Das muss Liebe sein
»Sie haben das Recht …«
»Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder? Sie wollen mich doch nicht wirklich verhaften?«
»… auf einen Anwalt«, fuhr er fort und hielt mit einer Hand immer noch ihre Handgelenke über ihrem Kopf fest, während er die Waffe ein Stück von sich warf.
»Aber es ist eigentlich gar keine Pistole. Na ja, ursprünglich schon, aber im Grunde doch nicht. Es ist eine Derringer aus dem neunzehnten Jahrhundert. Eine Antiquität, und deshalb glaube ich nicht, dass sie als echte Waffe gelten kann. Außerdem ist sie nicht geladen, und selbst wenn sie geladen wäre, würde sie kein sonderlich großes Loch schlagen. Ich hatte sie nur bei mir, weil ich solche Angst hatte und weil Sie mich ständig verfolgt haben.« Sie unterbrach sich und zog die Brauen zusammen. »Warum haben Sie mich eigentlich verfolgt?«
Statt einer Antwort machte er sie weiterhin auf ihre Rechte aufmerksam und wälzte sich dann zur Seite. Er hob die kleine Pistole auf und kam dann vorsichtig auf die Füße. Joe dachte nicht daran, ihre Fragen zu beantworten. Nicht, so lange er nicht wusste, was er mit ihr anfangen sollte. Nicht, nachdem sie ihn als perversen Psychopathen bezeichnet und versucht hatte, ihn zum Eunuchen zu machen. Er schenkte sich selbst nicht allzu viel Vertrauen, falls er mehr als das unbedingt Notwendige mit ihr redete. »Haben Sie noch mehr Waffen bei sich?«
»Nein.«
»Reichen Sie mir ganz langsam Ihre Gürteltasche und kehren Sie dann das Innere Ihrer Taschen nach außen.«
»Ich habe nur meine Autoschlüssel dabei«, sagte sie leise. Sie hob die Schlüssel hoch und ließ sie in seine Handfläche fallen. Er schloss die Hand und schob die Schlüssel in seine Brusttasche. Dann nahm er die kleine Gürteltasche entgegen und stülpte das Innere nach außen. Sie war leer.
»Hände an die Wand.«
»Wollen Sie mich etwa durchsuchen?«
»Genau«, antwortete er und deutete auf die Backsteinmauer.
»So?«, fragte sie über die Schulter hinweg.
Sein Blick wanderte über ihren hübschen wohlgeformten Po und an ihren langen Beinen hinunter, während er die Pistole in den Bund seiner Shorts stopfte. »Genau«, antwortete er wieder und legte die Hände auf ihre Schultern. Als er sie jetzt aus der Nähe betrachtete, stellte er fest, dass sie größer als einssiebzig war. Joe war einsachtzig, und ihre Augen befanden sich fast auf gleicher Höhe. Er strich mit den Händen an ihren Seiten hinab, über ihre Taille und ihren Unterleib. Er schob die Hand unter den Saum ihres Hemds und betastete den Bund ihrer Shorts. Er spürte ihre weiche Haut und das kühle Metall ihres Bauchnabelrings. Dann ließ er eine Hand hinauf zwischen ihre Brüste gleiten.
»Hey, lassen Sie das!«
»Lassen Sie sich dadurch nicht erregen«, empfahl er. »Ich tu's auch nicht.«
Als Nächstes klopfte er ihr Hinterteil ab, dann kniete er sich hin und überprüfte ihre Sockenbündchen. Die Mühe, zwischen ihren Schenkeln zu suchen, ersparte er sich. Nicht etwa, weil er ihr vertraute, sondern vielmehr, weil er nicht annahm, dass sie mit einer Waffe im Slip hätte joggen können.
»Wenn wir auf der Wache sind, kann ich dann meine Geldstrafe zahlen und nach Hause gehen?«
»Wenn der Richter die Kaution festgesetzt hat, dürfen Sie gehen.«
Sie wollte sich zu ihm umdrehen, doch seine Hände an ihren Hüften hinderten sie daran.
»Ich bin noch nie verhaftet worden.«
Das wusste er bereits.
»Ich werde doch nicht richtig verhaftet, mit Fingerabdrücken und Fotos für die Verbrecherkartei, oder?«
Joe tastete ein letztes Mal ihren Hosenbund ab. »Doch, Madam, mit Fingerabdrücken und Fotos.«
Sie drehte sich um, kniff die Augen zusammen und funkelte ihn böse an. »Bis eben habe ich nicht geglaubt, dass es Ihr Ernst wäre. Ich dachte, Sie wollten es mir heimzahlen, dass ich das Knie hochgezogen und Sie in … im Genitalbereich getroffen habe.«
»Sie haben nicht getroffen«, informierte er sie trocken.
»Sind Sie sicher?«
Joe stellte sich gerade hin, griff nach hinten in seine Shorts und zog die Handschellen heraus. »In dem Punkt kann man sich nicht irren.«
»Oh.« Es klang aufrichtig enttäuscht. »Aber ich kann immer noch nicht glauben, dass Sie mir das wirklich antun. Wenn Sie nur einen Funken Anstand im Leib hätten, würden Sie zugeben, dass alles allein Ihre Schuld ist.« Sie hielt inne und holte tief Luft. »Sie schaffen sich ein ausgesprochen schlechtes Karma, und ich bin sicher, dass es Ihnen noch gründlich Leid tun wird.«
Joe
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