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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verschone die Möbel und meine Gäste!«
    Das kleine Mädchen schaute sie mit riesengroßen zwinkernden Augen an und führte den Reifen an den Mund. Sie versuchte, ihn ganz hineinzustecken, und als sie merkte, dass er dazu zu groß war, begann Tiriki, versuchsweise an seinem Rand zu kauen. Mit einem Plumps setzte sie sich auf ihren kleinen Hintern und gab sich alle Mühe, den Armreifen aufzuessen.
    »Ein bezauberndes Kind«, sagte Dirgat ohne eine Spur von Ironie. »Ich habe gehört, dass Reio-ta die Vaterschaft erklärt hat und mich schon darüber schon gewundert. Es ist kein atlantisches Blut in diesem Blondchen, das sieht man auf den ersten Blick!«
    »Sie sieht ihrem Vater sehr ähnlich«, stellte Domaris ruhig fest. »Er war ein Mann aus dem Nordland, er sündigte und wurde vernichtet. Der oberste Adept der Graumäntel - Riveda von Zaiadan.«
    Der Erzpriester stand auf und verabschiedete sich; in seinen Augen spiegelten sich Besorgnis und Unruhe. Er hatte von Riveda gehört, und was ihm zu Ohren gekommen war, war nichts Gutes. Wenn Rivedas Blut in dem Kind vorherrschte, mochte es sich als ein schlimmes Erbe erweisen. Obwohl Dirgat nichts davon sagte, liefen Domaris' Gedanken in die gleiche Richtung, nachdenklich blickte sie auf Rivedas Tochter...
    Aber sie entschloss sich grimmig, alles zu tun, damit Rivedas Erbe das Kind nicht vergiften konnte. Dennoch fragte sie sich zweifelnd: Wie soll man einen unsichtbaren Makel bekämpfen, der im Blut liegt - oder in der Seele? Sie nahm Tiriki wieder in die Arme, und als sie sie losließ, war Domaris' Gesicht nass von Tränen.

4. DIE ERSCHEINUNG
    Auf dem Teich, der »Spiegel der Gedanken« genannt wurde, schien ein schon halb mit der Dunkelheit verschmolzenes Abendlicht und malte die Äste der Bäume als feines Filigranmuster auf die Wasserfläche. So endete ein Tag, ihm folgten andere und schließlich waren Jahre vergangen...
    Nur wenige wagten sich hierher, denn der Teich war unheimlich und man sagte von ihm, er sammle und reflektiere die Gedanken dessen, der hineinblickt. Deshalb lag er meistens verlassen da, und um ihm herum herrschten Frieden, Ruhe und stille Heiterkeit.
    Eines Tages wurde Deoris von ihrer Rastlosigkeit an den Teich getrieben, denn ihre Zukunft schien ihr leer und ohne Hoffnung zu sein.
    Die ganze Tragödie im Tempel des Lichts war schließlich so ausgegangen, als habe man einen Ochsenziemer benutzt, um eine Fliege zu töten. Riveda war tot, Talkannon war tot und ebenso Nadastor. Seine Schüler waren tot oder hatten sich zerstreut. Domaris war im Exil.
    Was Deoris betraf, so wollte sich niemand die Mühe machen, sie zu verurteilen, jetzt, wo das im Sakrileg gezeugte Kind tot war. Deoris war zur Initiierten einer der heiligsten Mysterien im Tempel gemacht worden, daher konnte man sie nicht einfach sich selbst überlassen. Von ihrer Krankheit und ihren Verletzungen erholt, hatte sie sich einer langdauernden Bewährungsprobe unterziehen müssen. Sie hatte härtere Prüfungen und ein strengeres Studium als je zuvor in ihrem Leben auf sich genommen. Ihre Lehrerin war keine andere als Maleina gewesen. Nun war auch diese Zeit vorbei - aber was kam danach? Deoris wusste es nicht und konnte es nicht erraten.
    So warf sie sich auf den grasigen Rand des Teichs nieder und blickte in seine Tiefen, die von einem dunkleren Blau waren als der Himmel. Sie fühlte sich einsam und hatte bittere Gedanken, sie sehnte sich leidenschaftlich nach dem Kind, an das sie kaum eine bewusste Erinnerung besaß. Tränen sammelten sich in ihren Augen bis das glänzende Wasser verschwommen und trübe wurde, dann fielen sie unbeachtet herab. Deoris schmeckte Salz auf ihren Lippen und schüttelte heftig den Kopf, um die Tränen zu vertreiben. Doch sie wandte den Blick nicht von dem Teich ab.
    In ihrer Versunkenheit überraschte es sie gar nicht, dass plötzlich Domaris sie aus den Tiefen ansah: Ihr Gesicht war dünner geworden, der feine Knochenbau trat deutlicher hervor, und der Ausdruck war bittend - ein liebevolles Beschwören. Die Lippen teilten sich zu ihrem wohlvertrauten Lächeln, und sie breitete die mageren Arme aus, um Deoris zu umfangen... Wie gut Deoris diese Geste kannte!
    Eine leichte Brise kräuselte das Wasser, und das Bild verschwand. Dann erschien für einen Augenblick ein anderes Gesicht, die feinen, elfenhaften Züge Demiras glitzerten in den Wellen. Deoris bedeckte das Gesicht mit den Händen, und die Erscheinung löste sich auf. Als sie wieder hinsah, spielte nur

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