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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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auf das Zifferblatt deutete.
    »Und?«, fragte der Wirt nur.
    »Ich habe das Warten satt«, erklärte Sarah schlicht. »Wenn Sie Ufuk kennen, dann sagen Sie ihm, dass ich keine Lust mehr habe, Spiele zu spielen. Wenn er die Belohnung noch immer will, dann weiß er, wo er mich finden kann. Wenn nicht, soll er sich von mir aus in die djehenna scheren.«
    Der Blick, mit dem sie den Wirt aus ihren tiefblauen Augen anstarrte, war kalt und ließ keine Gefühlsregung erkennen. Dann schloss sie den Schleier vor ihrem Gesicht wieder und wandte sich zum Gehen. Wie sie jedoch feststellen musste, wurde der Weg nach draußen versperrt. Ein breitschultriger Hüne stand ihr im Weg, in dessen Augen es begehrlich blitzte. Seiner Kleidung und Hautfarbe nach war er kein Türke, sondern stammte wohl eher aus Pakistan. Als Kopfbedeckung trug er einen schmutzigen Turban, der auf Paschtunenart gebunden war.
    »Belohnung?«, hakte er nach.
    »Ganz recht.« Sarah nickte ungerührt. »Kennst du Ufuk? Weißt du, wo wir ihn finden?«
    »Naram 4 «, erklärte der Paschtune, und ein Grinsen breitete sich auf seinen Zügen aus. »Ich bin Ufuk.«
    »Wohl kaum«, entgegnete Sarah, und noch ehe der Koloss oder einer der anderen Anwesenden auch nur reagieren konnte, hatte sie unter die Falten ihres dolaman gegriffen und den Colt Frontier gezückt, dessen langer Lauf geradewegs auf die Brust des Paschtunen zielte.
    »Wie, Weib?«, schrie dieser. »Bist du von Sinnen?«
    »Du hast nicht richtig aufgepasst«, beschied sie ihm schlicht. »Ich sagte, Ufuk stamme aus Turkestan. Also verschone uns mit deinen Späßen und geh uns aus dem Weg.«
    Einige der Türken, die im Kaffeehaus zu Gast waren, lachten. Zwar waren sie nicht unbedingt erfreut darüber, von einer Engländerin in ihrer Ruhe gestört zu werden, aber deren kaltschnäuzige Art nötigte dem einen oder anderen doch Respekt ab. Für den Paschtunen hingegen kam es einer schallenden Ohrfeige gleich, vor seinen Geschlechtsgenossen verspottet zu werden. Seine Züge verkrampften sich, und er fletschte die Zähne, während seine rechte Hand in Richtung des Dolchs zuckte, der in seiner Schärpe steckte.
    »Das ist nicht zu empfehlen«, sagte Hingis auf Englisch. »Ich versichere Ihnen, werter Herr, dass Lady Kincaid nicht nur eine hervorragende Schützin ist, sondern dass sie auch keinen Augenblick zögern wird, den Abzug zu betätigen.«
    Der Mann aus Pakistan schien genug Englisch zu verstehen, um zu begreifen, was Hingis meinte. Resignierend ließ er die Hand wieder sinken, die Ablehnung in seinem Gesicht jedoch blieb bestehen. Und er machte auch keine Anstalten, den Ausgang freizugeben.
    Entschlossen trat Sarah auf ihn zu, den Revolver noch immer in ihrer Rechten. Sie wusste, dass in diesem Teil der Welt großer Wert auf Duktus und Gesten gelegt wurde, auf die Art, wie sich jemand nach außen präsentierte. Deshalb bemühte sie sich, nicht einen Hauch von Furcht oder Unruhe zu zeigen - obwohl sie ahnte, dass ein geladener Revolver das Problem nicht lösen würde. Sie hatte die izzat, die Ehre des Mannes beleidigt, was bedeutete, dass er den Weg nicht freimachen konnte, ohne vor den anderen das Gesicht zu verlieren; und Sarah wiederum wusste genau, dass sie einen Menschen nicht erschießen würde, nur weil ihn sein Schöpfer mit der Sturheit eines Kamelbullen in der Brunftzeit ausgestattet hatte. Eine andere Lösung musste gefunden werden, und zwar rasch. Sie hatte das Warten satt.
    Unendlich satt!
    Noch einen Augenblick stand sie unbewegt vor dem Mann, der sie um einen ganzen Kopf überragte und mindestens doppelt so breit und kräftig war wie sie. Dann handelte sie, und zwar so blitzschnell, dass weder der Paschtune noch Hingis oder sonst jemand genau mitbekam, was geschah. Mit einem Trick, den ihr der alte Gardiner beigebracht hatte, ließ sie den Colt Frontier in ihrer Hand wirbeln, sodass nicht mehr der Lauf, sondern der perlmuttbesetzte Griff auf den Koloss zeigte - und schlug mit aller Kraft zu.
    Die Nase des Mannes, die ohnehin schon ziemlich unansehnlich gewesen war, brach mit einem hässlichen Geräusch. Blut stürzte hervor, das den Bart und das Hemd des Paschtunen besudelte. Der jähe Schmerz ließ Tränen in seine Augen schießen, zu einer Gegenwehr war er nicht mehr fähig. Jammernd ging er nieder, beide Hände auf den Fleischberg gepresst, zu dem sein Riechorgan umgestaltet worden war.
    Ohne erkennbare Regung blickte Sarah auf ihn herab. Zwar war wegen des Schleiers ohnehin nicht zu

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