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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ihre Schwester anzusehen. »Sie haben Riveda - und seinen Samen verflucht.« Domaris schwieg eine Weile, dann wischte sie das alles mit einer Handbewegung beiseite. »Das ist aber alles Vergangenheit«, erklärte sie fest. »Seitdem habe ich Tiriki bei mir gehabt. Reio-ta ist ihr ein guter Vater gewesen - und seine Eltern lieben sie sehr.« Sie lächelte. »Sie ist schrecklich verwöhnt worden, ich warne dich! Halb Priesterin, halb Prinzessin...«
    Deoris hielt die weiße Hand ihrer Schwester fest und sah sie forschend an. Domaris war dünn, fast ausgemergelt, und in ihrem bleichen Gesicht hatten nur noch Lippen und Augen Farbe - die Lippen aber waren wie eine rote Wunde und die Augen glänzten manchmal wie im Fieber. In Domaris' leuchtendem Haar waren viele, viele weiße Strähnen...
    »Domaris! Du bist ja krank!»
    »Es geht mir ganz gut, und es wird mir bald besser gehen, jetzt, wo du hier bist.« Innerlich wand Domaris sich unter Deoris' scharfen Augen. »Wie findest du Tiriki?«
    »Sie ist reizend.« Deoris lächelte wehmütig. »Nur ist sie mir so fremd! Ob sie - mich lieben wird, was meinst du?«
    »Selbstverständlich!« versicherte Domaris ihr. »Bedenke doch, du bist ihr auch noch fremd; sie kennt ihre Mutter erst seit zwei Tagen!«
    »Ich weiß, aber - ich möchte, dass sie mich jetzt liebt!« In Deoris' Stimme lag mehr als nur eine Spur der alten Aufsässigkeit.
    »Lass ihr Zeit«, riet Domaris mit einem leisen Lächeln. »Glaubst du, Micail hätte sich im Ernst an mich erinnert? Und er war viel älter, als ich fortmusste.«
    »Ich habe dafür gesorgt, dass er dich nicht vergisst, Domaris! Allerdings habe ich die ersten vier oder fünf Jahre wenig von ihm gesehen. Er hatte auch mich schon fast vergessen, als man mir wieder erlaubte, mit ihm zusammen zu sein. Danach habe ich versucht -«
    »Das hast du sehr gut gemacht.« Tränen der Dankbarkeit glitzerten in ihren Augen. »Ich hatte immer die Absicht, Tiriki von dir zu erzählen, aber - aber sie hat ihr ganzes Leben lang nur mich gehabt. Und ich hatte sonst niemanden -«
    »Ich kann es ertragen, dass sie dich mehr liebt«, flüsterte Deoris tapfer, »doch eben nur - ertragen.«
    »Oh, mein Liebling, mein Liebling, du weißt doch, ich würde dich nie deiner Tochter berauben -«
    Deoris fing fast wieder zu weinen an; obwohl ihr jetzt die Tränen nicht mehr so leicht kamen. Es gelang ihr, sie zu unterdrücken, doch die veilchenblauen Augen drückten eine tiefe Resignation aus, die Domaris mehr berührte als Protest oder Kummer.
    Eine hohe Kinderstimme rief: » Kiha Domaris?«, und die beiden Frauen sahen Tiriki und Micail im Eingang stehen.
    »Kommt her, meine Lieben«, forderte Domaris sie auf - doch sie lächelte nur ihren Sohn dabei an, und das Herz tat ihr weh, denn sie blickte in Micons Augen...
    Der Junge und das Mädchen traten mutig ins Zimmer, wenn auch beide eine gewisse Gehemmtheit noch nicht überwinden konnten. Hand in Hand standen sie vor ihren Müttern, denn obwohl Tiriki und Micail sich kaum kannten, teilten sie doch ihre Verwirrung: alles war für sie neu geworden. Micail hatte bisher nur die strenge Disziplin der Priesterschaft und die Gesellschaft von Priestern gekannt. Seine Mutter hatte er nie ganz vergessen, nur fühlte er sich in ihrer Gegenwart noch fremd, war linkisch und verlegen. Tiriki hatte zwar eine nebelhafte Vorstellung davon gehabt, dass Domaris sie nicht selbst geboren hatte, aber ihr Leben lang war sie von Domaris geliebt und verwöhnt worden und hatte bei soviel beschützender Fürsorge nie eine leibliche Mutter vermisst.
    Das Gefühl der Fremdheit überwältigte Tiriki von neuem. Sie ließ Micails Hand los, lief zu Domaris, klammerte sich eifersüchtig an sie und verbarg ihren silbrigblonden Kopf in ihrem Schoß. Domaris streichelte ihr über das Haar, doch ihre Augen wichen nicht von Micail. »Tiriki, mein Liebling«, mahnte sie sanft, »weißt du nicht, dass deine Mutter sich in all diesen Jahren nach dir gesehnt hat? Und du begrüßt sie nicht einmal! Was sind das für Manieren, Kind?«
    Tiriki antwortete nicht und wollte nicht aufblicken. Der Schmerz stach Deoris wie ein Messer ins Herz... Sie war darüber hinausgewachsen, Domaris als ihr Eigentum anzusehen. Bei dieser Szene war ihr jedoch, als sehe sie einen anderen silberblonden Kopf an ihrer eigenen Brust liegen und als höre sie Demiras trauriges Flüstern: Wenn Domaris nur einmal freundlich zu mir spräche, ich glaube, ich würde vor Freude sterben...
    Domaris

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