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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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besonderen Zielen mochten die Magier streben?
    Riveda beantwortete ihre unausgesprochene Frage. »Zuerst suchen wir, absolute Selbstbeherrschung zu erlangen; Körper und Geist müssen gestählt und durch eine bestimmte Disziplin unter Kontrolle gebracht werden. Dann arbeitet jeder für sich daran, mit den Kräften seines Körpers und Geistes die Kontrolle über Klänge, über Farbe oder Licht oder auch Lebewesen zu gewinnen, ganz nach eigenem Ermessen. Wir nennen uns Magier, aber es gibt gar keine Magie; es gibt nur Schwingungen. Wenn ein Mann fähig ist, seinen Körper auf irgendeine Schwingung einzustimmen, wenn er etwa die Schallschwingungen auf eine Weise beherrscht, dass er Felsen spalten kann, oder es ihm gelingt, eine Farbe in eine andere umzudenken, dann ist das keine Magie. Wer sich selbst beherrscht, beherrscht das Universum.«
    Sie erreichten den großen Bogen, der die Bronzetore des Grauen Tempels überspannte, und er winkte ihr, ihm voranzugehen. Eine körperlose Stimme rief sie in fremden Silben an, und Riveda antwortete ihr. Sie traten durch das Tor, und er sagte leise: »Ich werde dich die Worte der Einlassung lehren, Deoris, damit du hier auch ohne mich Zutritt hast.«
     
    Der große trübe Raum kam ihr viel größer vor, als das erste Mal, denn diesmal war er fast leer. Instinktiv wanderten Deoris' Augen zu der Stelle, wo sie den Mann mit den gekreuzten Händen gesehen hatte - aber die Nische in der Wand war hinter grauen Schleiern verborgen. Sie erinnerte sich an einen anderen Schrein, tief in den Eingeweiden der Erde, und konnte es nicht unterdrücken zu erschauern.
    Riveda sagte ihr ins Ohr: »Weißt du, warum der Tempel grau ist und wir diese Farbe tragen?«
    Deoris schüttelte stumm den Kopf.
    »Weil Farbe an sich Schwingung ist und jede Farbe ihre eigene Schwingung hat. Grau macht es möglich, eine Schwingung störungsfrei zu übertragen. Außerdem absorbiert Schwarz das Licht, und Weiß reflektiert und verstärkt es. Grau aber tut weder das eine noch das andere, es gestattet uns, das Licht zu sehen, wie es in Wahrheit ist.« Er versank wieder in Schweigen, und Deoris fragte sich, ob seine Worte ebenso symbolische wie physikalische Bedeutung hatten.
    In einer Ecke der riesigen Halle standen fünf junge Chelas in steifer, unnatürlicher Haltung im Kreis und gaben einer nach dem anderen Töne von sich, von denen Deoris beinahe Kopfschmerzen bekam. Riveda hörte kurz zu, dann sagte er: »Warte hier, ich muss mit ihnen reden.«
    Riveda ging zu den Chelas hinüber und sprach mit ihnen, energisch, doch mit einer so leisen Stimme, dass Deoris kein einziges Wort verstehen konnte. Sie sah sich im Tempel um. Grauenhafte Geschichten hatte sie über diesen Ort gehört - von Selbstfolterung, von den saji -Frauen und von unzüchtigen Ritualen. Sie konnte aber nichts von alledem erkennen. In einiger Entfernung von der Gruppe der Chelas saßen drei junge Mädchen und sahen ihnen zu. Alle waren jünger als Deoris. Sie hatten kurzgeschnittenes Haar; ihre noch unentwickelten Körper waren in silbergegürtete safrangelbe Schleier gehüllt. Sie saßen im Schneidersitz und wirkten seltsam anmutig und entspannt.
    Deoris wusste, dass die saji sich hauptsächlich aus Ausgestoßenen zusammensetzten, aus namenlosen Kindern, geboren, ohne dass ihr Vater sie anerkannt hatte. Auf der Stadtmauer ausgesetzt, starben sie oder wurden von Mädchenhändlern gefunden. Wie alle Angehörigen der Priesterkaste glaubte Deoris, die saji seien Huren oder Schlimmeres - sie würden in Ritualen benutzt, deren Abscheulichkeit von unaussprechlichem Ausmaß war. Aber diese Mädchen dort sahen gar nicht lasterhaft oder verkommen aus. Zwei waren sogar besonders hübsch; die dritte hatte eine Hasenscharte, die ihr junges Gesicht entstellte. Ihr Körper war jedoch zierlich und graziös wie der einer Tänzerin. Sie unterhielten sich mit leisen, zirpenden Stimmen und benutzten dabei die Hände in zarten, ausdrucksvollen Gesten, die lange Übung verrieten.
    Als Deoris den Blick von den saji -Mädchen abwandte, entdeckte sie auch die Adeptin, die sie schon bei ihrem ersten Besuch gesehen hatte. Von Karahama hatte sie den Namen dieser Frau erfahren. Sie hieß Maleina . In der Graumantel-Sekte nahm sie den zweiten Rang nach Riveda ein. Es hieß, Riveda und Maleina seien erbitterte Feinde; warum, wusste Deoris nicht.
    Heute trug Maleina die Kapuze zurückgeschlagen; ihr bloßes Haar war flammendrot. Ihr Gesicht war scharf und feinknochig und von einer

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