Das magische Buch
er bald wieder gesund ist.«
»Aber was hat er denn? Ist es schlimm?«
»Nein, überhaupt nicht. Er braucht nur viel Ruhe. Er hatte einen Herzinfarkt, hervorgerufen durch Stress.«
»Das ist nur wegen diesem verdammten Buch!«, rufe ich wütend. »Dieses verdammte unsichtbare Buch! Er hätte nicht mit dem zweiten Teil anfangen sollen!«
»Sag so was nicht«, beruhigt mich Javier. »Schreiben ist das, was er am liebsten macht. Papa lebt fürs Schreiben.«
»Schriftsteller sind so«, fügt Lucía hinzu. »Sie sind vom Schreiben so begeistert, dass nichts sie bremsen kann.«
»Was?«, schreie ich, jetzt völlig außer mir. »Meinst du, er ist einfach nur so krank geworden, rein zufällig? Willst du mir erzählen, dass …«
»Schluss jetzt!«, schimpft Mama. »Du benimmst dich wie ein kleines Kind! Hör auf, hier so rumzuschreien! Wir sind in einem Krankenhaus, da muss man still sein.«
»Ich muss zu ihm, nur ganz kurz«, flehe ich. »Bitte!«
Ich sage es nicht, denn sie würden es sowieso nicht verstehen, aber ich will mich vergewissern, dass er wirklich nur schläft.
»Gut, aber verhaltet euch still«, sagt Mama. »Wir dürfen ihn nicht aufwecken.«
Wir gehen zurück ins Zimmer. Es herrscht fast völlige Stille. Ich höre Papa atmen, es ist, als käme das Geräusch von weit her. Wie eine leichte Brise, die zu mir herüberweht.
Javier, Lucía und ich sehen ihn eine Weile an. Unsere Blicke treffen sich, aber wir sagen nichts.
Mama bittet uns, wieder hinauszugehen.
»Ihr seht ja, es ist alles in Ordnung. Ihr geht jetzt nach Hause, esst etwas und legt euch schlafen«, sagt Mama. »Ich bleibe hier bei ihm. Ich möchte ihn nicht alleine lassen. Aber ich muss mich darauf verlassen können, dass ihr keinen Unsinn macht. Und morgen früh geht ihr in die Schule, wie immer. Im Laufe des Vormittags rufe ich euch an und sage euch Bescheid, wie es ihm geht. Einverstanden?«
»Ja, Mama, du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, sagt Javier. »Alles wird wieder gut.«
Wir verabschieden uns von ihr und verlassen das Krankenhaus. Unten bedanken wir uns bei der Frau an der Rezeption für ihre Mühe, dann fahren wir mit dem Bus nach Hause. Die Fahrt dauert endlos lange.
»Kann ich für einen Moment mit raufkommen?«, fragt Lucía.
»Von mir aus«, sage ich.
Wir gehen also zu dritt nach oben. Eine leere Wohnung ist ziemlich öde, vor allem, wenn du weißt, dass dein Vater im Krankenhaus liegt und deine Mutter bei ihm Wache hält. Das ist eine ganz neue Erfahrung für mich.
Javier geht unter die Dusche, während ich etwas zu essen aus dem Kühlschrank hole. Ich als der Ältere von uns beiden muss schließlich dafür sorgen, dass Javier etwas zu essen bekommt. In schwierigen Situationen ist es wichtig, dass man auf seine Ernährung achtet. Du musst etwas essen, sonst fällst du vom Fleisch, sagt meine Mutter immer.
Plötzlich fällt mir auf, dass Lucía nicht mehr da ist. Als ich mich auf die Suche nach ihr mache, sehe ich Licht im Arbeitszimmer meines Vaters. Ich gehe hinein und überrasche meine Freundin dabei, wie sie in den Papieren wühlt.
»Was machst du da?«, frage ich sie.
»Nichts … Setz dich hin und hör zu!«
»Aber …«
»Schscht! … Hör einfach nur zu:
Hanna und Sigfrido ritten mehrere Tage lang. Kaum nahmen sie sich Zeit, zu essen oder zu schlafen. Sie wollten unbedingt das unsichtbare Buch und die anderen Bücher retten, die der ruchlose Scroom dem Vulkan Hutlan in den Rachen werfen wollte. Bis zur nächsten Vollmondnacht waren es nur noch wenige Tage. Sie durften keine Zeit verlieren.
Es dauerte nicht lange, da sahen sie die Verheerungen, die die barbarische Armee in der gesamten Gegend angerichtet hatte: niedergebrannte Häuser, verwüstete Felder, zerstörte Schulen …
›Das ist ja schlimmer als die Pest‹, rief Hanna voller Empörung.
›Es ist das Schlimmste, was uns passieren konnte‹, pflichtete Sigfrido ihr bei. ›Jetzt wird sich Unwissenheit ausbreiten!‹
Sie setzten ihren Weg fort, und bald darauf erkannten sie in der Ferne eine riesige Staubwolke, die fast die Sonne verdunkelte: Scrooms Armee.
›Wir dürfen uns ihnen auf keinen Fall nähern‹, sagte Sigfrido. ›Wenn sie uns erwischen, töten sie uns.‹
›Wir haben keine Wahl‹, entgegnete Hanna entschlossen. ›Wir müssen sie aus der Nähe sehen.‹
›Das ist lebensgefährlich‹, wandte der ängstliche Page ein.
›Möchtest du in einer Welt ohne Bücher leben?‹, fragte die Prinzessin.
Sie gab ihrem Pferd
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