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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Unglück ein Gewinn! Aus der Verwüstung schafft er Neues!«
    Er klopfte Meerholdt vorsichtig auf die Schulter. »Ihr Deutschen seid ein Teufelsvolk!«
    Meerholdt lächelte schwach. »Wer hatte damals recht, Osik?«
    Stanis winkte ab. Er wurde verlegen. »Fangen Sie nicht wieder von dieser alten Sache an! Ich habe alles nach Belgrad gemeldet. Marschall Tito wird Sie – sobald Sie gesund sind – selbst empfangen. Er wird aus Ihnen einen der berühmtesten Männer Jugoslawiens machen!«
    Meerholdt schüttelte den Kopf. »Sie verstehen mich nicht, Osik. Ich will keinen Ruhm … ich will wieder nach Hause.«
    »Nach Zagreb? Mit Rosa, was? Sollen Sie, Meerholdt. Ich richte Ihnen eine wundervolle Villa ein!«
    »Ich will nach Deutschland, Osik.«
    »Nach –? Aber Meerholdt!« Osik setzte sich schwer.
    »Meine Verträge mit Ihrer Regierung laufen in zwei Jahren ab. Ich möchte sie nicht erneuern. Ich hinterlasse Ihnen die Pläne, bis in die kleinste Einzelheit ausgeführt. Sie brauchen nur nach ihnen zu bauen.«
    »Nur! Nur! Mir fehlt Ihr Geist! Ihre Hand! Ihre Umsicht! Mir fehlt alles, wenn Sie gehen!« Osik raufte sich die Haare. »Bleiben Sie doch, Meerholdt! Wir bieten Ihnen so viel, wie Sie in der ganzen Welt nicht bekommen! Selbst nicht in den USA!«
    »Geld!« Meerholdt schüttelte den Kopf. »Darum geht es nicht. Es geht um die Seele, Osik. Um das Heimweh, das ich habe. Um die Heimat, in die ich gehöre. Ich habe damals vor vier Jahren Ihren Vertrag angenommen, weil ich ein kleiner, unbedeutender Ingenieur war und man in Deutschland die Sucht hat, nur die großen Namen anzuhören und dem Nachwuchs von Beginn an jede Begabung abzusprechen! Es hat gar keinen Zweck in Deutschland, als Unbekannter mit neuen Ideen zu kommen, mit großen Plänen! Wirrsinn, sagen sie dann. Unausgegorenes Zeug! Phantastereien! Jugendideen, die keine Tiefe haben! Erst wenn man dann im Ausland einen Namen bekommen hat, wenn Deutschland sieht, daß der Unausgegorene doch ein guter Wein geworden ist, werden wir wieder importiert und mit Zucker eingestäubt! Das ist die Schattenseite meiner Heimat … aber sie wiegt nicht auf, daß es dort einen Rhein gibt, die Weinberge, Dome, einen Bodensee und Deiche, die kilometerweit an der See entlangführen und auf deren Krone man stehen kann, den Wind im Haar und hinüberblickt auf die Schiffe, die in die Welt fahren. Es gibt auch Schnee dort …«
    »Den haben wir auch.« Osik lächelte schwach.
    »Ja, den habt ihr auch. Aber wie in Rußland ist auch bei euch der Schnee grausam, eine Faust der Natur gegen den Menschen. Bei uns … O Osik … hätten Sie jemals erlebt, wie die Tannen aussehen, wenn es schneit … ein verschneiter Wald im Schwarzwald … im Sauerland … die Sprungschanzen, von denen die Skispringer durch den Himmel fliegen … die Kinder mit den Schlitten … die hingeduckten Häuser im Allgäu, wenn nur der Qualm anzeigt, wo Menschen wohnen … Es ist wie ein Märchen, Osik … eine Winternacht in Deutschland, zu Weihnachten, wenn die Tannenbäume brennen und die Lieder der Kinder durch die eiskalte Luft schwirren und die Glocken läuten und die Menschen in der Christmesse beten, kniend unter dem Orgelklang, der weit ins Land tönt … Osik, das kann mir kein Geld ersetzen, keine fremde Schönheit, kein Mensch auf dieser Welt. Und darum will ich zurück nach Deutschland …«
    Osik schwieg. Er verstand Meerholdt. Traurig blickte er auf die Zeichnungen, die um das Bett herum auf der Erde lagen.
    »Und wir werden dann Ihr Werk bauen! Kommen Sie wenigstens zur Einweihung zu uns?«
    »Bestimmt, Osik.« Meerholdt lachte und klopfte dem Direktor auf den Arm. »Nun weinen Sie nicht – zwei Jahre werden wir ja noch zusammenarbeiten müssen! Zwei lange Jahre. Vielleicht sind Sie dann froh, wenn Sie mich los werden …«
    Acht Tage später fuhr Meerholdt, noch immer verbunden und von dem Arzt begleitet, nach Sarajewo.
    In der staatlichen Klinik, einem Neubau mit weiten Glasflächen, Terrassen und Liegehallen, der man die Hand eines amerikanisch beeinflußten Architekten ansah, wurde er sofort von dem Chefarzt empfangen und in das Privatbüro geführt.
    »Fräulein Suhaja geht es gut«, sagte der Chefarzt, ein alter Serbe mit einem weißen Spitzbart und einer goldeingefaßten Brille. »Wir haben sie gründlich untersucht und durchleuchtet … es ist nichts, was zu Besorgnis Anlaß gibt. Noch etwa zwei Wochen, und wir können sie entlassen. Nur –« Der Chefarzt wiegte den dicken Kopf – »ich

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