Das Letzte Einhorn und Zwei Herzen
bin schon immer eine ziemlich gute Köchin gewesen«, sagte Molly milde. »Wenn man siebzehn Jahre lang mit Cully und seinen Männern im grünen Wald gelebt…«
Prinz Lír sprach weiter, als hätte sie gar nichts gesagt. »Ich möchte ihr dienen, so wie du es tust, ihr finden helfen, was immer sie hier sucht. Ich möchte sein, was immer sie am meisten braucht. Sag ihr das. Wirst du’s ihr sagen?«
Während er sprach, hallte in seinen Augen ein lautloser Schritt wider, beunruhigte das Rascheln von Satin sein Gesicht. Die Lady Amalthea stand unter der Tür.
Der Herbst in König Haggards frostigem Reich hatte ihrer Schönheit nichts anhaben können, und der Winter schien sie noch geschärft zu haben, denn jetzt drang diese Schönheit in den Betrachter ein wie ein Pfeil mit Widerhaken. Ihr weißes Haar war mit einem blauen Seidenband hochgebunden und ihr Gewand war fliederfarben. Es passte nicht sehr gut, denn Molly Grue nähte sehr nachlässig, und Satin machte sie nervös. Doch ließ die schlechte Arbeit die Lady Amalthea noch lieblicher erscheinen, so wie die feuchten Steine und der Rübengeruch es taten. In ihrem Haar glitzerte Regen.
Prinz Lír verneigte sich vor ihr; es war eine hastige, missratene Verneigung, als hätte ihn jemand in den Magen getreten. » Meine Lady«, murmelte er. »Du solltest wirklich deinen Kopf bedecken, wenn du bei solchem Wetter hinausgehst.«
Die Lady Amalthea setzte sich an den Tisch, und sofort sprang die herbstfarbene kleine Katze auf, machte einen Buckel vor ihr, schnurrte schnell und weich. Sie streckte ihre Hand aus, doch die Katze wich ihr, immer noch schnurrend, aus. Sie schien keine Angst zu haben, duldete es aber nicht, dass ihr rostfarbenes Fell berührt wurde. Die Lady Amalthea lockte sie, und die Katze wedelte wie ein Hund vom Kopf bis zum Schwanz, aber sie kam nicht näher.
Lír sagte mir heiserer Stimme: »Ich muss gehen. Zwei Tagesritte von hier haust ein dorfmädchenverschlingender Oger. Es heißt, er könne nur von einem erschlagen werden, der die Große Axt des Herzogs Alban schwingt. Leider war Herzog Alban einer der ersten, die verschlungen wurden – er hatte sich als Dorfmädchen verkleidet, um das Ungeheuer zu täuschen –, und es besteht kein Zweifel, in wessen Besitz die Große Axt sich jetzt befindet. Wenn ich nicht wiederkehre, gedenket meiner. Lebt wohl.«
»Lebt wohl, Eure Hoheit«, erwiderte Molly. Der Prinz verbeugte sich wieder und verließ dann die Küche, um sich auf seine edle Ausfahrt zu begeben. Er sah nur einmal zurück.
»Du bist grausam zu ihm«, sagte Molly. Die Lady Amalthea sah nicht auf; sie hielt der Katze ihre Handfläche hin, doch diese blieb, wo sie war, zitternd vor Begier, zu ihr zu gehen.
»Grausam?«, fragte sie. »Wie kann ich grausam sein? Nur Sterbliche können das.« Doch dann erhob sie die Augen, die groß waren vor Gram – und vor etwas, das an Spott grenzte. Sie sagte: »Genau wie Mitgefühl.«
Molly Grue machte sich an dem Kessel zu schaffen, rührte und würzte die Suppe, hantierte abwesend herum. Leise sagte sie: »Du könntest ihm wenigstens ab und zu ein freundliches Wort sagen. Er hat deinetwegen unerhörte Gefahren auf sich genommen.«
»Was sollte ich ihm denn sagen? Bisher habe ich nichts zu ihm gesagt, und dennoch kommt er jeden Tag mit neuen Köpfen an, mit neuen Hörnern, Häuten und Schwänzen, mit weiteren verzauberten Edelsteinen und verhexten Waffen. Was würde er erst tun, wenn ich mit ihm spräche?«
»Er möchte, dass du an ihn denkst. Ritter und Prinzen kennen nur diesen einen Weg, um sich in Erinnerung zu bringen. Es ist nicht seine Schuld. Ich denke, er macht seine Sache sehr gut.« Die Lady Amalthea richtete ihren Blick wieder auf die Katze. Ihre langen Finger zupften am Saum ihres Satingewandes.
»Nein, meine Gedanken will er nicht«, sagte sie leise. »Er will mich, so ungestüm, wie mich der Rote Stier wollte, und mit genauso wenig Verständnis. Er flößt mir aber noch mehr Furcht ein als der Rote Stier, denn er hat ein gutes Herz. Nein, ich werde ihm nie ein hoffnungsvolles Wort sagen.«
Das Mal auf ihrer Stirn blieb in der Düsternis der Küche unsichtbar. Sie berührte es, zog ihre Hand so schnell zurück, als hätte sie sich daran verbrannt. »Das Pferd ist gestorben«, sagte sie zu der kleinen Katze. »Ich konnte nichts dagegen tun.«
Molly legte ihre Hand auf Lady Amaltheas Schulter. Unter dem glatten Stoff fühlte sich ihr Körper kalt und hart an, wie die Steine in König
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