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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Sie wurden vor etwa fünfzig Jahren von einem abtrünnigen Mönch mit Namen Jacob organisiert, der sich seltsamerweise Meister von Ungarn nannte.« Corbett nippte an seinem Becher. »Meinen Berichten zufolge, behauptete Jacob, sei ihm in einer Vision befohlen worden, die Armen zu sammeln wie die Hirten von Bethlehem und sie in das Heilige Land zu schicken, wo sie die Wiederkehr Christi abwarten sollten. Unglücklicherweise zog er das menschliche Strandgut der Gesellschaft an, abtrünnige Geistliche, Prostituierte, Diebe, Mörder und Vogelfreie. Jacob teilte sie in Truppen ein, und statt nach Jerusalem zu ziehen, fingen sie an wie die Söldner vom Land selbst zu leben. Wer sich ihnen widersetzte, bekam eine Axt über den Kopf, andere wieder, besonders Geistliche, wurden erstochen oder in Flüssen ertränkt. Diese Pastoureaux griffen die Juden an und faßten nach einigen Jahren den Entschluß, daß ihre Hauptaufgabe darin bestehe, die Geistlichkeit auszurotten, also Priester, Bischöfe und sogar den Papst selbst, und außerdem gründeten sie eine neue Kirche. Dann kam diese Bewegung über den Rhein nach England. Jede Gruppe der Pastoureaux unterscheidet sich von der anderen. Einige sind gewalttätig, andere, wie die Gruppe in der Eremitage, friedlich. Sie führen ein einfaches Leben und erheben gegen keine Menschenseele die Hand. Der König macht sich jedoch Sorgen.« Corbett schaute über die Tafel hinweg Father Augustine an. »Er hat nicht die Absicht, unschuldige Menschen zu behelligen, aber eine ähnliche Gruppe von Pastoureaux hat in Shoreham in Sussex eine Schlägerei organisiert, bei der ein königlicher Beamter getötet wurde.« Er zuckte mit den Achseln. »Deswegen sind wir in Hunstanton.«
    »Ich finde immer noch, daß die Leute in der Eremitage nur für Ärger sorgen«, wandte Catchpole ein. »Zu viele seltsame Dinge sind hier in der Gegend passiert, seit sie hier sind.«
    »Zum Beispiel?« fragte Ranulf mit gespielter Unschuld und stieß Maltote an, der bereits so viel getrunken hatte, daß er drohte einzuschlafen.
    Catchpole war ebenfalls ziemlich betrunken. Sein Gesicht mit den harten Zügen war gerötet, und er schlug mit der Faust, wenn auch vorsichtig, auf den Tisch. »Bin ich der einzige hier, der es wagt, den Mund aufzumachen?« fragte er und streckte eine Hand aus, mit dem Daumen nach oben. »Wir hatten es doch mit Grabräubern zu tun, oder, Father Augustine?«
    Der Geistliche nickte ernst.
    »Was meint Ihr?« fragte Corbett.
    »Die Grabruhe auf unserem Kirchhof ist in der Tat gestört worden«, antwortete der Geistliche. »Särge, die schon seit Jahren dort lagen, sind ans Licht gezerrt, zerhackt und der Inhalt verstreut worden, wie die Abfälle von einem Schlachthof. Der Himmel weiß, wer so etwas tut! Vielleicht Hexen oder Hexenmeister, die Lords of the Crossroads oder Masters of the Black Sabbath, oder wie immer sie sich nennen. Sir Simon und ich haben für Wachen gesorgt, die Täter wurden jedoch nie gefaßt.« Father Augustine seufzte tief. »Ich habe die Mitglieder der Gemeinde gewarnt. Wenn wir die verantwortlichen Gotteslästerer zu fassen kriegen, werde ich sie nach allen Regeln der Kunst exkommunizieren!«
    »Andere Dinge sind ebenfalls vorgefallen«, unterbrach ihn Catchpole. »Ich habe Schilfe gesehen, die sich bei Nacht der Küste näherten und mit Laternen Signale gaben, wem, das wissen die Götter.«
    »Glaubt Ihr, daß die Pastoureaux damit zu tun haben?« fragte Selditch.
    »Im Herbst«, fuhr Catchpole fort und beachtete die Frage nicht weiter, »bin ich bei klarem Wetter hinaus auf die Landzunge gegangen. Ich konnte die Schiffe sehen, genaugenommen nur ihre Lichter, aber keine Signale, keine Antwort von Land!«
    »Aber die Pastoureaux verlassen ihr Lager nie bei Nacht«, versicherte Father Augustine. »Hier handelt es sich um Schmuggler.« Er lächelte Gurney entschuldigend an. »Ich will Euch damit nicht zu nahe treten, Sir Simon, aber an der Küste hier wimmelt es nur so von ihnen. Schiffe aus Boston, Bishop’s Lynn, Ipswich und Yarmouth. Ein schwunghafter Handel. Trotzdem hat Master Catchpole recht. Seltsame Dinge passieren hier«, er sah die Priorin hinterhältig an, »wie beispielsweise der Tod einer Schwester Eures Ordens, Lady Cecily.«
    Die Priorin spitzte die Lippen und rümpfte die Nase, so als wolle sie über diese Angelegenheit nicht sprechen.
    »Eine Eurer Nonnen?« fragte Corbett.
    »Ja«, sagte Monck boshaft. »Es hat den Anschein, als hätte Lady Agnes, die

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