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Das Model und der Scheich

Das Model und der Scheich

Titel: Das Model und der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sellers Alexandra
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merkte aber sofort, dass auch er kein Interesse an einer gemeinsamen Nacht hatte.
    Nun hat er seinen Schlussstrich, dachte sie bitter. Sie schluckte trocken.
    Kurz darauf fand sie sich in der Sonne wieder und hörte den Ausführungen des Archäologen zu, die sie trotz ihres Kummers fesselten.
    „Das hier ist unser ganzer Stolz“, erklärte er, als sie bei einem Arbeiter standen, der dabei war, vorsichtig eine Platte im harten Erdreich freizulegen. Als Desirée näher kam, erkannte sie darauf ein Relief.
    Fasziniert fragte Desirée: „Ist das eine Frau?“
    Mit dem Ausdruck eines Mannes, der häufig Fragen beantwortet, erklärte Dr. al Khouri: „Nicht einfach eine Frau. Im Augenblick ist nur sicher, dass es sich um eine weibliche Figur handelt. Allerdings halten wir es für möglich, dass sie eine Göttin ist, vermutlich sogar die Schutzgöttin dieser ganzen Stadt.“
    Als sich Desirée nach unten beugte, erkannte sie die Andeutung eines Diadems und die kunstvolle Frisur der langen gewellten Haare. Brüste und Po waren deutlich herausgearbeitet, ebenso die schlanke Taille und breite Hüften.
    Offenbar stand die Göttin auf einem Tier, von dem noch keine Einzelheiten zu sehen waren.
    „Wer ist sie?“, fragte Desirée, aufgeregt wegen der großen Ähnlichkeit mit ihrer kleinen Statue.
    „Sehr wahrscheinlich die Göttin dieses Tempels“, meinte der Archäologe und wies mit der Hand auf einen besonders gekennzeichneten Bereich. „Ihren Namen kennen wir noch nicht.“
    „Ist sie eine Fruchtbarkeits- und Liebesgöttin?“
    „Davon gehen wir aus.“
    „Inanna?“
    Mit hochgezogener Braue sah Dr. al Khouri sie an – und erinnerte Desirée dabei wieder an Salih. „Möglich“, antwortete er. „Nur ist die Art der Darstellung sehr ungewöhnlich und verweist auf eine eigenständige Kultur. Daher ist es nicht ausgeschlossen, dass die Gottheit hier mit einem anderen Namen bezeichnet wurde. – Wie kommst du auf sie?“
    Lachend gestand Desirée: „So viele Liebesgöttinnen kenne ich nun auch wieder nicht! Außerdem habe ich bei den Beduinen eine Statue gekauft, und ich glaube, es ist dieselbe, hm … weibliche Figur.“
    „Du hast sie von Beduinen?“, fragte der Wissenschaftler und seufzte.
    „Ja. Für zwanzig Dirham. Sie ist im Wagen.“
    „Gleich morgen sehe ich sie mir an.“ Mit einer ausladenden Armbewegung wies er über das gesamte abgesteckte Gelände. „Ziemlich sicher war diese Ansiedlung ihr geweiht. Wahrscheinlich sind damals viele Menschen als Pilger hierhergekommen.“
    Überrascht fragte Desirée: „War die Liebesgöttin die höchste Gottheit?“
    „Ja“, bestätigte er. „Und diese Verehrung hatte auch Einfluss auf nachfolgende Generationen. In alter Zeit wurde Barakat oft von Frauen regiert. Selbst nach der Einführung des Islam herrschten hier Königinnen. Hast du schon einmal von Königin Halimah gehört?“
    Desirée nickte.
    „In den Herzen der Menschen ist sie noch immer gegenwärtig. Und ebenso die Göttinnen und anderen Königinnen. – Deine kleine Skulptur stammt vielleicht aus dieser Gegend, aber nicht von dieser Ausgrabung hier. Durch die Flut vor zwei Jahren wurde vieles an die Oberfläche gespült. Wir haben Hinweise auf mindestens zwei weitere Siedlungen. Leider gelingt es nicht immer, die Orte geheim zu halten. Denn wir können ja nicht das ganze Tal überwachen … Auf jeden Fall ist diese Stadt hier sehr bedeutend, darum haben wir mit ihr angefangen.“
    „Dabei sind die Plünderer nicht einmal das schlimmste Problem, sagt Salih.“ Obwohl das erst ein oder zwei Tage her war, schien es Desirée in ein anderes Leben zu gehören.
    „Das stimmt.“
    Sie folgte Dr. al Khouri über einen schmalen Grat zwischen zwei viereckigen Gruben. Der Wissenschaftler nickte Arbeitern auf beiden Seiten zu und sprach kurz mit ihnen. Dann redete er wieder mit Desirée.
    „Plünderer suchen nur ihren Vorteil. Doch leider gibt es auch Fanatiker, die alle Hinweise darauf zerstören wollen, dass einst das weibliche Prinzip verehrt wurde – und zwar ebenso konsequent wie heute oft das männliche. Sie möchten erzwingen, dass auch frühere Zeiten in ihr eingeschränktes Weltbild passen. Das wäre Geschichtsfälschung. Denn was wir hier finden, Desi, gehört zum kulturellen Erbe der Menschheit. Aber diese Verrückten haben anscheinend auch vergessen, dass die Linie des Propheten Mohammed ohne seine Tochter Fatima ausgestorben wäre …“
    „Und Sie haben wirklich gedacht, dass ich diesen Leuten

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