Bis das Glück mich findet
Vorwort
D ominique stand in dem kleinen Innenhofgarten und überlegte, wo genau sie das Dutzend bunter chinesischer Papierlaternen anbringen sollte, als es an der Haustür klingelte. Sie schaute auf ihre Armbanduhr, riss überrascht die Augen auf und spurtete dann durch die Hintertür ins Haus und weiter durch den engen Flur zum Eingang, während sie die Hände an ihrer schwarzen Jeans abwischte.
»Hallo.« Ein zierliches junges Mädchen, ein dunkelgrünes Käppi schief auf den ungebärdigen roten Locken, stand vor der Tür und schaute sie an, verhaltene Neugier im Blick, dann begann es zu lächeln. »Mizz Delahaye? Ich bin Lizzie Horgan. Ich komme vom Cateringservice.«
»Auf die Minute«, sagte Dominique. »Ich hatte gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist. Kommen Sie doch bitte mit nach hinten.« Sie führte das Mädchen durch das Haus in die kleine quadratische Küche, die sie am Vormittag blitzblank geputzt hatte. Durch die offene Terrassentür sah man hinaus auf das ummauerte Gärtchen, wo Dominique im Begriff gewesen war, ihre Lampions aufzuhängen.
»Tut mir leid«, sagte sie, als Lizzie sich mit unverhohlener Neugier umsah. »Ich weiß, es ist hier ein bisschen eng.«
»Ach, machen Sie sich keine Sorgen. So viel Zeug ist es gar nicht. Da haben wir schon ganz andere Feiern ausgerichtet als …« Lizzie biss sich auf die Lippe, als sie merkte, dass Dominique es als Beleidigung auffassen könnte, wenn sie, Lizzie, a) ihre Party als klein und unwichtig abtat; oder b) sie für eine Kundin hielt, die keine blasse Ahnung von Einladungen in großem Stil hatte. Und nicht zu vergessen c), nämlich, dass Ash, die Chefin der Cateringfirma, ihr sehr strikte Anweisungen erteilt hatte, wie sie Dominique Delahaye zu behandeln habe, Lizzie sich jedoch mit ihrer unüberlegten Bemerkung ganz und gar nicht an die Order ihrer Chefin hielt.
Diese Anweisungen, von Ash mit strenger Stimme erteilt, verpflichteten Lizzie zu möglichst professionellem Verhalten. Zu ultrahöflichem Benehmen. Sie solle einfach die ganzen Sachen abliefern und umgehend wieder verschwinden, hatte Ash ihr erklärt. Und sie dürfe unter keinen Umständen, darauf hatte Ash mit besonderer Strenge hingewiesen, ein persönliches Gespräch mit der Kundin anfangen oder irgendwelche Kommentare von sich geben, die man möglicherweise irgendwie auch nur im Entferntesten als anmaßend oder kritisch oder indiskret interpretieren könnte.
»Wir sind keine neugierigen Gaffer«, hatte Ash Lizzie ermahnt. »Wir stecken unsere Nase nicht in das Privatleben unserer Kunden. Ganz egal, wie wir vielleicht insgeheim über sie denken«, fügte sie hinzu.
»Ich werde so was von diskret sein«, versicherte Lizzie ihrer Chefin. »Aber du meine Güte, sie gibt eine Party! Sie muss also was zum Feiern haben. Ich habe nichts darüber gelesen oder gehört, Sie etwa? Weder über ihn noch über sie. Ich habe gelesen, dass sie sich ins Ausland abgesetzt und sich irgendwo mit ihm getroffen hat. Aber das ist anscheinend alles nur Quatsch. Also wieso macht sie dann jetzt so etwas? Ob es stimmt, was man so hört, dass sie einen Haufen Geld hat? Heißt das, dass sie jetzt plötzlich wieder zur Schickeria gehört? Oder ist es eher eine Abschiedsparty, weil sie ins Ausland geht?« Lizzie war vor Aufregung ganz zappelig.
»Das alles geht uns nichts an«, erwiderte Ash. »Es ist eine private Feier; darauf hat die Kundin sehr deutlich hingewiesen. Überdeutlich sogar, also versuche ja nicht, ihr irgendwelche Informationen aus der Nase zu ziehen. Wir kennen ihre derzeitige Situation nicht. Falls sie wirklich in diese Partyszene zurückkehrt, könnten wir vielleicht demnächst jede Menge Aufträge an Land ziehen, aber das klappt nicht, wenn du sie wegen irgendwas verärgerst. Alles hängt jetzt schlicht davon ab, dass wir unsere Arbeit gut machen und dabei so wenig Wirbel wie möglich veranstalten.«
Lizzie versicherte ihrer Chefin, sie werde ganz bestimmt diskret sein, diskreter geht’s gar nicht, auch wenn sie insgeheim der Ansicht war, dass die coole, souveräne, kompetente Ash viel besser für diesen Auftrag geeignet wäre als sie selbst. Aber Ash musste an diesem Tag eine andere Veranstaltung organisieren und hatte keine Zeit für einen Auftrag, der im Grunde nur aus einer simplen Anlieferung bestand, wie berühmt (oder berüchtigt) die Kundin auch immer sein mochte.
Also verrichtete Lizzie schweigend ihren Job, ohne mit Dominique Delahaye Small Talk zu machen, und trug,
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