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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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Umhängetasche.
    Was hatte der Leutnant Colonel nur gemeint, als er gesagt hatte, sie sollten die Abschirmung verbessern? Nick war erst ein paar Tage auf dem Stützpunkt und hatte mit ansehen müssen, wie ein Mann grausam verbrannte.
    Dieses Wesen hatte ihn getötet.
    Was würde ihn noch erwarten?
    Erschöpft sank er zurück in den Schnee. Die Kälte brannte. Er wollte nur noch schlafen, sich in den Schnee legen und die Augen schließen.
    Die Wipfel der Bäume raschelten und in weiter Ferne dröhnten die Phantoms durch die Nacht.
    Sie werden mich niemals finden, dachte er und wünschte sich einen Peilsender oder eines der neuen GPS-Geräte herbei, die sie ab und an auf ihren Touren mitnahmen. Doch die Empfänger waren teuer und schwer.
    Es war das Jahr 1980 und Abba mit Super Trouper auf Platz eins der UK-Charts.

34
    US-Airforce-Base Bentwater, Rendlesham,
 Suffolk, England
     
    Stille. Kein Geräusch war zu hören, außer dem Rauschen der Kiefern, wenn der Wind durch die Zweige fuhr. Ian stellte die Harley ab. „Lass uns die letzten hundert Meter lieber zu Fuß gehen“, sagte er.
    Sie waren erst spät in London aufgebrochen, da Bpm noch unbedingt zu den Camden Markets gewollt hatte. Obwohl Ian über zwei Stunden mit der Harley gefahren war, hatte er keine Lust gehabt, unterwegs zu übernachten. Dafür war er viel zu aufgeregt. Und bei einer Militärbasis war es hoffentlich egal, ob sie morgens um acht oder nachts um elf auftauchten.
    „Da sind nicht mal Wachen“, zischte Ian. Sie blieben stehen und betrachteten den hohen Zaun und die dunklen Silhouetten der Wachtürme und Baracken. Bpm zog seine Stöpsel aus den Ohren und lauschte. Doch es waren nur die Bäume zu hören.
    „Sind die alle ausgeflogen?“, wunderte er sich. Die Jungen ließen den Wald hinter sich und folgten der schmalen Straße bis zum Tor. Im Mondlicht konnten sie ein verlassenes Wärterhäuschen neben einem Schlagbaum erkennen und unzählige Bunker, die sich rechts und links wie Wellen an der Rollbahn entlangzogen. In einiger Entfernung sahen sie ein Backsteinhaus mit einem Turm. Doch es brannte kein Licht.
    „Es sind die Zeichen, die auch dein Vater gemalt hat“, hatte Seymour geflüstert und seine trüben Augen hatten Ian durchbohrt. „Dieselben Symbole, die vor dreißig Jahren auch ein junger Soldat namens Nick Waterspoon in sein Notizbuch gekritzelt hat.“
    Seymour hatte Ians Wandbildfoto neben eine Kopie der Notizbuchseite von Nick Waterspoon gehalten. Die Zeichnungen waren identisch, auch wenn der Soldat sie hektisch und mit unsicherer Hand gezeichnet haben musste. Ian hatten sich die Nackenhaare aufgestellt. Was hatte sein Vater – ein Bankier aus Richmond – mit einem US-Soldaten in Rendlesham zu tun? Seymour wusste es nicht.
    „Lass die Erinnerung atmen, Junge. Vielleicht spricht sie im Schlaf zu dir“, hatte er gesagt und ihm die Schachtel in die Hand gedrückt.
    Im Schlaf, dachte Ian. Genauso sieht es hier aus – als würde alles schlafen. Oder als schliefen wir. Und träumten.
    „Hier müssten doch Wachen sein. Irgendwelches Militär. Piloten, Jeeps. Hier ist gar nichts … Haaaaaallo?“
    Bpm rüttelte am Zaun. Sein Ruf verhallte ungehört.
    „Sssssssssht!“ Ian zog seinen Freund zu sich, weil er einen Lichtschimmer in einem Gebäude unweit des Towers ausgemacht hatte. „Da vorne.“ Er deutete auf ein dunkelgraues Gebäude, das wie mehrere wuchtige Fertiggaragen aussah.
    „Du hast recht“, flüsterte Bpm. „Doch nicht alle tot. Da ist noch Leben in der Bude.“
    „Lass uns nachsehen.“
    „Du willst da einfach reinspazieren?“
    Ian zuckte mit den Schultern. „Ich bin nicht so weit gefahren, um mich von hohen Zäunen und verlassenen Wachtürmen abschrecken zu lassen. Vielleicht hocken die alle in der Kantine und feiern.“
    Das breite Schiebetor zur Basis stand offen. Bpm blickte sich nervös nach allen Seiten um, als sie direkt am Schlagbaum vorbeiliefen. An den Wachhäuschen hingen Schilder, die vor dem Betreten der Basis warnten. Ein von Rost zerfressenes Stoppschild schwang bei jedem Windhauch hin und her. Sein leises Quietschen hallte über den Vorplatz und verlor sich zwischen den Bunkern.
    Der Asphalt fühlte sich noch immer warm an. Ian konnte den Teer riechen. Sie verließen den Kontrollbereich und gingen über den Platz auf das Licht zu. Alles war so ausgestorben, dass die beiden gar nicht daran dachten, sich anzupirschen oder Deckung zu suchen. Sie hatten die halbe Strecke zurückgelegt, als Ian

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