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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Fremden hin.
    »Entschuldige, kiha Domaris«, flüsterte sie, »ich wusste nicht, dass du Gäste hast -«
    Deoris drehte sich zu dem Kind um: ein zehn Jahre altes, hochaufgeschossenes Mädchen, zart und schlank. Langes, glattes Haar fiel ihr offen auf die Schultern und umrahmte ein feines Gesicht, in dem große, silberblaue Augen mit dunklen Wimpern strahlten...
    »Domaris!« keuchte Deoris, »Domaris, wer ist sie? Wer ist dieses Kind? Bin ich wahnsinnig oder träume ich?«
    »Mein Liebling, errätst du es nicht?« fragte Domaris leise.
    »Domaris, ich kann ihren Anblick kaum ertragen, du hast - Demira nie gesehen -« Sie brach in Schluchzen aus.
    »Meine Schwester, sieh mich an!« befahl Domaris. »Wäre ich zu einem so grausamen Scherz fähig? Deoris, es ist dein Kind, dein eigenes kleines Mädchen - Tiriki, Schätzchen, komm her, komm zu deiner Mutter -«
    Das Mädchen lugte zu Deoris hin und blieb schüchtern stehen. Domaris sah im Gesicht ihrer Schwester eine Ahnung aufdämmern, die zu phantastisch war, um wirklich zu sein, eine verrückte, mit Angst vermischte Hoffnung.
    »Aber Domaris, mein Kind ist doch gestorben«, stieß Deoris hervor, und dann kamen ihr Tränen, die sie zehn Jahre lang unterdrückt hatte, die sie damals in ihrem alptraumhaften Elend nicht hatte vergießen können. » Also war es doch kein Traum! Man sagte mir, sie sei gestorben, mein Kind sei schwachsinnig, schrecklich deformiert, verkrüppelt gewesen -«
    Domaris stellte den kleinen Jungen auf die Füße, trat schnell zu ihrer Schwester und zog den dunklen Kopf an ihre Brust. »Liebling, verzeih mir«, bat sie. »Ich war verzweifelt, ich wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte - ich habe es zu einem der Tempelleute gesagt, um sie daran zu hindern, sich einzumischen, während ich mir einen Plan zurechtlegte! Ich hatte ja keine Ahnung, dass - oh, meine kleine Schwester, und in all diesen Jahren hast du geglaubt -« Sie hob den Kopf. »Tiriki, komm her.«
    Das kleine Mädchen traute sich immer noch nicht heran, aber als Deoris, die noch nicht ganz wagte, an das Wunder zu glauben, es sehnsüchtig ansah, flog ihr das großmütige Herz des Kindes entgegen. Tiriki kam gelaufen, schlang ihre Arme um die schöne Frau und blickte schüchtern zu ihr auf.
    »Nicht weinen - o bitte, nicht weinen!« bat sie mit einer ernsthaften und zugleich kindlichen Stimme, die Erinnerungen in Deoris weckte und ihr beinah das Herz zerriss. » Kiha Domaris - ist das wirklich meine Mutter?«
    »Ja, Schätzchen, ja«, versicherte Domaris ihr - und dann drückte Deoris das Kind leidenschaftlich an sich. Domaris lachte und weinte gleichzeitig; die Überraschung und die Freude waren zu groß gewesen.
    Micail rettete sie alle. Vom Fußboden her, wo er Deoris' Baby ebenso ungeschickt wie vorsichtig festhielt, erklärte er mit tiefster Verachtung:
    »Weiber!«

7. DIE BLUME, DIE NIEMALS WELKT
    Domaris ließ die letzten Töne ihrer Laute verklingen, legte sie beiseite und begrüßte Deoris mit einem Lächeln. »Du siehst ausgeruht aus, Liebes.« Damit winkte sie ihre jüngere Schwester auf den Platz neben sich. »Ich bin so glücklich, dich hier zu haben! Wie kann ich dir nur dafür danken, dass du mir Micail gebracht hast?«
    »Du - du - was soll ich sagen?« Deoris griff nach der zarten Hand ihrer Schwester und hielt sie fest. »Du hast doch soviel für mein Kind getan. Hast du Eilantha - wie nennst du sie? - Tiriki - die ganze Zeit bei dir gehabt? Wie hast du das nur geschafft?«
    Domaris versank in träumerische Erinnerungen. »Reio-ta hat sie mir aufs Schiff gebracht. Eigentlich war es sein Plan - ich wusste nicht, dass sie in so schrecklicher Gefahr war. Man hätte sie nicht am Leben gelassen.«
    »Domaris!« Entsetzen sprach aus der Stimme und aus den Augen. »Warum hat man das vor mir geheimgehalten?«
    Domaris wandte ihre tiefliegenden Augen der Schwester zu. »Reio-ta hat versucht, es dir zu sagen. Du warst jedoch - zu krank, um ihn zu verstehen. Ich fürchtete, du könntest - es verraten oder -« Sie wandte das Gesicht ab. »Oder versuchen, sie selbst zu töten.«
    »Hast du wirklich gedacht -«
    »Ich wusste nicht, was ich denken sollte, Deoris! Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt denken konnte! Und bestimmt war ich nicht stark genug, dich zu zwingen, mir dein Kind zu überlassen. Aus unterschiedlichen Gründen hätten weder die Grau-noch die Schwarzmäntel sie am Leben gelassen. Und die Priester des Lichts -« Domaris brachte es immer noch nicht fertig,

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