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Das Lied des Todes

Das Lied des Todes

Titel: Das Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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ist dein Name, Frau?»
    «Gunnlaug.»
    «Zeig mir deine Beine, Gunnlaug!»
    «Ich …»
    «Zeig sie mir!», brüllte Thankmar so laut, dass sogar seine Soldaten zusammenzuckten.
    Tränen kullerten über Gunnlaugs Wangen, während sie umständlich das Unterteil ihrer Tunika bis zu den Knien hochzog. Ihre Waden waren mit hässlichen Krampfadern überzogen.
    Aber das war es nicht, was Thankmar sehen wollte.
    «Höher!», forderte er.
    Endlich entblößte Gunnlaug ihre Oberschenkel.
    «Ah!», seufzte Poppo im Hintergrund.
    Thankmar betrachtete Gunnlaugs Oberschenkel, die mit faustgroßen Wundmalen übersät waren. Auf der Haut waren noch Reste einer nicht vollständig eingezogenen Heilsalbe zu erkennen, mit der die Wunden behandelt worden waren, und zwischen die Wunden hatte jemand mit Kohle eigenartige Zeichen gemalt.
    Genau das war es, was Thankmar sehen wollte!
    Ein unangenehmer Schauer kroch über seinen Rücken. Alles deutete darauf hin, dass er auf der richtigen Spur war. Der Mann, der ihn über gewisse Vorgänge auf Erlings Hof informiert hatte, war also die zwei Silbermünzen wirklich wert gewesen, mit denen Thankmar ihn belohnt hatte.
    Schnell tastete er nach dem Talisman, dem Holzspan, um seine aufflammende Angst im Keim zu ersticken.
    Nachdem er die Zeichen gesehen hatte, war er davon überzeugt, dass die Zauberin hier gewesen war! Jetzt brauchte es nur noch eines letzten Beweises.
    «Haben die Wunden vor wenigen Tagen noch geeitert, Frau?», fragte Thankmar.
    Gunnlaug nickte.
    «War das Jucken so schlimm, dass du ständig gekratzt hast?»
    Sie nickte wieder.
    «Und dann kam das Fieber?»
    «Ja.»
    «Ja. Es ist eine grausame Krankheit. Eigentlich dürftest du heute Abend gar nicht mehr unter uns weilen – so wie Gott es für dich bestimmt hat.»
    «Bitte, Herr!», flehte Erling vom Feuer her.
    «Wer hätte sich dann um den Haushalt gekümmert? Oder um die Kinder?», fuhr Thankmar unbeirrt fort. «Wer hätte deinem Mann das Nachtlager gewärmt? Auf wessen Brüste hätte er sein müdes Haupt betten sollen, wenn er abends erschöpft ins Bett gekrochen wäre?»
    «Die Familie braucht mich …», flüsterte Gunnlaug.
    Da sprang Thankmar auf. Mit einem Satz war er vor ihr. Sein Herz trommelte. Doch er zwang sich zur Zurückhaltung.
    «Natürlich tut die Familie das», sagte er ruhig. «Jede Familie braucht eine Frau, die so tüchtig und so aufrichtig ist wie du. Deshalb sag mir nun die Wahrheit: Wer hat dich geheilt?»
    Gunnlaug schwieg.
    Thankmar hörte vor Aufregung das Blut in seinen Ohren rauschen. Poppo und die Soldaten rückten näher heran.
    «Sag es mir, Weib!»
    «Ich … ich darf nicht. Ich … habe es geschworen …»
    «Nicht einmal deinem Herrn darfst du es verraten? Nicht einmal
mir

    Thankmar streckte die linke Hand aus. Wie Spinnenbeine legten sich seine knochigen Finger um Gunnlaugs Hals.
    Dann drückte er fest zu.
    In Gunnlaugs Augen sah er Todesangst.
    «
Wer
hat dich geheilt?», zischte Thankmar und drückte noch fester zu.
    Noch immer kam kein Name über ihre Lippen.
    Über ihren bebenden Körper hinweg sah Thankmar, wie Erling die Kinder an eine Magd übergab und sich erhob. Vorsichtig näherte sich der Bauer.
    «Bitte, Herr», flehte Erling.
    Thankmar konnte kaum glauben, dass der Bauer so töricht sein konnte, sich gegen seinen Herrn aufzulehnen. Aber Erling trat tatsächlich neben seine Frau und legte Thankmar eine Hand auf den Arm, um ihn von Gunnlaug wegzuziehen.
    Da gab der Graf einem seiner Soldaten mit einem Kopfnicken ein Zeichen.
    Ernust, der Hauptmann seiner Haustruppe, schnellte vor. Der Sachse hatte eine gedrungene, kompakte Statur mit breiten Schultern und der Kraft eines Ochsen. Ohne zu zögern, stieß er Erling von hinten eine Lanze zwischen die Schulterblätter. Dann zog er den aufgespießten Bauern von Thankmar weg, und ein anderer Soldat schlug Erling mit einem Schwert den Kopf vom Hals.
    Die Angstschreie der Kinder und des Gesindes erfüllten das Haus.
    Gunnlaug schluchzte.
    «Wer hat dich geheilt?», wiederholte Thankmar seine Frage, die Hand noch immer an ihrem Hals.
    Sie sagte noch immer nichts.
    Thankmar musste verblüfft feststellen, dass ihre Angst vor der Zauberin größer zu sein schien als die vor dem eigenen Tod.
    Mit der freien Hand zog er das Messer aus seinem Gürtel. Er wartete kurz, bis Gunnlaug ahnte, was er vorhatte, dann stach er die Klinge bis zum Heft in ihren linken Oberschenkel.
    Sie stieß einen langen, ohrenbetäubenden Schrei aus.
    Als die

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