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Das launische Eiland.

Das launische Eiland.

Titel: Das launische Eiland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Sorge, eine größere Angst laut nach einer hilfreichen Hand, nach einem aufmunternden Wort, nach einer Hilfe verlangte, die vielleicht nur aus Blicken freundlich gesinnter Augen bestand. Padre Imbornone schien vom Antoniusfeuer befallen, sprang von einem Fuß auf den anderen, war glühendrot im Gesicht geworden man hätte sogar ein Ei darauf braten können und wirkte in dem kleinen Turm eingesperrt wie ein Rabe in einem zu engen Käfig. Lemonnier versuchte, ihn zu beruhigen, da er fürchtete, ihn könnte vielleicht der Schlag treffen.
      »Regen Sie sich doch ab«, sagte er. »Es braucht noch seine Zeit, bevor sie all die Verletzten und Toten aufgesammelt und dann nach Vigàta geschafft haben.«
      Padre Imbornone hielt inne und sah ihn fragend an. Auch Simone Curtò di Baucina machte bei diesem Ausspruch ein verdutztes Gesicht.
    »Ich sagte«, sah sich Lemonnier gezwungen zu erläutern, verspürte aber zugleich ein leicht unangenehmes Kribbeln, »es dauert gewiß noch eine Weile, bevor die russischen Matrosen in den Genuß ihres Trostes, ihrer lehrreichen Worte kommen werden…«
      Padre Imbornone hob die Augen zum Himmel und bat den lieben Gott um etwas Geduld mit diesem ungeschlachten Piemontesen, der nicht die Bohne verstand.
      »Aber was für lehrreiche Worte denn!« brüllte er los. »Ich will den Anblick der Gesichter sämtlicher Dorfbewohner genießen, die verarscht worden sind! Ich will diese Farce nicht verpassen!«
      Und mit flatterndem Gewand rannte er die Treppe hinunter.

    »Wir sind gerettet! Der Dampfer ist untergegangen! Begreifen Sie, Don Totò? Untergegangen!«
      Über den Schreibtisch gebeugt verkündete ihm Blasco Moriones dies: Seit fünf Minuten schrie, weinte, flüsterte er, ja er war sogar auf die Knie vor ihm gefallen, und wiederholte diese Worte so lange, bis er selbst ihren Sinn nicht mehr verstand. Doch der Alte zeigte keine Regung, blieb ungerührt wie ein Eisblock. Als Blasco, in der Hoffnung auf irgendeine Reaktion von seiten Don Totòs, die Hände auf die gefalteten des anderen legte und sie heftig schüttelte, erst da fragte der Alte ihn, ohne den Kopf zu wenden, ohne ihn anzublicken: »Wieviel Uhr haben wir jetzt?«
      »Sechs Uhr, Don Totò«, gab Blasco Auskunft und verspürte Mitleid und Gewissensbisse, weil er Don Totò so lange Stunden inmitten eines Meeres aus Trübsal und Verzweiflung alleingelassen hatte.
    »Und wann hättest du hiersein sollen?«
    »Um drei.«
    Es ging also um etwas anderes, nichts konnte mehr verborgen bleiben, alles kam ans Tageslicht, seine Feigheit oder sein Mitverschworensein, man hatte die Wahl. Drei Stunden hatte er auf dem Toter-Mann-Hügel zugebracht, bis der Anblick der »Tomorow«, die auf eine Sandbank auflief, ihn aus seiner Betäubung riß, in die er zu seiner Freude gestürzt war.
    »Hat dein Maulesel sich die Hufe verstaucht?«
    »Nein.«
    »Bist du hingefallen?«
    »Nein.«
    »Hast du zuviel Zeit in Fela vertrödelt?«
    »Nein. Sehen Sie sich vor, die Gebrüder Munda…«
    »Laß die Gebrüder Munda aus dem Spiel.«
      Unweigerlich war das Verhör, würde es fortgesetzt, jetzt am Kreuzpunkt, an der Passionsstelle angekommen.
      »Dann sprich du«, gebot Don Totò. »Erzähl du mir den Grund deiner Verspätung, die mir mehr Pein zugefügt hat als das erwartete Schiff. Nicht etwa, weil mich die Antwort der Munda-Brüder interessiert, schreib dir das hinter die Ohren, sondern einfach und allein deshalb, weil du nicht auf deinem Posten warst, wo du hättest sein müssen. Und jetzt will ich deine Erklärung hören.«
      Doch Blasco erklärte nichts. Statt dessen begann er hemmungslos zu weinen, und diese Tränen besagten mehr als alle Worte, machten wieder einen kleinen Jungen aus ihm, wenn die erlittene Strafe für eine begangene Verfehlung sich in Tränen auflöste, die nach Vergebung, der Hand auf dem Kopf, dem mahnenden Wort flehten. Dieses Mal jedoch kam nichts davon.
    »Haben Sie nicht verstanden, was ich Ihnen gesagt habe?« lenkte Blasco Moriones, der auf allen vieren um den Schreibtisch herumgekrochen war und seinen Kopf gegen den Schenkel Don Totòs gelegt hatte, unter Schluchzern ein.
      »Wir sind gerettet! Der Dampfer ist untergegangen!«, und beim Sprechen hielt er den Mund gegen dessen Fleisch gepreßt, das er unter dem Stoff spürte, und küßte es in einem fort, ohne zu wissen, was er eigentlich tat.
    »Wir sind gerettet!«
      »Wir?« meinte Don Totò. »Wir sind? Da täuschst du dich aber. Wir, das

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