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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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ihn skeptisch. „Ihr verarscht mich.“ Er deutete den beiden, stehen zu bleiben. Vorsichtig, Ian und Bpm nicht aus den Augen lassend, schob der junge Mann die Aktenordner zurück ins Stahlregal.
    „Wir werden jetzt die Polizei rufen und dann klären wir das. Was habt ihr da im Rucksack? Sprayflaschen?“ Der Mann beäugte die beiden argwöhnisch.
    Ian wollte seinen Rucksack öffnen, doch die Bewegung ließ den Mann sofort zurückweichen. Zu Ians und Bpms Erstaunen hielt er plötzlich einen Elektroschocker in der Hand.
    „Schön ruhig“, sagte er. „Macht keinen Stress, ja. Ihr wolltet hier sprayen und ich hab euch ertappt. Wir gehen jetzt nach oben und rufen die Polizei.“
    „Entschuldige mal“, protestierte Bpm und baute sich mit finsterer Miene breitbeinig vor dem Mann auf. „Sehe ich aus wie so ’n Sprayer? Und wer sagt uns, dass du kein Einbrecher bist?“
    „Vielleicht wolltest Du ja was klauen“, Ian stellte sich neben Bpm und blickte den Mann herausfordernd an.
    „Genau. Du wolltest was klauen. Wer hat hier also wen ertappt?“
    „Und jetzt wollen wir jemanden sprechen, der hier was zu sagen hat!“
    Dem Mann war anzusehen, dass er noch immer nicht wusste, ob sich die beiden über ihn lustig machten. Doch zu Ians Erleichterung steckte er den Elektroschocker weg.
    „Die Basis wurde 1993 geschlossen. Und ich bin hier der, der was zu sagen hat! Zumindest nachts. Ich bin nämlich der Nachtwächter des Museums.“
    „Aha“, spottete Bpm. „Du machst einen fantastischen Job. Ich würde dich sofort einstellen. Bei dir hat kein Dieb ’ne Chance.“
    Der Mann verschränkte die Arme und überlegte offenbar, ob er wütend werden sollte. Dann streckte er Bpm die Hand entgegen und räusperte sich verlegen: „Ich heiße Wesley. Und ich … ich hätte mich wohl nicht ablenken lassen dürfen.“
    Wesleys Händedruck war unangenehm kalt und fischig.

35
    Die Polizeiwagen waren nicht ihretwegen gekommen. Das wusste sie sofort. Dazu waren es zu viele.
    Ein kleiner Stau hatte sich von der Kiesauffahrt bis zu ihrem Haus gebildet. Allein vier Autos standen neben dem Gemüsebeet, drei Polizeiwagen und ein weißer Kleinbus.
    Gegen die Morgensonne blinzelnd konnte Chiyo zwei Beamte erkennen, die Kaffee oder Tee aus Pappbechern tranken. Sie standen bei den Kirschbäumen und sprachen mit Yutaka Kishii.
    Der Nachbar lehnte in einem dreckigen Hemd und einer löchrigen Bundfaltenhose an einem der Bäume. Als sie ihren Roller weiter die Auffahrt hinaufschob, stellte sie mit Verwunderung fest, dass ihm kein Schmutz, sondern Ruß am Hemd klebte. Auch seine Hose hatte Brandlöcher. Kishii selbst sah ungewöhnlich mitgenommen aus. Seine Haare standen wild zu Berge und seine Wangen, die gewöhnlich nach einem Schluck Schnaps blutrot anliefen, waren schwarz gefärbt. Ihre Blicke trafen sich, aber keiner der beiden sagte ein Wort. Schließlich nahm ihr ein weiterer Kirschbaum die Sicht auf den unliebsamen Nachbarn.
    Eine schlanke Polizistin rollte mit zwei weiteren Kollegen Absperrband aus. Ein älterer Herr mit Glatze und zerknittertem Cordanzug hielt ein Plastikbeutelchen in der Hand und suchte den verdorrten Rasen ab. Dabei rief er drei Männern in weißen Plastikoveralls, die auf der Veranda warteten, Fragen zu.
    Chiyo schnürte es die Kehle zu. Genauso sicher, wie sie wusste, dass die Männer nicht ihretwegen gekommen waren, genauso wusste sie, dass etwas Schlimmes mit ihrer Großmutter geschehen war.
    Nachdem Kishii gestern Abend ihre Großmutter ins Haus gebracht hatte, war Chiyo noch lange in der Werkstatt geblieben, um nachzudenken. Sie hatte nicht gewusst, wie und ob sie sich entschuldigen sollte. Schließlich hatte sie den Helm und die Ölpapierbündel in eine Geschenkbox getan und eine Schleife drumgebunden. Wenn ihrer Großmutter soviel an dem alten Helm lag, sollte sie ihn eben bekommen. Ihr Sturz war zwar ein dummer Unfall gewesen, aber Chiyo fühlte sich trotzdem schuldig. Sobo war der wichtigste Mensch in ihrem Leben, den sie auf keinen Fall verlieren wollte.
    Gott sei Dank war Kishii schon weg, als Chiyo nach Hause gekommen war. Sie hatte Sobo gleich das Geschenk gegeben und nach ihren Wunden gesehen. Wie leicht hätte sie sich eine Rippe, den Arm oder gar den Hals brechen können, hatte Chiyo immer wieder gedacht. Und obwohl sie oft unnahbar tat, waren ihr angesichts des ausgemergelten, verletzlichen Körpers ihrer Großmutter die Tränen gekommen.
    Chiyo hatte ihre Oma gewaschen, die Prellungen mit Eis

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