Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
im Flüsterton mit Varys, küsste dem Hohen Septon den Ring und Cersei die Wange, drückte Großmaester Pycelle die Hand und setzte sich dann auf den Platz des Königs am Kopf des langen Tisches zwischen seine Tochter und seinen Bruder.
Tyrion hatte Pycelles alten Platz am Fuß der Runde für sich erobert und hockte auf einem Stapel Kissen. Auf diese Weise hatte er die ganze Länge des Tisches im Auge. Solcherart verdrängt war Pycelle neben Cersei gezogen und befand sich so weit wie möglich von dem Zwerg entfernt, ohne den Stuhl des Königs für sich zu beanspruchen. Der Großmaester war zum Skelett abgemagert, musste sich auf seinen gedrechselten Stock stützen und zitterte beim Gehen. Ein paar vereinzelte weiße Haare sprossen an Stelle des einst vollen weißen Bartes aus seinem langen Hühnerhals. Tyrion betrachtete ihn ohne Reue.
Die anderen mussten sich sputen, um einen guten Platz zu erhaschen: Lord Maes Tyrell, ein schwerer, robuster Mann mit braunen Locken und einem weißgesprenkelten Spitzbart; Paxter Rothweyn vom Arbor, gebeugt, dünn und mit kahlem Kopf, der von Büscheln orangefarbenen Haars bekränzt war; Mathis Esch, der Lord von Goldhain, sauber rasiert, stämmig und schwitzend; der Hohe Septon, ein gebrechlicher Mann mit dünnem weißen Haar am Kinn. Zu viele fremde Gesichter,
dachte Tyrion , zu viele neue Spieler. Das Spiel hat sich geändert, während ich in meinem Bett vermodert bin, und keiner wird mir die Regeln erklären.
Oh, die Lords hatten aller Höflichkeit Genüge getan, obwohl er ihnen ansah, wie unbehaglich ihnen zu Mute war, wenn sie ihm ins Gesicht schauen mussten. »Das mit dieser Kette, die Ihr Euch ausgedacht habt, war äußerst gerissen«, hatte Maes Tyrell ihn aufmunternd gelobt, und Lord Rothweyn hatte genickt und ebenfalls sehr fröhlich hinzugefügt: »Ganz meine Meinung, ganz meine Meinung, mein Lord von Rosengarten spricht für uns alle.«
Erzählt das den Menschen in dieser Stadt , dachte Tyrion verbittert. Erzählt es den verdammten Sängern, die Lieder über Renlys Geist zum Besten geben.
Sein Onkel Kevan begrüßte ihn am herzlichsten, küsste ihn sogar auf die Wange und sagte: »Lancel hat mir berichtet, wie tapfer du warst, Tyrion. Er lobt dich in den höchsten Tönen.«
Das sollte er auch besser, sonst hätte ich einiges über ihn zu erzählen . Er rang sich ein Lächeln ab. »Mein guter Vetter ist zu freundlich. Seine Wunde heilt doch, hoffe ich?«
Ser Kevan runzelte die Stirn. »Mal wirkt er kräftiger, am nächsten Tag ... Es ist Besorgnis erregend. Deine Schwester besucht ihn häufig am Krankenbett, um seine Stimmung zu heben und für ihn zu beten.«
Aber betet sie für sein Leben oder für seinen Tod? Cersei hatte ihren Vetter schamlos ausgenutzt, sowohl inner- als auch außerhalb des Bettes; ein kleines Geheimnis, von dem sie ohne Zweifel hoffte, Lancel würde es mit ins Grab nehmen, jetzt, da ihr Vater hier war und sie den jungen Mann nicht länger brauchte. Doch würde sie so weit gehen und ihn ermorden? Wenn man sie heute so anschaute, mochte man ihr solche Ruchlosigkeit nicht zutrauen. Sie war bezaubernd, umschmeichelte Lord Tyrell, während sie über Joffreys Hochzeitsfest sprachen, gratulierte Lord Rothweyn zur Tapferkeit seiner Zwillinge,
besänftigte den bärbeißigen Lord Esch mit Scherzen und einem Lächeln und gab dem Hohen Septon gegenüber fromme Laute von sich. »Sollen wir mit den Hochzeitsvorbereitungen beginnen?«, fragte sie, nachdem Lord Tywin Platz genommen hatte.
»Nein«, erwiderte ihr Vater. »Mit dem Krieg. Varys.«
Der Eunuch setzte ein seidiges Lächeln auf. »Ich habe allzu köstliche Kunde für Euch alle, Mylords. Gestern bei Anbruch der Dämmerung hat unser tapferer Lord Randyll außerhalb von Dämmertal Robett Glauer gestellt und ihn am Meer in die Enge getrieben. Auf beiden Seiten gab es hohe Verluste, aber am Ende gewannen unsere treuen Mannen die Oberhand. Von Ser Helman Tallhart heißt es, er sei gefallen, zusammen mit tausend anderen. Robett Glauer führt die Überlebenden in blutiger Unordnung zurück nach Harrenhal und lässt sich vermutlich nicht träumen, dass er unterwegs dorthin auf den kühnen Ser Gregor und seine treu Ergebenen stoßen wird.«
»Gelobt seien die Götter!«, frohlockte Paxter Rothweyn. »Ein großer Sieg für König Joffrey!«
Was hat Joffrey damit zu tun?, dachte Tyrion.
»Und gewiss eine entsetzliche Niederlage für den Norden«, merkte Kleinfinger an, »wenngleich eine, die man Robb
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