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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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durch die trägen, lehmigen Fluten des Stroms. Dies war ein Land, in dem es von Leben wimmelte. Im Detail fremdartig, den Wäldern seiner Jugend aber nicht unähnlich.
    Nur dass der Himmel nicht blau war, sondern einen Stich ins Violette hatte, sagte er sich; sogar die Konturen der am Himmel verstreuten Wolken wirkten irgendwie seltsam. Vielleicht hatte die Luft so weit entfernt in der Zeit eine andere Qualität.
    Eine Herde gehörnter Kreaturen wanderte an der sumpfigen Küste entlang. Sie wiesen eine Ähnlichkeit mit Rhinos auf, hatten aber einen trippelnden Gang und bewegten sich auch sonst wie Vögel. Und dort war eine Schar von Wesen, die auf den ersten Blick wie Strauße aussahen mit ihrem aufrechten Gang, den wackelnden Köpfen, hastigen Bewegungen und misstrauischen Blicken.
    In den Bäumen sah Bobby einen großen, langsam sich bewegenden Schatten, der die riesigen Pflanzenfresser zu verfolgen schien. Vielleicht war das ein Fleischfresser oder sogar ein Raptor, sagte er sich und Bobby verspürte einen gewissen Nervenkitzel.
    Die Dinosaurierherden wurden von Insektenwolken umschwärmt.
    »Wir haben Glück«, sagte David. »Das Tierleben scheint hier ziemlich bunt und vielfältig. Das Dinosaurier-Zeitalter an sich ist aber eine Enttäuschung für die Zeit-Touristen. Es ist genauso öde und leer wie Afrika. Immerhin erstreckt es sich über ein paar hundert Millionen Jahre.«
    »Für mich war es eine herbe Enttäuschung«, sagte Bobby trocken, »als ich herausfand, dass Tyrannosaurus rex ein Aasfresser war… Diese Schönheit, David, und kein Bewusstsein, das sich an ihr erfreuen könnte. Ob sie die ganze Zeit auf uns gewartet hat?«
    »Ach ja, die unentdeckte Schönheit. ›Wurden die Muscheln des Eozän und die Ammoniten des Paläozoikums nur dafür erschaffen, dass der Mensch sie nach vielen Zeitaltern im Studierzimmer bestaunt?‹ Das sagt Darwin in Die Abstammung der Arten.«
    »Dann wusste er es auch nicht?«
    »Ich glaube nicht. Das ist ein uralter Ort, Bobby. Wie du siehst, hat die Lebensgemeinschaft sich über ein paar hundert Millionen Jahre entwickelt. Und dann…«
    »Und dann ist sie durch den Einschlag des Wurmwalds der Kreidezeit ausgelöscht worden.«
    »Die Erde ist ein einziger Friedhof, Bobby. Und wenn wir weit genug in der Vergangenheit zurückgehen, steigen die Toten aus den Gräbern…«
    »Ein paar haben doch überlebt. Zum Beispiel die Vögel.«
    »Ja, die Vögel. Ein gelungenes Ende dieses evolutionären Akts, meinst du nicht? Hoffentlich ziehen wir uns auch so gut aus der Affäre. Gehen wir weiter.«
    »Gut.«
    Sie fielen durch den Dinosaurier-Sommer im Mesozoikum, zweihundert Millionen Jahre tiefer in die Vergangenheit.
    Urzeitliche Dschungel zogen als grünes Wabern durch Bobbys Blickfeld und bildeten die Kulisse für die ängstlichen Blicke von Millionen Generationen von Vorfahren, die ihre Lebenszyklen von der Geburt bis zum Tod durchliefen.
    Das Grün verschwand abrupt und wich einer staubigen Ebene unter einem leeren Himmel.
    Das Land war eine Wüste, die vom grellen Licht einer hoch am Himmel stehenden Sonne zusammengebacken wurde. Der Sand zeigte eine einheitlich rötliche Färbung. Sogar die Hügel hatten sich verschoben und verformt, so tief standen sie in der Zeit.
    Der Vorfahr war nun eine kleine reptilienartige Kreatur, die eifrig etwas abnagte, das wie der Kadaver einer jungen Ratte aussah. Das Tier befand sich am Rand eines Walds aus kleinen Farnen und Koniferen, der wiederum einen Flusslauf säumte.
    Eine Art Leguan kroch in der Nähe herum und entblößte Reihen spitzer Zähne. Vielleicht war das die Mutter aller Dinosaurier, mutmaßte Bobby. Hinter den Bäumen erkannte er Geschöpfe, die wie Warzenschweine aussahen und sich im Schlamm in der Nähe des Flüsschens suhlten.
    David grunzte. »Lystrosaurus. Die glücklichsten Viecher, die je gelebt haben«, sagte er. »Das einzige Großtier, dem es gelang, die Vernichtung zu überleben…«
    »Du meinst den Dinosaurier-Killerkometen?« fragte Bobby verwirrt.
    »Nein«, erwiderte David. »Ich meine eine andere globale Katastrophe in einer Tiefe von zweihundertfünfzig Millionen Jahren, die wir gleich erreichen werden. Die größte überhaupt…«
    Deshalb war das große schöne Dschungelpanorama mit den Dinosauriern verschwunden. Wieder einmal wurde die Erde entvölkert. Bobby verspürte plötzlich eine kreatürliche Angst.
    Sie setzten den Abstieg fort.
    Schließlich entwickelten die verkrüppelten Bäume sich zu Samen

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