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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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fettig unter seinem Barett, seine großporige Haut glänzte ebenfalls, aber sein Wams, das sich über seinen Bauch spannte, wirkte reinlich.
    »Was ist Euer Anliegen, Ambrosio di Como?«, fragte sie nüchtern.
    »Ah, ein Weib, das wenig Worte macht über ihr Leid. Gefasst und besonnen, doch innerlich sicher noch immer verwundet. Meine Ehrerbietung, Signora. Das Leben geht weiter. Und die leidenschaftlichen Gebete der Euren werden Euch Trost sein.«
    Ein Ave-Maria dröhnte durch die Türritzen, begleitet von der Eselin Gesang.
    Alyss unterdrückte mannhaft ihre Erheiterung.
    »Euer Begehr?«
    »Ah, kein Beileid erwünscht?« Ambrosios Hände flatterten resigniert.
    »Kommt zur Sache«, sagte Robert.
    »Ja, die Sache. Es sind zwei Sachen, wohledle Herrschaften, und sie betreffen das Erbe des wohledlen Arndt van Doorne.«
    »Dessen Erbin ich bin. Was hat er mir hinterlassen?«
    Misstrauen klang in Alyss’ Frage mit. Sie hatte allen Grund, die Machenschaften ihres Gatten auch nach seinem Dahinscheiden noch zu fürchten. Zuletzt hatte sich herausgestellt, dass das Hurenhaus »Zur Eselin« ebenfalls zu dem Erbe gehörte, das er ihr hinterlassen hatte. Das allerdings hatte sie gegen eine echte Eselin, eben jene singende Jennet, eingetauscht.
    »Im vergangenen Herbst hat der wohledle Herr Gemahl zwei Fässer Salz aus Lüneburg von mir beleihen lassen. Auf ein halbes Jahr. Das aber ist mit dem Osterfest verstrichen. Und darum biete ich sie Euch zur Auslöse an.«
    »Ich bin Weinhändlerin. Verkauft sie in der Salzgasse.«
    »Ähm … ja, aber …«
    »Und nun gehabt Euch wohl, Ambrosio di Como.«
    Der aber wedelte entsetzt mit seinen Händen und brauchte noch ein gutes Dutzend Sätze, um seine Verwunderung auszudrücken, seinen Abschied vorzubereiten und den Segen Gottes auf das Haus herabzuflehen.
    »Sabbelschnüss«, murmelte Alyss, als er endlich gegangen war.
    »Wortgewaltig und reich an Gesten, in der Tat. Aber du hast recht daran getan, das Salz nicht auszulösen. Mag der Teufel wissen, was sich wirklich in den Fässern befindet.«
    »Mir egal. – Ah, wie ich höre, ist die Buße getan. Ich werde mich dann mal um die Verwundeten kümmern. Wenn ich es richtig gesehen habe, wird Lucien ein blaues Auge bekommen und Frieder eine mächtige Beule am Kopf entwickeln.«
    Sie schlug den Registerband zu und wischte die Feder gründlich ab.
    »Worum ging der Streit der beiden?«
    »Keine Ahnung. Die Inquisition wird jetzt stattfinden.«
    Die Befragung, gütlich, nicht peinlich, ergab, dass es um die Beleidigung der Ehre einer Dame gegangen war. Lucien hatte sich abfällig über Alyss’ Base Leocadie geäußert, die dem Ritter Arbo von Bachem anverlobt und deren Hochzeit für den Mai geplant war. Frieder, der die schöne Leocadie selbst für ein Tränenkrüglein hielt, verstand Luciens Bezeichnung » bécasse ennuyeuse mit ihrem chevalier de fer claquant « zwar nicht wortwörtlich, wohl aber den Tonfall, in dem sie geäußert worden war, und hatte eine Übersetzung verlangt. Die durch Luciens Mangel an Sprachkenntnis dann noch derber wurde, weshalb Frieder Lucien eins aufs Maul gab. Die Angelegenheit eskalierte darauf.
    »Langweilige Schnepfe«, flüsterte Alyss die korrekte Übersetzung in Catrins Ohr. »Mit Ritter Klappereisen.«
    Die seufzte.
    »Leocadie ist so schön, Alyss, da fällt es nicht sonderlich auf, dass sie nicht zu geistreichen Bemerkungen fähig ist. Aber Lucien muss lernen, seine Zunge zu zügeln. Und sie der unserigen Sprache gefügig zu machen.«
    »Ich werde ihnen Unterricht erteilen. Wenngleich meine Kenntnisse des Welschen langsam eingerostet sind.«
    »Du hast genug zu tun, Alyss. Aber vielleicht finden wir einen Studiosus, der ihnen Lektionen erteilen kann.«
    Während sie überlegten, versammelten sich die anderen Mitglieder des Hauswesens in der Küche, und Hilda, die Haushälterin, verteilte die Aufgaben, um das Abendessen zu richten: Lauryn, Frieders Schwester, schnitt das knusprige Brot in Scheiben, Lore, jetzt in frischer, unriechbarer Schürze, verteilte Heringe und junge Zwiebeln auf den Tellern, Frieder schenkte Most aus, Denise schöpfte Quark aus einem Topf, und Lucien hockte schmollend auf der Bank und sandte Malefiz böse Blicke. Den Kater schienen die jedoch nicht zu stören, er rieb seinen Kopf schmeichelnd an Alyss’ Bein und bekam ein Stückchen Fisch gereicht. Als alle am Tisch saßen, nickte Alyss Robert zu. Er sollte den Tischsegen sprechen, doch bevor er dazu ansetzte, kam Merten

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