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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Blumengirlanden über weite Plätze und war die Mauer des Staudammes mit Tannengrün verziert. Auf der Höhe, neben dem Röhrenwerk des eingedämmten Felsenflusses, stand eine hundert Mann starke Militärkapelle aus Titograd … auf dem Platz, wo früher das Barackenlager stand, tanzten Hunderte fröhliche Menschen in den bunten Trachten ihrer montenegrinischen Heimat. Pietro Bonellis neue Wirtschaft, halb fertig und mit einem mächtigen Hotelanbau, war überfüllt … mit zwanzig Kellnern und Kellnerinnen bediente er die lauten und lustigen Gäste. Frau Katja Bonelli kommandierte bereits nach Bonelli-Art in der Küche … ab und zu rannte sie in einen Nebenraum und sah nach dem kleinen, kaum zwei Monate alten Jungen, der schwarzlockig in seinem Körbchen lag und schlief. Mario Bonelli hieß er. Und einer seiner Paten war Josef Lukacz. »Wenn ihn später eine solch starke Hand beschützt, habe ich keine Angst um ihn«, sagte Bonelli, als er Josef um die Patenschaft bat.
    Auf einer Plattform vor der hohen Staumauer stand Stanis Osik. Er blickte über den Stausee, der sich langsam füllte, er sah hinüber auf die wachsende Stadt, auf die halbfertigen oder schon bezogenen Häuser, auf die Straßen, die die Stadtviertel umgrenzten, auf die Kirche, deren Turm noch unter einem Gerüst verborgen war, und die Kuppel der Moschee, an der in einigen Wochen ein schlankes Minarett emporwachsen würde. Überall Betonmischmaschinen, Gerüste, Steinhaufen, Sand und Kies, Kalk und Dachpfannen, wimmelndes Leben. Eine Sturmflut von Kraft und Wollen, wo vor einem Jahr noch das Wasser alles Irdische zerstörte.
    Stanis Osik wandte sich um. Die Vertreter der Regierung standen an der Brüstung der Plattform … ein General mit ordengeschmückter Uniform, drei Minister, ein Heer von Presseleuten, die Wochenschau aller Länder, der Rundfunk von Belgrad. Neben Meerholdt stand Rosa Suhaja. In ihrem weißen Kleid verfing sich der Wind, er bauschte den Schleier auf und ließ ihn flattern wie eine Fahne. Auch die Frackschöße von Ralfs Frack pendelten im Wind … ein warmer Wind, der durch die Berge rauschte und den heißen Sommer aus dem Inneren brachte.
    Stanis Osik wischte sich über die Augen. Die Hochzeit Meerholdts zusammen mit der Einweihung des Dammes, mit der Geburt der neuen Stadt Zabari … man muß sein Herz ganz fest halten, um nicht weich zu werden.
    »Die Liebe hat dieses Werk begonnen«, sagte Osik stockend. Seine Stimme wurde übertragen in alle Welt, sie würde wiedertönen von der Leinwand der Filmtheater. »Die Liebe allein hat alle Schwierigkeiten überwunden, alle Not, alle Sorgen, alle Gefahren. Und nur die Liebe allein hat dieses Werk vor der völligen Vernichtung gerettet! Wenn wir heute hier stehen und auf ein Land blicken, das emporsteigt wie einst Phönix aus der Asche, so ist dies allein eine Tat zweier Liebenden, die das Schicksal überwanden und das Leben in ihre Hände nahmen, weil sie an sich und ihre Liebe glaubten. So mag dieses Werk auch für alle Zeiten den Namen tragen, der ihm gebührt … den Namen einer Frau, deren Liebe ein Sieg über das Leben war für das ewige Leben, das sie heute taufen wird.«
    Osik schwieg. Seine Stimme gluckste … die Rührung überkam den dicken Mann. Er trat zu Rosa hin, nahm ihr kleine, bebende Hand und drückte ihr eine Flasche Sekt hinein, die an einer langen Schnur hing.
    Langsam trat Rosa vor. Ihr weißer Hochzeitsschleier blähte sich im Wind … sie sah sich um und lächelte unter Tränen. Ralf Meerholdt trat an ihre Seite, er nahm ihre Hand, hob sie mit der Sektflasche hoch und schleuderte sie nach vorn.
    »Ich taufe dich ›Rosa-Werk‹«, sagte er laut.
    Dann klatschte die Flasche gegen die Staumauer, zerschellte, und der Sekt lief schäumend und zischend die Mauer hinab.
    Die Tausende von Menschen jubelten, die Musik auf der Höhe spielte einen Marsch … der General, die Minister küßten Rosa die Hand. Sie sah dies alles wie durch einen Nebel, sie hörte die Stimmen, die Musik, den Jubel wie hinter einer dicken Tür … die Fahnen, die Wimpel, die Blumengirlanden verschwammen vor ihren Augen … »Ralf«, sagte sie leise. »Oh, Ralf.«
    Sie lehnte sich schutzsuchend an ihn, und er umfing sie und küßte sie vor allen Leuten unter dem Jubel der Musik.
    Vor seiner Wirtschaft stand Bonelli neben Katja und sah hinauf zu der Tribüne. Er verzog den Mund und schüttelte den Kopf.
    »Von uns sagen sie nichts«, maulte er. »Ich finde das ungerecht! Aber was die da oben

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