Das letzte Zeichen (German Edition)
Erfolg haben, dann wird für alle, die den Angriff überleben, ordentlich gesorgt werden. Und es wird keine Versehrten mehr geben. Kein Abschlachten mehr. Das ist es doch wert, oder nicht?«
Evie nickte schweigend. Das war eine logische Antwort.Aber schließlich war auch die Stadt voller Logik. Voller Logik, System und Ordnung.
Der Eingang zum Zelt wurde zurückgeklappt und Raffy kam herein. Evies Herz machte einen Satz, und als sie ihn voller Hoffnung ansah, zog sich ihr Magen zusammen. Aber er erwiderte ihren Blick nicht. Linus kam hinter ihm herein. »Wie läuft es?«
»Großartig.« Martha lächelte. »Wie kommt Raffy mit dem System zurecht?«
»Er ist ein Naturtalent«, sagte Linus voller Stolz.
»Ein Naturtalent, was?« Martha zog die Brauen hoch.
Raffy grinste sie an. »Linus’ System ist einfach irre!« Er setzte sich so weit von Evie entfernt hin wie möglich. »Er hat einen Virus gebastelt, der das System der Stadt komplett lahmlegt, damit wir es so aufbauen können, wie es sein soll. Es ist einfach fantastisch. Es kann feststellen, ob jemand Gesellschaft braucht oder ob jemand krank ist; es kann sogar Spiele erfinden, wenn einem langweilig ist. Wenn in jedem Haus ein Computer steht, dann kann es sich tatsächlich um alles kümmern. Stellt euch vor.«
Raffy hatte leuchtende Augen, und Evie lächelte ihm zu, aber er sah sie nicht. Oder vielleicht wollte er sie nicht sehen.
»Und was habt ihr beide gemacht«, fragte Linus.
Evie versuchte, sich den Schmerz, der ihr durch Herz und Kopf, ja, durch den ganzen Körper pulsierte, nicht anmerken zu lassen. Raffy würde ihr nie verzeihen. Sie hatte ihn verloren, so wie sie es verdient hatte. »Wir gehen gerade die Zahlen durch«, antwortete sie.
Martha lächelte ihr kurz zu. »Wir haben die Rucksäcke organisiert, einen Zeitplan aufgestellt auf der Basis, dass wir das Lager der Versehrten um 17.00 Uhr erreichen und um 18.00 Uhr wieder verlassen.«
»Das sollte hinkommen«, pflichtete Linus bei. »Also Ankunft vor der Stadt bei Einbruch der Dunkelheit?«
»Wenn die meisten Leute wieder zu Hause sind«, sagte Martha.
Linus lächelte. »Aufregend, nicht?«
Er blickte Evie an, die versuchte, Begeisterung zu zeigen. »Oh ja«, brachte sie hervor.
»Gut.« Linus rieb sich die Hände. »Nach Marthas Zeitplan müssen wir hier los um … 15.00 Uhr? Um 16.00 Uhr?«
»15.30«, sagte Martha.
»Dann denke ich, Mittagessen hat zunächst einmal höchste Priorität.« Linus lächelte. »Knurrende Mägen können wir nämlich nicht gebrauchen, was?«
»Ganz bestimmt nicht.« Martha grinste ebenfalls und stand auf. »Evie, magst du mit mir in die Küche kommen und sehen, ob wir nicht jemanden dazu kriegen, uns etwas zu kochen?«
»Klar«, sagte Evie und sprang auf. Raffy wich leicht zurück, als sie an ihm vorbeiging, so als würde er vor ihr zurückschrecken, und es fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengrube.
»Also … Küche«, sagte Martha, als sie draußen vor dem Zelt waren. Evie blieb stehen.
»Ich muss … ich muss nur kurz aufs Klo«, sagte sie.
»Okay«, rief Martha zurück. »Dann bis gleich.«
Evie atmete ein paar Mal tief durch, vergewisserte sich, dass niemand sie beobachtete, und ging los, weg vom Küchenbereich, weg von Raffy und Linus, weg von den Toiletten. Jetzt würde sie zu Ende bringen, was sie begonnen hatte. Sie hatte jetzt sonst nichts mehr.
Sie ging den überdachten Weg entlang, vorbei an den Schlafzelten und am Systemzelt, bis sie wieder vor dem Zelt der Versehrten stand, und blickte hoffnungsvoll durch das Fenster hinein. Sofort erschien die Frau, als hätte sie gespürt, dass Evie kam, als hätte sie darauf gewartet. Sie kam ans Fenster. Evie streckte die Hand aus und spürte, wie sie von innen gegen das Plastikfenster drückte, und sie spürte etwas, das mächtiger war als Hass, mächtiger als Wut. Sie wusste es. Ganz tief drin wusste sie, wer diese Frau war.
Sie ging zur Tür und lächelte Angel an, der davor Wache stand und »die Versehrten beschützte«, wie Linus es ausdrückte. »Ich glaube, Martha braucht deine Hilfe«, sagte sie. »Bei der Planung für heute Nacht. Sie braucht irgendeine logistische Information.«
»Jetzt?« Angel runzelte die Stirn.
Evie verzog das Gesicht, trat näher zu ihm hin und senkte die Stimme. »Sie hat gesagt, sie braucht einen fachmännischen Rat zum Transport der Versehrten. Ich kann ja hier stehen bleiben, wenn du willst, solange du weg bist.«
Angel blickte unschlüssig drein; Evie
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