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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht mehr ohne fremde Hilfe erfüllen konnte. Sie trug es mit einer Würde und Geduld, die sich in allem zeigte, was sie tat. Seit langer Zeit wusste sie ja, dass sie krank war und dass es wahrscheinlich nie mehr besser werden würde.
    Den Aufgaben, die ihr blieben, kam sie mit ruhiger Heiterkeit nach, und sie wurde allen gerecht - nur die strahlende Sicherheit und die beschwingte Freude von früher waren dahin. Jetzt kennzeichnete sie eine beherrschte Haltung, eine gewisse ernste Aufmerksamkeit, die dem Augenblick galt und Vergangenheit wie Zukunft gleichermaßen verdrängte. Für alle Menschen hatte sie Achtung und Freundlichkeit, sie nahm die ihr gezollte Ehrerbietung mit gütiger Zurückhaltung entgegen, und wenn sie im tiefsten Innern manchmal dabei eine traurige Ironie empfand, verbarg sie es in ihrem Herzen.
    Domaris lebte nicht nur, weil sie es für ihre Pflicht hielt, am Leben zu bleiben. Daran konnte niemand zweifeln, der sie in den ruhigen Augenblicken des Rituals sah. Sie nahm echten und intensiven Anteil am Leben. Oft wirkte sie wie eine weiße Flamme, ja manchmal schien sogar ihr ganzer Körper zu leuchten. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung von dem Eindruck, den sie auf ihre Mitmenschen machte, aber sie fühlte sich auf eine seltsame Weise glücklich. Es gelang ihr nicht, dies Gefühl genauer zu bestimmen. Seine wesentlichen Bestandteile waren, dass ihre seelische Gespanntheit an ein Mysterium rührte und dass sie sich Micon hier in seiner Heimat nahe wähnte. Sie sah das Land inzwischen mit seinen Augen, und obwohl manchmal die Gärten und stillen Teiche Erinnerungen an die Höfe und Springbrunnen zu Hause erweckten, lebte sie doch in Frieden mit ihrer Umwelt und sich selbst.
    Ihr Wächteramt versah sie immer noch mit Beständigkeit und Güte, einfühlsam und taktvoll.
    Seit kurzem nahm sie sich jeden Tag etwas Zeit, um den Hafen zu beobachten. An ihrem hochgelegenen Fenster sitzend, sah sie hinaus, und jedes weiße Segel, das aus dem Hafen lief, ließ sie traurig werden und sich einsam fühlen. Die einlaufenden Schiffe erfüllten sie dagegen mit einer schmerzlichen hoffnungsvollen Sehnsucht. Sie wartete auf etwas, wusste aber selbst nicht, was. Sie hatte ein Gefühl, als schwebe ein Verhängnis über ihr, und sie ahnte, dass die Ruhe, die sie im Augenblick genoss, nur vorübergehend war.
    Eines Tages saß sie wieder dort und hielt die Hände müde im Schoß. Da trat ihre Dienerin ein und meldete: »Eine Frau von hohem Rang bittet um Audienz.«
    »Du weißt, dass ich zu dieser Stunde niemanden empfange.«
    »Davon habe ich sie unterrichtet, aber sie bestand darauf.«
    »Sie bestand darauf?« rief Domaris aus und gewann dabei fast ihr altes Temperament zurück.
    »Sie sagt, sie komme von weit her und es handle sich um eine Sache von großer Wichtigkeit.«
    Domaris seufzte. So etwas geschah hin und wieder - gewöhnlich war es eine unfruchtbare Frau auf der Suche nach einem Zaubermittel, das ihr Söhne bescheren sollte. Hörte man denn nie auf, sie zu plagen? »Gut, schicke sie herein«, sagte sie lustlos und schritt langsam in das Vorzimmer.
    An der Tür blieb sie stehen. Sie hielt sich mit einer Hand am Türrahmen fest, und die Welt begann sich zu drehen. Deoris! Nein, nur eine zufällige Ähnlichkeit, eine Täuschung des Lichts - Deoris ist weit weg in meiner Heimat, vielleicht verheiratet, vielleicht tot. Ihr Mund war trocken, und vergeblich versuchte sie zu sprechen. Ihr Gesicht war bleich wie Mondschein auf weißem Marmor, und sie zitterte mit jedem Nerv.
    »Domaris!« Es war tatsächlich die geliebte Stimme! »Erkennst du mich nicht, Domaris?«
    Tief aufatmend streckte Domaris die Arme nach ihrer Schwester aus, dann verließen sie ihre Kräfte und sie fiel wie leblos zu Deoris' Füßen nieder.
    Weinend, bebend vor Angst und Freude kniete Deoris nieder und nahm ihre Schwester in die Arme. Die Veränderung, die mit Domaris vor sich gegangen war, traf sie wie ein Schlag ins Gesicht, und einen Augenblick lang fragte sich Deoris, ob sie tot sei, ob der Schreck über ihr Erscheinen sie getötet habe. Doch ehe sie diesen Gedanken weiterverfolgen konnte, öffneten sich die grauen Augen und eine zitternde Hand legte sich an ihre Wange.
    »Du bist es, Deoris, du bist es wirklich!« Domaris lag in den Armen ihrer Schwester, das bleiche Gesicht voller Freude. Deoris' Tränen fielen auf sie nieder, und lange Zeit merkten es beide nicht. Endlich bewegte Domaris sich unruhig. »Du weinst - aber es gibt keinen

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