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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Wie es kam, dass Scheherazade die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht erzählte
    Es wird erzählt, dass einst in uralter Zeit und längst entschwundenen Tagen ein König in Indien und China lebte, der ein starkes Heer, zahlreiche Leibgarden, große Dienerschaft und ein stattliches Gefolge besaß. Er hatte auch zwei Söhne, von denen der eine schon etwas älter war, während der andere noch jung war; beide waren tapfere Rittersleute, doch war der ältere noch ritterlicher als der jüngere. Er war auch der Herrscher des Landes und waltete in Gerechtigkeit über seine Untertanen, sodass ihm das Volk seines Landes und Königreiches in Liebe zugetan war. Sein Name war König Schahriar, sein jüngerer Bruder aber hieß König Schahseman und war König zu Samarkand in Persien.
    Zwanzig Jahre lang hatte ein jeder von ihnen in seinem Land seine Untertanen gerecht und weise regiert und in Fröhlichkeit und Zufriedenheit gelebt, als der ältere Bruder von Sehnsucht nach seinem jüngeren Bruder ergriffen wurde und seinen Wesir deshalb beauftragte, zu ihm zu reisen und ihn mit sich zurück zu bringen. Der Wesir antwortete: “Ich höre und gehorche” und machte sich auf den Weg, bis er bei dem Bruder seines Königs wohlbehalten ankam. Vor Schahseman geführt, überbrachte er ihm Grüße, tat ihm kund, dass sein Bruder Sehnsucht nach ihm habe und forderte ihn auf, ihn zu besuchen. Schahseman willigte sogleich ein und traf die Vorkehrungen zur Reise. Nachdem er dann die Zelte, Kamele und Maultiere, die Diener und die Leibwache hatte vor die Stadt ziehen lassen und den Wesir zum Landesverweser bestellt hatte, machte er sich selber auf den Weg in das Land seines Bruders.
    Gegen Mitternacht fiel ihm jedoch ein, dass er etwas Wichtiges im Schloss vergessen hatte; er kehrte wieder um und fand dort seine Gemahlin in seinem Bett in den Armen eines schwarzen Sklaven. Bei diesem Anblick wurde ihm schwarz vor Augen und er sprach bei sich: “Wenn sich das schon zuträgt, bevor ich noch die Stadt verlassen habe, was wird dann diese Dirne erst anstellen, wenn ich eine Weile bei meinem Bruder bin?” Darauf zog er sein Schwert und tötete die beiden.
    Er kehrte dann sofort wieder um, gab Befehl zum Aufbruch und reiste fort und fort, bis er sich dem Schloss seines Bruders näherte. Schahriar zog ihm erfreut über seine Ankunft entgegen und begrüßte ihn in höchster Freude; dann ließ er ihm zu Ehren die Stadt festlich schmücken, setzte sich an seine Seite und plauderte mit ihm fröhlich und vergnügt. Der König Schahseman dachte jedoch an den Vorfall mit seiner Gattin und der Kummer bedrückte ihn so heftig, dass seine Farbe gelb wurde und sein Körper sich verzehrte. Schahriar bemerkte es wohl, doch dachte er bei sich, die Ursache des Ganzen wäre die Trennung von seinem Land und Königreich; er ließ ihn deshalb in Ruhe und befragte ihn nicht weiter.
    Nach einiger Zeit jedoch sagte er zu ihm: “Mein Bruder, ich sehe, wie sich dein Körper verzehrt und wie deine Farbe immer gelber wird.” Er aber antwortete nur: “Ach, mein Bruder, ich leide an einer inneren Wunde” und erwähnte nichts von seiner Gattin. Schahriar meinte darauf: “Wie wär’s, wenn du mit mir auf die Jagd kämst, vielleicht erheitert das dein Gemüt?” Schahseman aber lehnte es ab und so zog sein Bruder allein auf die Jagd. Nun befanden sich im Schloss des Königs Schahseman Fenster, welche auf den Garten seines Bruders hinausgingen. Da sah er plötzlich, wie sich das Schlosstor auftat und aus ihm zwanzig Sklavinnen und zwanzig Sklaven heraustraten, in deren Mitte in vollendeter Schönheit und Anmut die Frau seines Bruders einherschritt. Sie begaben sich zu einem Springbrunnen, machten dort Halt, legten ihre Sachen ab und setzten sich zueinander. Auf einmal rief die Frau seines Bruders: “Masud!” Da kam ein schwarzer Sklave herbei und umarmte sie; desgleichen taten die übrigen Sklaven mit ihren Sklavinnen und hörten nicht eher auf, als bis der Tag sich neigte. Als der Bruder des Königs dies sah, sprach er bei sich: “Bei Allah, mein Unglück ist leichter als dieses hier.” All sein Zorn und Kummer schwanden dahin, er aß und trank wieder und dachte: Dies ist viel schlimmer als das, was mir widerfahren ist.
    Als nun der König Schahriar von seinem Ausflug wieder heimkehrte und sie einander

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