immer noch der zweite. Und der kam sicherlich zum Schuß…
Helfer befanden sich nicht in der Nähe. Und die Plakatsäule rettete mich auch nicht mit ihrer Deckung, denn wir standen daneben.
Ich schaute dem Mann ins Gesicht. Es war nichtssagend, flach, mit ausdruckslosen Augen. Der Kerl trug eine braune Jacke und eine graue Hose. Sein Haar war nach hinten gekämmt, es roch nach billiger Pomade.
Sahen so Killer aus?
Ich wußte es nicht. Auf eine diesbezügliche Frage meinerseits würde ich sicherlich keine Antwort bekommen, so erkundigte ich mich nach dem Grund dieses heimtückischen Überfalls.
»Wir fahren ein wenig spazieren!« wurde mir vom Hintermann geantwortet.
»Ich habe aber keine Lust.«
Jetzt kicherte der Schnauzbart. »Kann ich mir vorstellen, aber hier geben wir den Ton an.«
»Das merke ich. Und wer hat euch geschickt?«
»Der Kaiser von China.«
»Ich dachte immer, der wäre tot.«
Für diese Antwort kassierte ich einen gemeinen Tritt auf die Zehen. Ich preßte die Lippen zusammen, die Kerle sollten mich nicht stöhnen hören.
Nur gut, daß sie mir nicht in den Leib geschlagen hatten, denn der war voll. Schließlich kam ich gerade vom Essen. Das neue chinesische Restaurant lag nur ein paar Schritte entfernt, dort hinter den Bäumen, wo das Licht schimmerte. Wir befanden uns auf einem kleinen Parkplatz. Da stand mein Bentley, zu dem ich sehnsüchtig hinschielte.
Noch sehnsüchtiger dachte ich an Suko und Shao. Mit den beiden hatte ich mich hier getroffen. Da ich direkt vom Büro aus losgefahren war, waren Suko und Shao mit der Harley hergefahren, ich mit meinem Silbergrauen.
Ich hatte der Toilette noch einen Besuch abgestattet, deshalb waren Suko und Shao schon vorgefahren. Wir wollten den Abend immerhin war Freitag in einem Pub beschließen, der ganz in der Nähe unserer Wohnung lag. In dieser Kneipe wartete auch Jane Collins. Sie hatte wegen dringender Geschäfte nicht mitkommen können.
Nun sah es so aus, als würden meine Freunde ihr Bier allein trinken müssen.
Das paßte mir gar nicht.
»Also, was soll das alles?« Langsam wurde ich sauer. »Wenn ihr mich ausnehmen wollt, viel Geld habe ich nicht bei mir, außerdem möchte ich euch sagen, daß ich Scotland-Yard-Mann bin, und der Angriff auf einen Polizisten kann euch einiges kosten.«
»Wissen wir alles.«
Die Antwort zeigte mir, daß ich nicht zufällig irgendwelchen Straßenräubern in die Hände gefallen war. Hinter diesem überfall steckte Methode. Die Kerle waren also geschickt worden. Fragte sich nur, von wem? Da kamen viele Gegner in Frage. Die Dämonen und ihre Führer haßten mich ebenso wie Logan Costello, der große Boß der Londoner Unterwelt. Ich würde auf eine Frage hin auch gar keine Antwort bekommen.
Zudem hatten sich die beiden einen äußerst günstigen Zeitpunkt ausgesucht. Im Moment verließ kein weiterer Gast das Lokal, um zum Parkplatz zu gehen. Es konnte mir also auch niemand helfen.
Ich saß in der Tinte.
Und zwar doppelt.
»Bis jetzt waren wir freundlich«, sagte der mit dem Schnauzbart. »Und wir werden es auch bleiben. Vorausgesetzt, du machst keine Dummheiten, Bulle.«
»Werde mich bemühen.«
»Das finde ich gut.« Er trat einen Schritt zurück und ging auf Profi Distanz. Der Mündungsdruck war zwar an meinem Bauch verschwunden, wohl fühlte ich mich trotzdem nicht.
Auch der Typ hinter mir ging einen Schritt zurück. Unter seinen Sohlen knirschte der Kies des Parkplatzes.
»Bleib ganz ruhig und geh um die Säule herum!« befahl der Schnauzbart. Ich folgte dem Befehl Links von mir rauschte der Wind im Blattwerk der Bäume. Rechts führte eine kaum beleuchtete Straße in die Dunkelheit hinein.
Vorn befand sich der Parkplatz. Dort brannten zwei Laternen. Ihr müdes Licht fiel auf die lackierten Dächer der abgestellten Fahrzeuge. Auch mein Bentley befand sich darunter. Er stand zwischen einem Vauxhall und einem Austin.
Meine Gegner hatten nichts dagegen, daß ich auf den Bentley zuschritt.
Ich behielt die Richtung
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