Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Maslyn sah noch schlimmer aus. Chett bemerkte den Schweiß, der ihm trotz des kalten Windes über das Gesicht rann. Die Tröpfchen funkelten im Licht des Feuers wie viele kleine, feuchte Edelsteine. Maslyn aß auch nicht, sondern starrte nur in seine Suppe, als würde ihm schon von ihrem Geruch übel. Auf den muss ich aufpassen, schärfte sich Chett ein.
»Sammeln!« Der Ruf ertönte plötzlich aus einem Dutzend Kehlen und verbreitete sich rasch im ganzen Lager auf der Hügelkuppe. »Männer der Nachtwache! Versammelt euch um das große Feuer!«
Stirnrunzelnd schlang Chett den Rest seiner Suppe hinunter und folgte den anderen.
Der Alte Bär stand, Kleinwald, Locke, Wyters und Blan hinter sich, vor dem Feuer. Mormont trug einen Mantel aus dickem schwarzen Fell, und sein Rabe hockte auf seiner Schulter und putzte sich das schwarze Gefieder. Das kann nichts Gutes bedeuten. Chett drängte sich zwischen den Braunen Bernarr und ein paar Männer vom Schattenturm. Nachdem sich alle außer den Posten im Wald und den Wachen auf der Ringmauer versammelt hatten, räusperte sich Mormont und spuckte aus. Der Speichel erstarrte zu Eis, ehe er auf dem
Boden landete. »Brüder«, begann er, »Männer der Nachtwache. «
»Männer!«, krächzte der Rabe. »Männer! Männer!«
»Die Wildlinge sind auf dem Marsch hierher und folgen dem Lauf des Milchwassers aus den Bergen herab. Thoren glaubt, ihre Vorhut werde uns von heute an in zehn Tagen erreichen. Und die erfahrensten Kämpfer werden sich bei Harma Hundekopf befinden, die sie anführt. Der Rest bildet vermutlich die Nachhut oder reitet nahe bei Manke Rayder selbst. Inmitten ihrer langen Kolonne werden ebenfalls überall Krieger verteilt sein, aber nur wenige. Sie haben Ochsen, Maultiere und Pferde ... aber nur wenige. Die meisten werden zu Fuß gehen, schlecht bewaffnet und kaum ausgebildet. Die Waffen, die sie tragen, sind vermutlich eher aus Stein und Knochen denn aus Stahl. Sie haben ihre Frauen und Kinder, Schaf- und Ziegenherden sowie ihre sämtlichen Habseligkeiten bei sich. Kurz: Trotz ihrer Anzahl sind sie verwundbar... und sie wissen nicht, dass wir hier sind. Jedenfalls sollten wir beten, dass es so ist.«
Sie wissen es, dachte Chett. Du verfluchter alter Eiterbeutel, sie wissen es, das ist so sicher wie der nächste Sonnenaufgang. Qhorin Halbhand ist nicht zurückgekehrt, oder? Und Jarman Bockwell auch nicht. Wenn sie einen von ihnen erwischt haben, werden die Wildlinge ihn bestimmt dazu gebracht haben, ein hübsches Liedchen zu singen, und das sollte auch dir klar sein.
Kleinwald trat vor. »Manke Rayder hat vor, die Mauer zu durchbrechen und die Sieben Königslande mit einem blutigen Krieg zu überziehen. Nun, zu diesem Spiel gehören zwei. Morgen werden wir den Krieg zu ihm bringen.«
»Bei Sonnenaufgang brechen wir auf«, sagte der Alte Bär, während sich in der Versammlung Gemurmel breitmachte. »Wir reiten nach Norden und schlagen dann einen Bogen nach Westen. Wenn wir abbiegen, wird Harmas Vorhut längst an der Faust vorbei sein. In den Ausläufern der Frostfänge gibt es eine Menge enger, verschlungener Täler, die für einen
Hinterhalt wie geschaffen sind. Ihre Kolonne wird sich über viele Meilen erstrecken. Wir überfallen sie an mehreren Stellen gleichzeitig, damit sie glauben, wir wären dreitausend, nicht dreihundert.«
»Ehe sich ihre Reiterei formieren kann, schlagen wir hart zu«, ergänzte Thoren Kleinwald. »Falls sie uns verfolgen, führen wir sie lustig im Kreis herum und greifen die Kolonne weiter unten wieder an. Wir stecken die Wagen in Brand, treiben das Vieh auseinander und metzeln so viele von ihnen nieder wie möglich. Vor allem Manke Rayder selbst, wenn wir ihn finden. Sollten sie daraufhin aufgeben und zu ihren Hütten zurückkehren, haben wir gewonnen. Falls nicht, setzen wir ihnen auf dem ganzen Weg zur Mauer zu und sorgen dafür, dass sie eine Spur von Leichen hinter sich zurücklassen. «
»Es sind Tausende«, rief jemand hinter Chett.
»Wir werden sterben.« Das war Maslyn, dessen Stimme vor Angst bebte.
»Sterben«, kreischte Mormonts Rabe und flatterte mit den schwarzen Flügeln. »Sterben, sterben, sterben.«
»Viele von uns«, räumte der Alte Bär ein. »Vielleicht sogar alle. Aber, wie es ein anderer Lord Kommandant vor tausend Jahren ausgedrückt hat, das ist der Grund, weshalb sie uns ins Schwarz gesteckt haben. Erinnert euch an euren Eid, Brüder. Denn wir sind die Schwerter in der Dunkelheit, die Wächter auf den
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