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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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seinen Verstand wieder aufzuwecken.« Nach einer Pause fragte er langsam und bedeutungsschwer: »Wäre es vielleicht besser, wenn ich ihn in das Idiotendorf verbannte?«
    Lange Zeit herrschte ein furchtbares Schweigen. Domaris spürte, wie Deoris erstarrte, jeder ihrer Muskel wurde steif, ihre Schultern verkrampften sich vor Entsetzen. Um sie zu trösten, ergriff Domaris die Hand ihrer Schwester. Deoris aber riss sie weg.
    Riveda blieb völlig ruhig. »Dein Verdacht ist grundlos, Rajasta. Ich versuche nur, den armen Kerl wieder zu sich zu bringen. Ich bin kein schwarzer Zauberer. Deine Andeutung ist beleidigend, Wächter.«
    »Du weißt, dass es nicht meine Absicht war, dich zu kränken.« Rajastas Stimme klang müde und alt. »Aber es gibt Leute in deinem Orden, die ungehindert Zauberei betreiben.« Er wandte sich ab.
    Der Graumantel stand ganz still, und die Linie seines erhobenen Kinns verriet Selbstzweifel, die bei ihm sonst nicht üblich waren. Schließlich gab er nach und trat neben Rajasta an das Geländer: »Sei mir nicht böse«, bat er beinahe zerknirscht. »Ich wollte dich nicht herausfordern.«
    Der Priester des Lichts hatte keinen Blick für ihn. »Da wir nicht miteinander sprechen können, ohne uns gegenseitig zu beleidigen, wollen wir lieber schweigen«, stellte er kalt fest. Betroffen über die Zurückweisung, erstarrte Riveda und sah stumm einige Minuten lang über den Hafen hin.
    Der Vollmond wurde am Himmel sichtbar, legte sich wie eine goldene Kugel über die Wellen und tanzte in einem feenhaften Lichterspiel auf der Brandung. Entzückt holte Deoris tief Atem. Hingerissen und fasziniert betrachtete sie die leuchtenden Wellen, die mondbeschienenen Dächer... Sie spürte Rivedas Hand auf ihrem Arm und rückte ein Stück näher an ihn heran. Das große, gelblich-orangefarbene Gestirn stieg langsam höher und höher, schwebte über dem wogenden Meer und beleuchtete schließlich ihre Gesichter. Deoris sah in der Dunkelheit aus wie ein Nebelschwaden, Domaris wirkte im Mondlicht blass unter der Kapuze ihres losen, raureiffarbenen Gewandes. Rajasta erschien wie eine glänzende Lichtgestalt und Riveda wie ein dunkler Pfeiler. Hinter ihnen drückte sich ein dunkles Wesen gegen den Treppensims, ungesehen und unbeachtet.
    Deoris erkannte nun Einzelheiten in der vom Mond beschienenen Szene: die Umrisse von Schiffen mit aufgezogenem Segel, die schlanken Masten einsam vor der schimmernden See aufragend; im Vordergrund dunkle Dächer der Stadt, in der Lichter flackerten und durch die Straßen glitten. Einem plötzlichen Impuls gehorchend, hob sie die Hand und zog die Silhouette von Stadt und Hafen nach. Dann schrie sie leise und überrascht auf.
    »Riveda, sieh doch - wenn man von hier aus die Umrisse der Stadt nachzieht, macht man das Heilige Zeichen!«
    »Ich glaube, man hat sie absichtlich so gebaut«, erwiderte Riveda ruhig. »Der Zufall ist oft ein Künstler - aber das wäre seiner zuviel.«
    Eine tiefe Stimme rief: »Domaris?«
    Die junge Priesterin nahm die Hand vom Arm ihrer Schwester. »Ich bin hier, Arvath«, rief sie zurück.
    Die nur vage zu erkennende weißgekleidete Gestalt ihres Mannes löste sich aus den Schatten und er kam auf sie zu. Lächelnd blickte Arvath von einem zum anderen. »Ich grüße euch, Rajasta - Riveda. Und dich, kleine Deoris - nein, so darf ich dich nicht mehr nennen, nicht wahr, Kätzchen? Ich grüße die Priesterin Adsartha vom Caratratempel!« Er machte eine tiefe, komisch wirkende Verbeugung vor ihr.
    Deoris konnte ein Kichern nicht unterdrücken, aber sie warf den Kopf in den Nacken und drehte ihm den Rücken zu.
    Arvath grinste und legte den Arm um seine Frau. »Ich dachte mir, dass ich dich hier finden würde«, meinte er besorgt und vorwurfsvoll. »Du siehst müde aus. Wenn du deine Pflichten erfüllt hast, solltest du dich ausruhen und nicht diese langen, anstrengenden Treppen hochklettern.«
    »Ich bin nicht müde«, antwortete Domaris langsam, »nur etwas angestrengt.«
    »Ich weiß, aber -« Er umarmte sie fester.
    Rivedas Stimme mit ihrem seltsamen harten Unterton klang durch das Mondlicht. »Welche Frau nimmt schon einen vernünftigen Rat an.«
    Domaris hob stolz den Kopf. »Ich bin in erster Linie ein vernunftbegabtes Wesen und dann eine Frau.«
    Rivedas Blick ruhte mit der merkwürdigen und feierlichen Verehrung auf ihr, die sie einmal so erschreckt hatte. Bedächtig antwortete er: »Das glaube ich nicht, Priesterin Isarma. Du bist vor allem Frau. Ist das nicht

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