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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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kostbarsten Teppiche, die Corbett je gesehen hatte. Kostbare türkische Stoffe, Wimpel mit Wappen und leuchtende Banner hingen von der Stichbalkendecke. Statt des Steinguts und der Zinnlöffel, mit denen sonst gedeckt wurde, zierten den Tisch Silberteller, goldene Messer und edelsteinbesetzte Gewürzdosen.
    Gurney und seine Frau hatten sich umgezogen. Alice trug jetzt ein braunrotes Kleid, dessen hoher Kragen ihren schwanenhaften Hals noch betonte. Es wurde von einer Goldkordel in der Taille zusammengehalten. Eine Haube aus dichter Gaze verbarg ihr wunderschönes Haar. Sie war mit einer Silberschnur befestigt. Sir Simon trug ein rotbraunes Gewand, grüne Beinkleider und braune Lederstiefel. Das Gewand war vorne mit grüner Seide verziert und geschlitzt, die Ärmel waren aus dunkelblauem Taft. Corbett hoffte, daß er und seine beiden Getreuen dem kritischen Blick der Gesellschaft standhalten würden. Er kam sich in seinem dunkelbraunen Wams eher nachlässig gekleidet vor, bis er Monck erblickte, der wie gewöhnlich ganz in Schwarz erschienen war.
    Diener wiesen sie zu ihren Plätzen. Der Verwalter blies auf einem silbernen Horn, und während einige fahrende Sänger auf einer Galerie am anderen Ende der Halle Musik machten, trugen Gurneys Gefolgsleute das Essen auf. Als erstes brachte der Verwalter das Salzfäßchen aus Silber und verbeugte sich dreimal vor seinem Herrn, ehe er es in die Mitte der Tafel stellte. Hinter ihm kam der Bäcker mit mehreren Tabletts kleiner Weißbrote. Auf ihn folgte ein Mundschenk, der eine große Kanne mit zwei Henkeln in Händen hielt, randvoll mit Wein. Er probierte und setzte die Kanne vor seinem Herrn ab. Gurney und seine Gäste wuschen sich die Hände in Schalen mit Rosenwasser und trockneten sie sich hastig an den Handtüchern ab, die die Diener über dem Unterarm hängen hatten. Erst dann stellte Gurney seine anderen Gäste vor. Father Augustine war ein großer, noch jugendlich wirkender Geistlicher mit blonden Haaren und einem bleichen Gesicht. Er hatte durchdringende grüne Augen und eine schwach gebogene Nase über schmalen Lippen und einem markanten Kinn. Er machte auf Corbett den Eindruck ruhiger Autorität. Die Priorin, Lady Cecily, war klein und beleibt, ihr rundes Antlitz wurde von einer gestärkten Haube und einem goldgesäumten graublauen Schleier umrahmt. Ein frohes Gemüt, überlegte Corbett, mit Grübchen in den Wangen, einem fliehenden Kinn und Stupsnase. Ihre dunklen Augen waren jedoch klug und klein, ihr Mund bestimmt, und Corbett kam zu dem Schluß, daß sie in dem Kloster, das sie leitete, so entschlossen auftrat wie jeder weltliche Herr. Schließlich saß da noch Adam Catchpole, der wichtigste Gefolgsmann Gurneys, ein Veteran aus den Kriegen des alten Königs, ein zäher, schweigsamer Mann mit harten Augen und Gesichtszügen, die aus Granit gehauen schienen. Catchpole kratzte sich sein kurzgeschnittenes, ergrauendes Haar und spielte mit seinem silbernen Teller und seinem Messer, als fühlte er sich in so verschwenderischer Umgebung unwohl.
    Als alle einander vorgestellt waren, klopfte Gurney auf den Tisch und forderte Father Augustine auf, das Tischgebet zu sprechen. Der Geistliche trug es in einer hohen nasalen Stimme vor. Er beherrschte sein Latein ausgezeichnet und sprach das Gebet schnell, ohne sich ein einziges Mal zu besinnen. Dann traten die Diener herein und servierten Rind und Hammel mit Oliven gekocht, auf dem Rost gebratenes Wildbret, das mit braunem Zucker gesüßt und mit Zitronensaft, Zimt und Ingwer gewürzt war, und auf dem Spieß gegartes Huhn mit Rosinen gefüllt. Die Diener schenkten die Becher vor jedem Gast ständig nach. Corbett nippte nur vorsichtig, Ranulf und Maltote tranken und aßen jedoch, als sei dies ihre letzte Mahlzeit.
    Anfänglich bewegte sich die Unterhaltung in allgemeinen Bahnen. Monck saß etwas unruhig neben Corbett und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Nach einigen Minuten hob er seinen Becher und schaute Gurney an, der in einem Stuhl mit einer hohen Rückenlehne saß.
    »Sir Simon, Eure Gastfreundschaft ist überwältigend, aber morgen müssen Sir Hugh und ich uns dann wirklich um unsere Angelegenheiten auf Eurem Besitz kümmern!«
    Gurney stellte seinen Becher hin und versuchte, seine Verärgerung zu unterdrücken.
    »Ihr meint die Pastoureaux?«
    Seine Worte brachten alle zum Schweigen.
    »Ja, die Pastoureaux.«
    »Aber warum gerade jetzt? Ihr habt sie doch schon früher getroffen«, sagte Gurney.
    »Ich habe sie

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