Das magische Buch
begleiten‹, sagte er fast flehend. ›Auch wenn es das Letzte ist, das ich in meinem Leben tun werde.‹
›Es könnte das Letzte sein … Aber wenn du willst, komm mit‹, willigte Nasshan ein. ›Ich verstehe deinen Wunsch.‹
›Ich möchte auch mit‹, bat Sigfrido. ›Ich kann die Prinzessin bei so einem gefährlichen Unterfangen nicht alleine lassen.‹
›Natürlich kommst du mit‹, sagte Hanna. ›Ohne dich gehe ich nirgendwohin.‹
An diesem Abend gab es ein kleines Fest, um die Fertigstellung des magischen Buches zu feiern und den Abenteurern Glück zu wünschen.
›Ihr setzt euer Leben aufs Spiel, damit Kultur und Wissen überleben‹, sagte der Älteste. ›Wir wünschen euch alles Glück der Welt, auf dass ihr eure Aufgabe erfüllen mögt!‹
Sie aßen und tranken, bis es Zeit zum Aufbruch war. Nur Hanna bemerkte, dass Nevalia unaufhörlich mit den Augen zwinkerte.
›Es ist besser, wenn wir nachts reisen‹, sagte Nasshan. ›Es ist sicherer, und wir gewinnen Zeit.‹
Tatsächlich ging jedoch hinter den Bergen bereits die Sonne auf, als sich die Gruppe auf den Weg machte. Ein merkwürdiges, in ein rotes Tuch gehülltes, magisches Buch auf einem Fuhrwerk mit einem Jäger als Kutscher, ein Greis mit weißem Bart und eine junge Prinzessin mit brennenden Augen, begleitet von einem Pagen, machten sich auf den Weg zum Lager der Barbaren. «
Señorita Clara hört auf zu lesen, und wir begreifen, dass das Kapitel zu Ende ist.
»Wie fandet ihr es?«, fragt sie.
»Wunderbar … unvergleichlich … magisch … genial!«, ruft Julio völlig begeistert. »Sie haben eine ganz außergewöhnliche Stimme, Clara.«
»Die Geschichte ist fantastisch«, bemerkt Lucía.
»Da bin ich aber beruhigt«, sagt Julio. »So langsam fange ich an zu glauben, dass dein Vater das Buch im Griff hat.«
»Natürlich hat er das!«, beteuere ich. »In ein paar Tagen ist es fertig.«
»Die Hauptsache ist, dass er wieder gesund wird«, fügt der Verleger hinzu.
»Also dann, Kinder, wir sehen uns morgen in der Schule«, sagt unsere Lehrerin. »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Julio.«
»Darf ich Sie nach Hause begleiten, Señorita Clara?«, fragt Julio.
»Eigentlich wollte ich ein Taxi nehmen …«
»Nicht nötig, ich bin mit dem Wagen da.«
Lucía und ich wollen uns von den beiden verabschieden, doch sie haben uns anscheinend völlig vergessen. Also nehmen wir die Seiten und gehen hinaus. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber irgendwie bin ich erleichtert, trotz allem. Soweit das möglich ist, klar.
Wenn nur Papa wieder gesund wird! Ich glaube, das Einzige, was ihm hilft, ist, das Buch fix und fertig vor sich zu sehen. Wir müssen es unbedingt schaffen, Das magische Buch zu Ende zu schreiben.
Um das zu erreichen, werden wir unsere Anstrengungen verdoppeln müssen!
11
V or der Schule gehen Javier und ich im Krankenhaus vorbei, um zu sehen, wie es Papa geht.
Eben war der Arzt da und hat gesagt, das Schlimmste sei überstanden. Aber wir dürfen ihn nicht aufregen.
»Das Problem sind die Nerven«, sagt er. »Und das Herz eures Vaters ist ein bisschen schwach, er darf sich nicht überanstrengen.«
Mama hört dem Doktor aufmerksam zu.
»Ihr habt es gehört«, sagt sie zu uns, als wir wieder alleine sind. »Er darf sich auf keinen Fall aufregen, habt ihr mich verstanden?«
Wir versprechen ihr, brav zu sein, damit sich unser Vater nicht aufregt. Seit Papa krank ist, hat Mama sich wirklich sehr verändert. Sie kommandiert uns ständig herum, und ich glaube, dass … Na ja, irgendwie finde ich es gut, dass sie das Kommando übernommen hat.
Es ist spät geworden. Javier und ich machen uns auf den Weg zur Schule. Unterwegs vertraut mir mein Bruder etwas an.
»Alle sagen, Sansón Pérez will dich grün und blau schlagen. Jedenfalls erzählt er das überall rum.«
»Was redest du denn da?«, frage ich erschrocken.
»Ich rede von diesem Barbaren Sansón«, antwortet Javier. »Du musst vorsichtig sein. Er ist brutal … und er ist stinksauer auf dich wegen der Sachen, die du neulich gesagt hast.«
Javier hat recht. Ich muss mich vor Sansón in Acht nehmen.
»Okay … Werd versuchen, ihm aus dem Weg zu gehen.«
»Tu das!«, rät er mir. »Du weißt, Papa darf sich nicht aufregen … wo er doch noch so schwach ist …«
Wieder hat Javier recht. Wenn Sansón mich verprügelt und Papa davon erfährt, könnte es ihm schlechter gehen. Ich weiß zwar nicht, wie ich es anstellen soll, aber ich
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