Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
für jedermann sichtbar?«
    Mit finsterem Gesicht ging Arvath auf Riveda zu, doch Domaris fasste seinen Arm. »Bitte«, flüsterte sie, »erzürne ihn nicht. Er hat es sicher nicht beleidigend gemeint. Er gehört nicht unserer Kaste an; wir brauchen, was er sagt, nicht ernstzunehmen.«
    Arvath gab nach. »Was ich an dir liebe, ist deine Weiblichkeit, Schatz. Der Rest deiner Person gehört dir, da mische ich mich nicht ein.«
    »Ich weiß, ich weiß«, beschwichtigte sie ihn mit leiser Stimme.
    Rajasta ergänzte mit allumfassender Güte: »Mach dir keine Sorgen um sie, Arvath. Ich weiß, dass sie ebenso Frau wie Priesterin ist.«
    Riveda sah mit feinem Spott zu Deoris hin. »Ich glaube, wir beide sind hier überflüssig«, brummte er und zog das Mädchen am Geländer entlang zur Südseite des Daches, wo sie schweigend stehenblieben und auf das Feuer niederblickten, das am Meeresdeich tanzte und flackerte.
    Arvath wandte sich entschuldigend an Rajasta. »Ich bin allzu sehr Mann, wenn es um Domaris geht«, dabei lächelte er belustigt.
    Rajasta gab das Lächeln freundschaftlich zurück. »Das kann ich gut verstehen, mein Sohn.« Er sah Domaris scharf an. Im silbernen Mondschein glänzte ihr wundervolles, feuerfarbenes Haar, und die Müdigkeit in ihrem jungen Gesicht war kaum noch zu sehen. Aber Rajasta ließ sich nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie ruhebedürftig war. Warum nur , fragte er sich, hat sie so eifrig geleugnet, vor allem eine Frau zu sein? Rajasta wandte sich ab und sah auf das Meer hinaus. Die Erinnerung schmerzte ihn. Als sie Micons Sohn trug, war Domaris ganz Frau, mit tiefer Freude und mit einem Stolz, der schon fast überheblich war. Warum ist sie gerade so rebellisch geworden, als habe Riveda sie beleidigt - dabei hat er ihr das größte Kompliment gemacht, das er kennt?
    Plötzlich lächelte Domaris. Sie schlang einen Arm um ihren Mann, den anderen um Rajasta und zog beide an sich. Sie stützte sich auf Arvath, gerade soviel, dass es den Eindruck von Unterordnung und Zuneigung erweckte. Sie war nicht dumm und wusste, welches Gefühl der Bitterkeit Arvath so entschlossen unterdrückte. Kein Mann würde ihr je mehr bedeuten - die Erinnerung an Micon ausgenommen, die sie mit fester Entschlossenheit aus ihrem Leben fernhielt. Keine Frau kann ja gegen den Mann, dessen Kind sie trägt, völlig gleichgültig sein.
    Mit einem heimlichen, überlegenen Lächeln, das den Wächter sehr beruhigte, berührte Domaris die Wange ihres Gatten mit den Lippen. »Schon bald, Rajasta, werde ich dich darum bitten, mich von den Tempelpflichten zu befreien, weil ich dann an anderes zu denken habe.« Sie lächelte immer noch. »Arvath, komm, lass uns nach Hause gehen. Ich bin müde und möchte mich ausruhen.«
    Mit besitzergreifender Zärtlichkeit begleitete Arvath seine Frau die lange Treppe hinunter. Rajasta folgte dem jungen Paar. Er war zufrieden: Domaris war bei Arvath wirklich gut aufgehoben.
     
    Als die anderen in der Dunkelheit verschwanden, seufzte Riveda hörbar enttäuscht. »So hat Domaris also ihre Wahl getroffen. Und du, Deoris?«
    »Nein!« Abscheu lag in ihrem schrillen Aufschrei.
    »Frauen sind seltsame Wesen«, fuhr Riveda nachdenklich fort. »Sie verfügen über eine größere Sensibilität als wir Männer; ihr Körper reagiert unwillkürlich auf den zarten Einfluss von Mond und Gezeiten. Ungeheure Kraft und Aufnahmefähigkeit ist ihnen angeboren. Ein Mann muss sie sich in jahrelangem Streben und mit seinem Herzblut erwerben. Aber wo der Mann Höhen erklimmt, neigt die Frau dazu, sich selbst in Ketten zu legen. Heirat, die Sklaverei der Lust, die Brutalität des Gebärens, die Dienstbarkeit, Ehefrau und Mutter zu sein - und all das ohne Widerspruch! Mehr noch, sie will es so und weint, wenn es ihr verweigert wird!«
    Wie ein fernes Echo hallten die vor langer Zeit von Domaris gesprochenen Worte im Geist des Mädchens höhnend wider: Wer hat dir nur solche Flausen in den Kopf gesetzt? Aber Deoris war nur zu gern bereit, Riveda zuzuhören, denn er redete ihrer Rebellion das Wort. So protestierte sie nur ganz schwach: »Es müssen doch Kinder geboren werden, oder?«
    Riveda zuckte die Schultern. »Es gibt immer mehr als genug Frauen, die für nichts anderes geeignet sind. Ich jedoch träumte einst von einer Frau mit der Kraft und der Härte eines Mannes - und mit der Sensibilität einer Frau, von einer Frau, die sich nicht selbst in Ketten legt. Früher hielt ich Domaris für eine solche. Glaube mir, sie

Weitere Kostenlose Bücher