Das Licht, das toetet
versteckt?
„Hallo?“, rief Ian.
„Sieh mal.“ Bpm zeigte auf eine Falltür, weiter hinten im Raum. Die Metallklappe stand offen und gab den Blick auf eine steile, schmale Stiege frei.
Mit einem Mal fiel die Neonröhre komplett aus.
„Shit!“ Ian tastete sich am Pult entlang, doch bevor er einen Schalter finden konnte, hatte Bpm schon seine Handytaschenlampe eingeschaltet.
„Was wohl Michelle gerade macht?“, fragte er unvermittelt, winkte dann aber ab. Bpm fühlte sich also auch an den Ausflug zum Hangar in Southend erinnert. Zögerlich trat Ian vor und sah die Treppe hinunter. Er meinte, ein schwaches Aufblitzen wahrzunehmen. Ein kurzes Glimmen, das von den Wänden reflektiert wurde.
„Ich … Ich … Ich geh da nicht runter“, stammelte er.
„Ach, komm schon … Was hast du denn?“, versuchte ihn Bpm zu beruhigen, doch seine Stimme klang wenig überzeugend.
Ian spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Wieder meinte er, für den Bruchteil einer Sekunde eine winzige Explosion gesehen zu haben. Er lauschte, aber er konnte das Fiepen nicht hören. Der Geruch von kalten, nassen Wänden wehte ihm entgegen. Der Geruch des Kellers seiner Eltern. Der Geruch des Raumes, in dem Zero gestorben war.
„Gut“, sagte Bpm schließlich. „Warte hier. Ich sehe nach.“ Er nahm die ersten Stufen, dann drehte er sich noch einmal um. „Ich habe leider nur die eine Lampe. Hältst du es wirklich für ’ne gute Idee, hier im Dunkeln zu warten?“
Endlich riss sich Ian aus seiner Starre und folgte Bpm die Stiege hinunter.
Die Eisentreppe endete in einer mannshohen Stahlbetonröhre, die als Durchgang diente. Mit einem Mal blitzte es erneut, diesmal war der Schein ein wenig heller.
„Komisch, sind denn hier alle Lampen kaputt?“
Bpm leuchtete die Wände ab, konnte aber keinen Lichtschalter entdecken. Links und rechts der Röhre befanden sich Kammern, die man in die Erde gegraben und mit massiven Gittern abgesperrt hatte. Die meisten Keller waren leer, doch in zwei von ihnen stapelte sich alter Krimskrams in Eisenregalen: Hefte, Decken, alte Schuhe, die Reste eines Motors.
Die Gittertür der letzten Kammer stand offen. Bpm leuchtete das Vorhängeschloss an, dessen offener Bügel an der Tür baumelte.
Sie tauschten einen Blick aus und verständigten sich stumm, die Kammer in Augenschein zu nehmen. Bpm ließ seine Lampe über die Eisenregale huschen. Immer wieder schluckte Ians Rücken den Lichtstrahl des Handys. Durch die Schatten, die sie warfen, kam es Ian vor, als würde sich alles in den Regalen bewegen. Mit einem Mal starrten kalte, riesige Pupillen die beiden Jungen an. Hunderte von Augenpaaren verfolgten ihre Schritte. Für einen Moment setzte Ians Herzschlag aus. Dann erkannte er, dass es Atemmasken waren, die alt und verstaubt in den Regalen auf ihren Einsatz warteten. Die runden Gläser und die abgehackte Nase, in die man Filter schrauben musste, erinnerten Ian an deformierte Totenköpfe.
Plötzlich wieder ein Blitz! Eine Schrecksekunde lang hielt Ian inne. Wie erstarrt lauschte er in die Dunkelheit. Er wartete auf seinen Freund und bog dann um eines der Eisenregale. Im schwachen Schein einer Taschenlampe kniete ein Mann. Dunkle, krause Haare fielen ihm in den Nacken. Seine Füße steckten in ausgetretenen Turnschuhen. Er trug ein verwaschenes T-Shirt, unter dem sich seine Speckröllchen abzeichneten. Die Hose, an der ein Schlüsselbund klimperte, spannte über seinem Hintern.
Leise schlich Ian sich näher an den Mann heran. Er sah staubige Aktenordner des Militärs am Boden liegen, die der Kerl mit einer Digitalkamera abfotografierte. Mit einem Mal fuhr der Mann herum. „Oh Gott!“, stieß er überrascht aus und ein Blitz löste sich.
Während Ian geblendet die Augen zukniff, sprang der Mann trotz seiner Pfunde geschwind auf die Beine und ließ in Sekundenschnelle die Kamera verschwinden.
„Habt ihr mich erschreckt!“ Er hustete und kratzte sich nervös sein ungepflegtes Kinnbärtchen.
I want to believe, las Ian auf dem T-Shirt des Mannes, der durch seinen Bart älter wirkte, als er vermutlich war. Ian schätzte ihn auf höchstens Anfang dreißig. Die Zähne des Mannes waren nikotingelb verfärbt.
„Was tun Sie hier?“ fragte Bpm.
„Äh, und ihr?“, der Mann wippte unruhig von einem Bein aufs andere.
Bpm zuckte mit den Achseln, trat näher und versuchte, einen Blick auf die Akten zu werfen. „Einen Soldat suchen?“
„Soldat?“ Der junge Mann verstellte Bpm die Sicht und musterte
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