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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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es notwendig ist. Ich weiß noch nicht, wie weit ich mich auf diese Fähigkeit verlassen darf. Doch bei dir spürte ich kein Zögern.«
    Von neuem schwiegen sie, als seien ihre Gefühle zu aufgewühlt, als dass sie hätten sprechen können. Dann rief vom Gang her die Stimme einer jungen Frau: »Rajasta!«
    Rajastas Züge entspannten sich. »Ich bin hier, Domaris«, rief er zurück und erklärte Micon: »Meine Schülerin, eine junge Frau - Talkannons Tochter. Sie ist noch unerweckt, aber sie trägt den Keim der Größe in sich. Vorausgesetzt sie lernt gut und... erreicht Vollendung.«
    »Das Licht des Himmels gewähre ihr Wissen und Weisheit«, meinte Micon mit höflichem Desinteresse.
    Domaris betrat den Raum. Sie war ein großes Mädchen mit stolzer, aufrechter Haltung. Ihr Haar hatte die Farbe gehämmerten Kupfers und erfüllte die sonnendurchwobenen Schatten mit seinem Leuchten. Ihr Gang war fast ein Schweben. Doch dann blieb sie in einiger Entfernung von den Männern stehen, zu schüchtern, um in Gegenwart eines Fremden zu sprechen.
    »Mein Kind«, sagte Rajasta freundlich, »dies ist Micon von Ahtarrath, mein Bruder im Licht, der in jeder Beziehung wie ich selbst zu behandeln ist.«
    Domaris wandte sich dem Fremden zu. Als sie ihn ansah, weiteten sich ihre Augen und ihr Gesicht nahm einen ehrfürchtigen Ausdruck an. Mit einer Geste, die wirkte, als vollführe sie sie gegen ihren Willen, legte Domaris die rechte Hand auf die Brust und hob sie langsam bis zur Höhe der Stirn. Es war der Gruß, der nur den höchsten Initiierten der Priesterschaft des Lichts erwiesen wurde. Rajasta lächelte; ihr Instinkt hatte Domaris nicht getrogen, und das freute ihn. Trotzdem ergriff er jetzt schnell das Wort, um den Zauber zu brechen, denn Micon war so tief erblasst, dass seine Haut grau wirkte.
    »Micon ist mein Gast, Domaris, und wird bei mir wohnen - so du mit diesem Vorschlag einverstanden bist, mein Bruder?« Micon nickte zustimmend, und Rajasta fuhr fort: »Geh nun, Tochter, zur Mutter der Skriptoren und bitte sie, ständig einen Skriptor für meinen Bruder zur Verfügung zu halten.«
    Domaris zuckte zusammen, erschauerte und warf Micon noch einen bewundernden Blick zu. Dann beugte sie ehrerbietig vor ihrem Lehrer den Kopf und ging, um zu tun, was ihr aufgetragen war.
    »Micon!« Rajasta sprach kurz und bündig. »Du kommst vom Dunklen Schrein!«
    Micon nickte. »Aus seinen Verliesen«, präzisierte er sofort.
    »Ich - ich fürchtete, dass -«
    »Ich bin kein Abtrünniger«, erklärte Micon fest. »Ich habe dort nicht gedient. Mein Dienst lässt sich nicht erzwingen!«
    »Erzwingen?«
    Micon bewegte sich nicht, aber die Art, wie er die Brauen hob und die Lippen kräuselte, hatte die Wirkung eines Schulterzuckens. »Man hat mich zwingen wollen.« Er streckte seine verkrüppelten Hände aus. »Du kannst sehen, dass sie - überzeugende Argumente hatten.« Rajasta erschrak und holte tief Luft. Micon zog die Hände zurück und verbarg sie in den Ärmeln seiner Robe. »Aber meine Arbeit ist noch nicht getan. Und bevor sie vollendet ist, halte ich den Tod mit diesen Händen von mir ab - obwohl er mir sehr dicht auf den Fersen ist.«
    Micon sagte das so gelassen, als rede er vom Regen in der letzten Nacht. Rajasta neigte sein Haupt vor dem gleichmütigen Gesicht. »Wir nennen sie Schwarzmäntel«, stellte er bitter fest. »Sie verstecken sich unter den Mitgliedern der Magier-Sekte, die den Schrein des Verhüllten Gottes bewachen, jenen also, die wir hier Graumäntel nennen. Ich habe gehört, dass diese... Schwarzmäntel - foltern! Sie handeln im geheimen. Ihr Glück! Seien sie verflucht!«
    Micon erschrak. »Fluche nicht, mein Bruder!« sagte er ernst. »Du solltest die Gefahr besser als jeder andere kennen.«
    Rajasta gab tonlos zurück: »Wir haben keine Möglichkeit, gegen sie einzuschreiten. Wie ich sagte, verdächtigen wir Mitglieder der Graumantel-Sekte. Doch alle sind - grau!«
    »Ich weiß. Ich sah zu deutlich, deshalb - sehe ich jetzt gar nichts mehr. Genug«, bat Micon. »Ich trage meine Erlösung in mir, mein Bruder, aber ich darf mich ihr noch nicht hingeben. Wir wollen nicht darüber sprechen, Rajasta.«
    Seufzend fügte Rajasta sich Micons Willen. Tatsächlich versteckten die Schwarzmäntel sich immer so gut, dass kein Opfer seine Folterer jemals hatte identifizieren können. Aber warum hatten sie sich an Micon vergriffen? Micon war ein Fremder und hatte keine Gelegenheit gehabt, sich ihre Feindschaft zuzuziehen.

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