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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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eingebildet!«, spottete Czerny und lachte - ein grotesker Anblick angesichts des schreiend roten Lebenssafts, der ihr aus dem Mund rann. »Ist dir nicht klar, dass ich am Ende triumphieren werde? Sieh her!«
    Jetzt erst sah Sarah, dass sie etwas in der Hand hielt: eine kleine gläserne Phiole mit einer klaren Flüssigkeit darin.
    Das Wasser des Lebens!
    »Unsterblich!«, schrie die Gräfin. »Ich werde unsterblich sein! Und damit entkorkte sie das Fläschchen mit den Zähnen und setzte es an die blutigen Lippen.
    »Nein!«, rief Sarah - aber es war zu spät. Czerny hatte den Inhalt bereits hinuntergeschüttet.
    Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten.
    Krämpfe schüttelten die Gräfin, ihre Gesichtszüge wirkten schlagartig ausgemergelt und um Jahre gealtert. Verzweiflung sprach aus ihren grünen Augen, deren Blick plötzlich gebrochen war.
    »Allmächtiger!«, entfuhr es Sarah. »Was haben Sie nur getan?«
    »Was ... was geschieht mit mir?«
    »Was allen Menschen widerfährt, die Götter sein wollen«, erwiderte Sarah tonlos. Ihre Rivalin schaute sie verständnislos an. Erst als eine erneute Schmerzwelle durch ihren Körper fuhr, schien sie zu begreifen.
    Ludmilla von Czerny schrie entsetzlich, als das Wasser des Lebens ihre Eingeweide zerfraß und ihr klarmachte, dass auch ihr Dasein auf Erden begrenzt war. Sarah bedachte ihre einstige Kontrahentin, für die sie in diesem Augenblick nur noch Mitleid empfinden konnte, mit einem letzten Blick. Sie konnte nichts mehr für sie tun, die Gräfin hatte ihren eigenen Weg gewählt.
    Sarah wandte sich ab und wollte zum Ausgang fliehen, aber dieser war dabei, sich zu schließen!
    Das Tor, das in die metallene Wandung eingelassen war und in seiner Form an ein großes Schott erinnerte, senkte sich herab.
    Sarah lief um ihr Leben.
    Der Globus drehte sich inzwischen so schnell, dass seine Kontinente nicht mehr zu erkennen waren, und seine Trabanten verschwammen zu flüchtigen Strichen, die sich gegen die glühende Oberfläche abzeichneten. Es war nur noch eine Frage von Augenblicken, bis das System kollabieren würde. Deshalb schlossen sich die Schotten!
    Sarah rannte, so schnell sie nur konnte. Für ihre Umgebung hatte sie keinen Blick mehr, nur noch für die sich rasch schließende Öffnung - was sich schon im nächsten Moment bitter rächte.
    Unmittelbar über ihr schlug ein losgelöster Trabant in die Decke, Splitter regneten herab. Erst im letzten Moment wich Sarah ihnen aus, dabei glitt sie aus und fiel hin, verletzte sich an beiden Knien. Sie wollte sich aufrappeln und weiterlaufen, aber es gelang ihr nicht sofort. Und das Schott senkte sich immer weiter. Schon stand es nur noch zur Hälfte offen, und es waren noch gut fünfzehn Yards bis zum Ausgang.
    Verzweiflung packte sie.
    Abermals versuchte sie aufzustehen, schaffte es diesmal, und durch ein Meer aus Scherben wankte und humpelte sie weiter. Vermutlich hätte eines der ziellos umherschlagenden Geschosse sie ereilt, wäre nicht in diesem Moment eine Gestalt neben ihr aufgetaucht, die schützend ihren Umhang über sie breitete, sie in die Arme nahm und zum Ausgang zog.
    Es war Kamal.
    »Was ...?«
    Sarah konnte es nicht glauben.
    Erlag sie einer Täuschung? Spielten ihre Sinne ihr einen Streich? War es eine Vision des nahen Todes, die sie erlebte?
    Nein!
    Kamal war so wirklich, wie er es nur sein konnte! Seine Umarmung gab ihr Sicherheit, sein Lächeln schenkte ihr neuen Mut, und ein einziger Blick seiner dunklen Augen genügte, um ihr klarzumachen, dass er sich an alles erinnerte. Er wusste, wer sie war und was sie zusammen erlebt hatten. Und er war gekommen, um ihr beizustehen in ihrem letzten Kampf ...
    Zusammen mit ihrem Geliebten hastete Sarah zum Ausgang. Das Schott hätte sich längst geschlossen, wäre es nicht von jemandem aufgehalten worden. Wie ein Fels stand Hieronymos unter dem Schott und stemmte sich gegen die herabdrückende Masse. Das Gesicht des Zyklopen war vor Anstrengung verzerrt, die Schlagadern an seinen Schläfen traten wie dicke Stränge hervor. Aber obwohl er seine ganze Körperkraft zum Einsatz brachte, schob sich das Schott dennoch Inch für Inch herab, unaufhaltsam ...
    »Schneller, Sarah«, rief Kamal. Hastig legten sie die letzten Yards zurück und zwängten sich durch das Tor in den dahinter liegenden Korridor. Die Kammer von Shambala und der glühende Globus fielen hinter ihnen zurück und damit auch die unmittelbare Todesgefahr.
    »Jetzt du«, forderte Sarah Hieronymos

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