Das Model und der Scheich
helfen will?“, fragte Desirée.
Verblüfft sah er sie an. „Helfen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein vernünftiger Mensch diesen Dummköpfen helfen will.“
„Salih hat mir erzählt, dass Sie den Verdacht …“
„Ach, das“, meinte er mit verändertem Tonfall und betrachtete Desirée. „Meine Frau hat mir gesagt, Salih wäre sehr glücklich, wenn du kommst – trotz seiner Einwände. Ich sollte so tun, als ob ich seine Bedenken teilte. Genau weiß ich nicht, worum es dabei ging.“ Er lachte. „Schließlich bin ich Archäologe und kein Psychologe. – Aber du kannst mir bestimmt sagen, ob mein Sohn jetzt glücklich ist.“
Bei dieser Frage schlug Desirées Herz heftig. „Wie soll ich das wissen?“, platzte sie heraus. „Er will doch Samiha heiraten, oder?“
Dr. al Khouri zuckte die Schultern. „Meine Frau sagt Nein.“
Desirée atmete tief durch. Das war Samihas Chance! Wenigstens für die Freundin konnte sie, Desirée, etwas erreichen, wenn auch ihr eigenes Leben in Scherben lag.
„Dr. al Khouri …“, setzte sie an.
„Bitte nenn mich beim Vornamen.“
„Sehr gerne. Khaled, Samiha hat mich gebeten, dich etwas zu fragen.“
„Ach ja, ihr beide seid ja gute Freundinnen. Komm, setzen wir uns.“
Sie nahmen auf einer Bank Platz, unter einem Baldachin, der Schatten spendete. Von hier aus hatte man einen wunderbaren Rundblick über die gesamte Anlage. „Also. Was gibt es, was meine Nichte mir nicht selbst sagen kann?“
Während Desirée nach Worten suchte, beobachtete sie, wie sich die Arbeiter von der Ausgrabung zu den Zelten begaben.
„Samiha möchte Salih nicht heiraten. Sie ist mit einem Mann verlobt, den sie wirklich liebt, aber ihre Brüder wollen für sie bestimmen. Und deshalb sind sie auf Salih gekommen. Obwohl sie ihnen gesagt hat, dass sie nicht einverstanden ist …“
„Sprichst du von Walid und Arif?“, fragte Khaled verwundert.
Desirée nickte. „Samiha möchte, dass du ein Machtwort sprichst, damit sie ihren Verlobten heiraten darf. Sie hat Angst, dass Walid …“
Mit hochgezogenen Augenbrauen hatte Khaled al Khouri ihr zugehört. Jetzt atmete er kräftig aus.
„Also, was fällt meinen Neffen eigentlich ein, sich so dumm zu benehmen? Ich muss sagen, es fehlt nicht viel, und sie können sich den Verrückten anschließen, die die Kunstwerke zerstören. Wie heißt denn Samihas Verlobter?“
„Farid Durrani al Muntazer. Ursprünglich kommt seine Familie aus Bagestan, aber er selbst ist Kanadier.“
Einen Moment stutzte Khaled, dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte laut. „Walid und Arif sind mehr als dumm! Sie machen sich lächerlich. Samihas Verlobter gehört zur königlichen Familie von Bagestan!“
„Wie bitte?“
„Ja! Das ist der Name, unter dem die al Jawadi vor Jahren ins Exil gegangen sind. Farid soll das meinen Neffen ruhig sagen. Jetzt, wo die Familie den Thron wiederhat, ist es doch kein Geheimnis mehr.“
Über das politische Geschehen in Bagestan war in den Medien viel berichtet worden. Schließlich war der sympathische Sultan Ashraf wieder an die Regierung gekommen. Und mit ihm war Farid verwandt!
Desirée lächelte. Ja, für ihre Freundin würde alles gut ausgehen.
„Ich nehme an, dass es Walid ums Prinzip geht und er gar nicht so viel gegen Farid persönlich hat …“, meinte Desirée.
„Gut“, sagte Khaled. „Samiha bekommt meine förmliche Erlaubnis, damit auch die zwei jungen Männer es einsehen. Davon abgesehen werde ich aber mit den beiden wohl noch ein Wörtchen reden müssen.“
Er stand auf und hob ein Absperrband hoch. „Jetzt hast du deinen Auftrag erfüllt, Desi. Komm und schau dir den Tempel der Göttin an, bevor die Sonne untergeht.“
Im Eingang des Mannschaftszeltes stand Salih mit einer Tasse Kaffee und beobachtete von Weitem seinen Vater und Desirée.
Mit welcher Anmut sie über die Reste des Tempels schritt, in dem einst seine Vorfahren der Liebesgöttin gehuldigt hatten! In der flimmernden Luft wirkte es wie ein Bild aus uralten Zeiten. Als würde Desirée hierher gehören wie eine Hohepriesterin der Liebe.
Er selbst hatte das unaussprechliche Glück gehabt, ihr dienen zu dürfen. Doch dann hatte er mit eigener Hand alles zerstört. Er stand vor den Trümmern seines Lebens, und noch wollte sich aus den einzelnen Teilen kein Mosaik zusammensetzen lassen.
Noch immer wirkte die Erschütterung über das, was er getan hatte, in ihm nach. Ihm schien, als hätte er jede Orientierung im Leben
Weitere Kostenlose Bücher