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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
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den irgendwann die Mafia schnappt. Er war dafür prädestiniert, früher oder später der Lupara bianca zum Opfer zu fallen und spurlos zu verschwinden. Der hat Probleme geradezu gesucht, und wie man sieht, hat er sie am Ende auch gefunden.«
    »Warum ist D’Errico zu dir gekommen?«, fragte Gilberto Mancuso, der Intelligenteste in der Redaktion.
    »Weil wir gestern Abend zusammen im Restaurant waren.«
    Es gab weder Fragen noch Kommentare, und Michele fuhr fort zu erzählen.
    »Ich war anscheinend der Letzte, der ihn lebend gesehen hat. Giacomo, es ist wohl besser, du gehst los.«
    »Was soll ich tun?«, fragte Alletto.
    »Fahr ins Polizeipräsidium und hör dich mal um, was man da so redet. Wenn sie sein Verschwinden bestätigen, müssen wir das wohl erwähnen. Auch in der Spätausgabe.«
    Die Nachricht von Lamantias Verschwinden war nicht bestätigt worden, und daher gab er sie auch nicht zum Senden frei. Er blieb bis Mitternacht in der Redaktion. Dann ließ er das Büro Büro sein, weil er nur dageblieben war, um auf einen Anruf zu warten, der nicht gekommen war. Giulia kannte die Nummer seines Handys nicht, sie konnte ihn also nur im Büro anrufen oder im Residence-Hotel.
    Er ging hinaus und schlug automatisch den Weg zu seinem gewohnten Restaurant ein, den Kopf voller Vermutungen über den Grund, weshalb Giulia ihn nicht angerufen hatte. Keine Frage, ihr Verhalten war ziemlich merkwürdig. Brachte sie es nun doch nicht übers Herz, endgültig mit Massimo zu brechen? Hatte sie es sich etwa noch einmal anders überlegt? Oder hatte er, Michele, einen Fehler begangen? War es falsch gewesen, dass er sich gestern Morgen nicht zu ihr gelegt hatte, um sie in seine Arme zu schließen und mit ihr zu schlafen? Vielleicht hatte sein Mangel an Leidenschaft sie gekränkt? Und jetzt? Wie konnte er das wiedergutmachen, ihr erklären, dass er, als er sie schlafend vorgefunden hatte, derart vom Glück überwältigt war, dass er unfähig war, sich zu bewegen? Ja mehr noch, hätte er sich nicht an den Türrahmen gelehnt, wäre er mit Sicherheit zu Boden gesunken.
    Er parkte vor dem Restaurant, stieg aus, doch als er seineHand auf den Griff der Glastür legte, um hineinzugehen, verharrte er wie gelähmt.
    Er hatte keine Lust, mit Virzì zu reden, sie wären unweigerlich auf Lamantia zu sprechen gekommen. Außerdem war es möglich, dass Virzì von Filippo Portera, seinem Boss, beauftragt worden war, ihn unauffällig auszuhorchen. Ganz sicher wollte der Boss wissen, ob er am Abend zuvor eigentlich durchschaut hatte, was Gabriele meinte. Und dieses Mal wäre dazu keine Wanze unter dem Tisch erforderlich gewesen.
    Nein, besser nicht. Er ging wieder zu seinem Auto zurück und fuhr zu einem anderen Restaurant, das, wie er wusste, ebenfalls lange geöffnet hatte. Dort gab es einen kleinen Garten mit zehn Tischen, von denen einer frei war.
    »Sind Sie alleine?«, fragte ihn der Kellner.
    »Möglicherweise.«
    Der Kellner sah ihn verdutzt an.
    »Decken Sie einfach mal für zwei. Und wenn mein Gast nicht kommt, müssen wir uns eben damit abfinden.«
    Doch er wusste, dass kein Wunder der Welt bewirken konnte, dass Giulia hier auftauchte.

Vierzehn
    Unendlich langsam kehrte er zum Residence-Hotel zurück, beinahe so, als wollte er den Augenblick des Zubettgehens so lange wie möglich hinauszögern. Er wusste, er würde nicht schlafen können, würde sich hin und her wälzen, aufstehen, sich wieder hinlegen und sich unentwegt selbstquälerisch fragen, warum Giulia ihn nicht angerufen hatte. Er würde sich lauter Antworten geben, die ins Leere gingen und zu nichts führten.
    Die Tür des Residence war noch nicht für die Nacht abgeschlossen worden. Der Portier war wie üblich nicht zu sehen. Michele nahm den Aufzug, fuhr hoch, öffnete die Tür zu seinem Apartment, trat ein und schloss sie hinter sich. Er schaltete die Wohnzimmerbeleuchtung nicht ein, denn durch den halb geschlossenen Vorhang, der das Schlafzimmer abtrennte, fiel etwas Licht herein. Das Zimmermädchen hatte offensichtlich vergessen, die Lampe nach dem Saubermachen auszuschalten. Er schob den Vorhang ein wenig beiseite und erstarrte augenblicklich. Irgendjemand schlief da in seinem Bett, er konnte gerade noch die Umrisse des Körpers unter dem Laken und das Profil auf dem Kissen erkennen, bevor er seinen Kopf zurückzog. Es war ein alter Mann. Michele hatte der sich wohl in der Zimmertür geirrt. Im Residence gab es Apartments, die sich glichenwie ein Ei dem anderen. Aber wie

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