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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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abrupt stehen blieb. Er spürte, wie sein Herz zu rasen begann.
    „Warte!“, raunte er Bpm zu.
    „Wieso denn?“
    „Das Licht! Es flimmert.“ Er hörte selbst, dass seine Stimme brüchig klang.
    Eine Haut aus winzigen Lichtblitzen, schoss es Ian durch den Kopf. Schlauchartige Auswüchse, Äste, Tentakel, wabernde Körper, auf denen Explosionen stattfanden. Der Wind strich ihm über den Arm und er musste an Cathy denken, an den Hangar und schließlich an den Keller. An Zero.
    Dreh um, Ian. Verschwinde von hier.
    Unwillkürlich griff Ian an seine Nase, doch sie blutete nicht.
    Bpm musterte seinen Freund. „Was hast du denn? Hörst du wieder Geräusche? Siehst du was?“ Beunruhigt drehte er sich um. „Hast du ein Fernglas?“
    Ian schüttelte den Kopf.
    „Da steht eine Tür offen. Es ist bestimmt der Wind. Hier gibt’s keine Geister.“ Er klopfte Ian auf die Schulter.
    Sie gingen weiter, doch Ian folgte Bpm nur zögerlich. Er ließ das flackernde Licht nicht aus den Augen. Und wenn es doch die Geister waren? Er mochte gar nicht daran denken, was dann geschah. Letztes Mal hatten sie sich Zero geholt, würden sie diesmal Bpm … Ian schluckte.
    Immer wieder schoben sich Wolken vor den Mond. Die Stille war drückend. Unwillkürlich sah sich Ian nach Brandspuren um, doch er konnte in der Dunkelheit nichts erkennen. Konnte es sein, dass die Geister die Basis eingenommen und die Soldaten verbrannt hatten?
    Er verdrängte den Gedanken. Langsam wurde er wirklich verrückt. Er konnte doch nicht im Ernst glauben, dass die Geister eine Basis auslöschen könnten, ohne dass NBC, CBN und BBC darüber berichtet hätten.
    Sie erreichten den Tower und gingen weiter auf das flackernde Licht zu. Erst als die Wolken weiterzogen, sah Ian eine angelehnte Eisentür. Er wollte schon nach der Klinke greifen, als er mitten in der Bewegung innehielt.
    „Ist das Asche?“, rief Ian entsetzt und zeigte auf zwei dunkle Haufen, die unweit der Tür lagen. Etwas stakste aus ihnen hervor und Ian drehte es den Magen um. Waren das Armknochen? Die Überreste von verkohlten Soldaten, die – Nach einer kurzen Schrecksekunde rang sich Bpm durch, den Haufen näher zu untersuchen. Er stieß mit der Spitze seiner Docs gegen die Knochen und atmete erleichtert auf. Es waren nur dicke Äste, die jemand zusammengefegt hatte. „Du kannst einen echt fertigmachen. Du und deine Geistergeschichten“, schimpfte er und wandte sich der Tür zu. „Hallo?“
    Bpm und Ian traten in einen schmalen Flur.
    „Da ist dein Geist!“, lachte Bpm auf und zeigte an die Decke. „Eine kaputte Neonröhre.“
    Ian atmete auf. Sie liefen den Flur entlang, an dessen Wänden Abzeichen und Wimpel hingen. In einer Glasvitrine waren Modelle von Düsenjägern ausgestellt.
    „Ist da wer?“, fragte Ian laut. Keine Antwort. Langsam gingen sie weiter. Ein alter Monitor, noch aus dem letzten Jahrhundert, stand blind und schwarz in einer Ecke. Neben den Dienstplänen hingen Uniformen akkurat in einer Reihe, als hätten die Soldaten sie vor zehn Minuten auf den Haken gehängt. Im flackernden Licht der kaputten Neonröhre betrachtete Ian eine Tafel, auf der ein Einsatz der Fliegerstaffel angekündigt war: Di – 0700, Tiefflugübung A3. 527th Aggressor Squadron.
    Beim Anblick der Dienstpläne, der Uniformen und der alten Fliegerbilder fühlte Ian sich merkwürdig verloren. Sie gehörten nicht hierher, in diese geputzten Gänge, in diese kalten und toten Flure, die so aussahen, als seien sie erst vor wenigen Minuten verlassen worden.
    „Den Plan kannst du vergessen, der ist von 1993“, riss ihn Bpm aus seinen Gedanken. Tatsächlich. Der Plan war seit gut sechzehn Jahren nicht mehr beschrieben worden.
    „Was, aber …“ Mit gerunzelter Stirn nahm er eine der Mützen vom Haken und wischte über die Krempe. Kein Staub blieb an seinem Finger haften. „Was geht hier vor?“
    Sie erreichten eine Art Einsatzzentrale. Schmale Pulte, die sich von einer Wand zur anderen zogen und in die Telefone und Tastaturen eingelassen waren. Die technischen Aufbauten wirkten antiquiert und erinnerten Ian an die Armaturen ihres Chemieraums in der Schule. Es gab keine Beamer, keine großen Monitorwände oder Flatscreens.
    „Sieht aus wie ein Museum“, stellte Ian fest.
    „Du meinst, die haben die Basis dichtgemacht und zum Museum umgebaut?“
    Ian nickte. Er wollte zu einem der Pulte gehen, als ein schleifendes Geräusch ihn aufhorchen ließ. Hatte sich jemand unter den Pulten

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