Das magische Buch
eröffneten Prinzessin Hanna und ihr Vater, König Ignacius, den Ball.
Alles verlief ganz nach Wunsch. Sämtliche Edelmänner und Fürsten, die zu dem Fest geladen waren, baten die Prinzessin um einen Tanz, den sie ihnen, streng nach Rangordnung, gewährte.
›Bist du glücklich?‹, fragte der König seine Tochter und gab ihr einen königlichen Kuss.
›Sehr, Majestät‹, antwortete Hanna. ›Ich bin die glücklichste Prinzessin der Welt.‹
›Ich freue mich, dass du vernünftig geworden bist. Ich muss gestehen, dass ich mir deinetwegen große Sorgen gemacht habe. Aber seit du dieses merkwürdige Buch gelesen hast …‹
›Nicht merkwürdig‹, korrigierte sie ihn. ›Unsichtbar!‹
›Kommt es dir nicht merkwürdig vor, ein unsichtbares Buch zu lesen?‹
Hanna musste lachen. Sie wusste, dass ihr Vater die seltsame Geschichte des Buches, das man nur an besonderen Orten lesen konnte, nie so recht geglaubt hatte.
›Du hast mir noch gar nicht erzählt, was in diesem Buch steht‹, bemerkte der König.
›Das darf man nicht erzählen. Es ist ein Geheimnis, und es ist verboten, anderen zu erzählen, wovon es handelt. Es dürfen nur die wissen, denen es gelingt, es zu lesen.‹
›Das heißt, das Buch ist nicht nur merkwürdig und unsichtbar, sondern auch noch geheimnisvoll …‹
Das Fest war auf seinem Höhepunkt angelangt, als sich plötzlich etwas ereignete, das alle Anwesenden in Erstaunen versetzte: Ein Greis betrat den Ballsaal in Begleitung zweier Soldaten! Er war schweißbedeckt, seine Kleidung war schmutzig und zerrissen. Er blutete aus einer Kopfwunde und stand kurz vor einer Ohnmacht. Als Hanna ihn erkannte, lief sie sofort zu ihm. Es war einer der alten Männer, die auf der Insel der Leser im Tal der Bücher lebten und die Große Bibliothek bewachten.
›Bringt einen Sessel für ihn!‹, befahl die Prinzessin. ›Man schicke nach dem königlichen Leibarzt! Schnell!‹
Sigfrido reagierte als Erster und brachte einen Sessel für den Alten.
›Was ist geschehen?‹, fragte Hanna den Verwundeten.
Mit letzter Kraft brachte der Greis hervor:
›Wir sind angegriffen worden … Scroom, der König der Barbaren, ist in unser Tal gekommen … Er hat die Große Bibliothek überfallen …‹
›Und die Bücher? Was ist mit ihnen passiert?‹, fragte Hanna ungeduldig.
›Er hat sie mitgenommen … um sie in den Vulkan Hutlan zu werfen …‹
›Er will sie verbrennen?‹
›Scroom hat geschworen, alle Bücher, derer er habhaft werden kann, zu vernichten … Er will den Vulkan mit ihnen füttern … beim nächsten Vollmond …‹
›Das ist in zwanzig Tagen‹, stellte Sigfrido fest. ›Also bald.‹
›Wir haben keine Zeit zu verlieren‹, flehte der Alte. ›Hanna, du musst das unsichtbare Buch retten … Sie haben es mitgenommen und werden es mit den anderen verbrennen.‹
›Was kann ich tun?‹, fragte Hanna.
›Du musst sofort handeln. Scrooms Armee rückt unaufhaltsam vor. Wenn es nicht bald jemandem gelingt, sie aufzuhalten, werden alle Bücher verbrannt werden, und Unwissenheit wird über uns kommen‹, sagte der alte Mann, bevor ihm die Sinne schwanden.
Der königliche Leibarzt, der sogleich herbeigeeilt war, ordnete an, man solle den Alten in ein Zimmer bringen, damit er ausruhen und sich erholen könne.
Hanna und Sigfrido sahen sich an. Der Page, der den Blick seiner Herrin zu deuten wusste, eilte hinaus, um die Pferde zu satteln. Hanna ging zu ihrem Vater.
›Vater‹, begann sie, ›ich muss …‹
›Sag nichts! Tu, was du tun musst‹, sagte der König und küsste sie auf die Stirn. ›Du hast meinen Segen.‹
Als sie den Ballsaal verließ, seufzte der König tief.
›Ich wusste, dass der Frieden nicht lange anhalten würde‹, murmelte er.
Und eine kleine königliche Träne rollte über die königliche Wange. Doch das bemerkte niemand, denn alle stellten sich dieselbe Frage: Wer ist Scroom? «
»Wer ist Scroom?«, fragt Lucía, als mein Vater die Lesung beendet hat.
»Da musst du wohl warten, bis ich das nächste Kapitel fertig geschrieben habe«, antwortet Papa lächelnd. »Sobald ich wieder auf den Beinen bin, fange ich damit an. Du musst dich noch ein wenig gedulden.«
»Dann wird Hanna also wieder ein Abenteuer erleben?«, frage ich.
»Hanna kann doch nicht in ihrem Palast bleiben, während die Bücher in Gefahr sind! Die Prinzessin wird gegen die Barbaren kämpfen.«
»Alleine? Wird sie alleine kämpfen?«, fragt Lucía.
Doch da beendet meine Mutter
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