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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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die beiden jungen Leute, entfernte Verwandte, eingetroffen, die in Alyss’ Hauswesen für zwei Jahre gesellschaftlichen Schliff, die deutsche Sprache und die Haushaltsführung lernen sollten. Zumindest an Lucien gab es noch einiges zu schleifen. Aber das schreckte Alyss nicht. Sie hatte gerne junges Volk um sich, und da zwei ihrer Schützlinge das Haus verlassen hatten, um in Kürze zu heiraten, und ein dritter inzwischen seinem Vater zur Hand ging, war es ihr nur recht, dass die beiden in ihre Obhut gegeben worden waren. Auch Lore, die früher ein erbärmlich karges Dasein als Päckelchesträgerin gefristet hatte, lebte inzwischen bei ihr und übte sich in gesittetem Benehmen. Nicht immer gelang es ihr.
    Die Paternoster draußen schwollen zu einem Brüllen an, und Alyss warf einen kritischen Blick in den Hof. Oh ja, die Gänse! Gog und Magog betrachteten alle, die ihnen nicht aus dem Weg gingen, als Feinde, die man kneifen musste. Und ihre Schnäbel waren sehr hart. Frieder und Lucien knieten inzwischen Rücken an Rücken und versuchten, die heidnischen Völker durch Gebrüll zu vertreiben. Oben vom Verschlag aus, in dem Jerkin, der weiße Gerfalke hauste, beobachtete Malefiz mit einem kätzischen Grinsen in seinem schwarzen Gesicht das Geschehen.
    Lore stand an die Türzarge gelehnt und grinste ebenfalls.
    »Lore, scheuch sie weg.«
    »Muss ich, Frau Herrin?«
    »Musst du.«
    Ganz, ganz langsam schlenderte Lore zu den Gänsen, donnerte dann Gog die Faust auf den Schnabel und trat nach ihm. Protestierend wandte die Schar sich ab, und Gott der Herr wurde in gedämpfteren Lauten angerufen.
    »Ich muss noch die neue Lieferung und die Einkäufe von heute Morgen in das Haushaltsbuch eintragen«, sagte Alyss und leerte ihren Becher. »Wenn jemand nach mir fragt, ich bin im Kontor.«
    Das Geschäft florierte, stellte Alyss fest, als sie mit gespitzter Feder ihre Zahlenkolonnen in dem Registerband addierte. Sie hatte einen festen Kundenstamm, den sie regelmäßig belieferte, und dank Mertens Hilfe auch einige Abnehmer außerhalb der Stadtmauern. Der Weiße aus Speyer war süffig, der Burgunder vollmundig, und aus ihrem eigenen Weingarten hatte sie einige Fässer gekeltert, die mit Kräutern und Gewürzen angesetzt einen ganz passablen Claret lieferten. Der Beutel mit dem Haushaltsgeld war gut gefüllt, in der Vorratskammer hingen zwei geräucherte Schinken, Säcke mit Mehl, Erbsen, Gries und sogar Reis stapelten sich auf den Borden. Goldgelbe Butter, Schmalz und Öl waren in ausreichenden Mengen vorrätig, mürbe Äpfel, eingelegtes Sauerkraut und Gurken, getrocknete Pilze, harter Käse, Töpfe mit Honig und Rosinen – alles wurde ständig aufgefüllt, um das gefräßige Hauswesen zu nähren. Vor allem aber fanden derzeit die eingelegten Heringe, die geräucherten Forellen, der salzige Fastenspeck und frischer Lachs in der Küche Verwendung. Die Fastenzeit würde jedoch am Ende dieser Woche vorüber sein, und Alyss plante bereits das üppige Osteressen. Bei dem Gedanken an den kroschen Lammbraten musste sie schlucken.
    Es klopfte an der Tür, und ein Herr in einer feinen grünen Heuke, mit Marderfell abgesetzt, trat ein.
    »Robert!«, sagte Alyss und lächelte ihrem Schwager zu. Er war kein schöner Mann, sein Kinn ein wenig fliehend, über der Stirn lichteten sich die Haare, aber er pflegte sich wohl zu gewanden und auf sein Äußeres zu achten.
    »Was bedeutet diese lautstarke Glaubensbekundung dort draußen?«
    »Buße für verschütteten Wein und eine Schlägerei.«
    »Ist meine männlich starke Hand vonnöten?«
    »Diesmal wohl nicht. Aber bei dem nächsten Unfug überlasse ich die Sünder gerne dir.«
    »Es wird nicht lange auf sich warten lassen.«
    »Vermutlich nicht. Was führt dich in mein Kontor, Schwager?«
    »Ein Pfandleiher namens Ambrosio di Como. Er wünscht den Erben des Arndt van Doorne zu sprechen.«
    »Ei wei.«
    »Soll ich ihn fortschicken?«
    »Nein, lass nur. Ich spreche mit ihm.«
    »Ich bleibe dabei, wenn du nichts dagegen hast.«
    Alyss nickte, und Robert verließ das Kontor, um gleich darauf mit einem äußerst rundlichen Mann zurückzukommen. Der verbeugte sich schwungvoll, dann trat er mit ausgestreckten Händen und tieftrauriger Miene auf Alyss’ Schreibpult zu.
    »Signora, es schmerzt mich so, Euch behelligen zu müssen. So bald nach Eurem schmerzlichen Verlust.« Seine Hände pressten sich auf sein Herz.
    Alyss musterte ihn kühl. Er war recht dunkel, seine schwarzen Locken glänzten

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