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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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dass er in das Geschäft mit einsteigen wollte und einen Anteil der Erlöse gefordert hat. Klär uns auf, Iola, wie war es?“

    „Du kannst nichts beweisen!“, schrie sie verzweifelt. „Das ist ein schwacher Einwand, aber was soll's. Überlassen wir das Urteil Apollo und Hekate. Sie werden zweifellos darüber richten, wer ihr Vertrauen missbraucht hat und in welcher Weise. Und beide sind dafür bekannt, den Verstoß gegen die heiligen Schwüre mit den furchtbarsten Strafen zu ahnden.“ Porcia beeindruckte das nicht im Geringsten, doch Iola wirkte eindeutig verängstigt. „Nachdem Eugaeon - in welcher Absicht auch immer - bei Iola vorgesprochen hatte, überlegte sie mit ihren Komplizinnen, wie sie ihn und die anderen Priester umbringen konnten. Die Ermordung ihrer Opfer war nie ein Problem gewesen: Ein Schlag auf den Schädel oder eine Schlinge um den Hals, dann wurden die Toten ausgeplündert und ihre Leichen in den Fluss geworfen, der sie mitriss in die Unterwelt. Oder sie überließen die Schmutzarbeit ihren Komplizen im Ausland. Beide Varianten waren absolut sicher.
    Doch mit den Apollopriestern verhielt es sich anders. Sie spielten eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben, jeder kannte sie. Es war klar, dass sie sofort vermisst werden würden, selbst wenn sie schnell getötet und ihre Leichen umgehend entsorgt wurden. Die Sache wollte gut überlegt sein, damit kein Verdacht auf die Angehörigen des Hekatekults fiel. Dazu war es erforderlich, den Tagesablauf und die tägliche Routine der Priester auszukundschaften und herauszufinden, wo ihre verwundbare Stelle war. Es gab nur eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen: die Einschleusung eines Spions in den Apollotempel.
    Welche Entbehrungen die Priester des Apollo auch immer auf sich nehmen, den Verlockungen weiblicher Schönheit erliegen sie genauso wie jeder andere Mann. Zu diesem Zweck habt ihr das Sklavenmädchen Hypatia gekauft, eine ausgesprochene Schönheit, intelligent, und vor allem eine gute Schauspielerin. Ihr habt sie gründlich angelernt und auf ihre Aufgabe vorbereitet, bevor ihr sie dann zu einem schamlos niedrigen Preis Eugaeon angeboten habt. Er war hingerissen und hat sie sofort genommen. Erst einmal im Dienste des Tempels stehend, hat sie sich umgehend ihrer eigentlichen Aufgabe gewidmet. Ich vermute, ihr wusstet bereits alles über den anderen Tunnel, dass er kein Belüftungssystem hat und die Priester immer nur kurze Zeit in der unteren Kammer verweilten. Hypatia teilte euch mit, an welchen Tagen und zu welcher Stunde die Priester zu ihrer heiligen Kammer hinab stiegen, und dass während ihres Aufenthalts in der Gruft niemand den Tempel betreten durfte. Die Gelegenheit schien perfekt. Das Mädchen musste nur die Falltür hinter den Priestern schließen, und sie würden in kürzester Zeit ersticken. Es wurde ein Tag festgelegt, an dem die Tat ausgeführt werden sollte.“ Ich trat einen Schritt zurück und hielt inne.
    Alle Augen waren auf mich gerichtet, alle warteten gespannt, wie es weiterging.
    „Der Plan hätte perfekt funktioniert, Iola, aber leider passierten zwei Dinge, die du nicht in deine Planungen einbeziehen konntest. Zum einen tauchte plötzlich ein römischer Praetor auf, der dem Orakel einen Besuch abstatten wollte und dem du diesen Wunsch nicht ausschlagen konntest. Und zum anderen stürzte Eugaeon, als er das Bewusstsein verlor, in den Fluss und wurde buchstäblich vor unseren Füßen an die Oberfläche geschwemmt. Ob sich da womöglich die Götter in die Angelegenheiten von uns Sterblichen eingemischt haben, um sicherzustellen, dass du in dieser Welt einen schrecklichen Tod erleidest?“
    „Ich habe dieses Mädchen nicht an Eugaeon verkauft.“ Iola gab sich alle Mühe, die Fassade aufrechtzuerhalten. Dafür kann es keinen einzigen Zeugen geben!“
    „Stimmt“, entgegnete ich. Dann zeigte ich auf Porcia. Du hast sie ihm verkauft. „
    „Lügner!“
    „Das Erfreuliche bei der Entlarvung krimineller Verschwörer“, wandte ich mich in Oberlehrermanier an mein Publikum, „ist zum Glück, dass sie meistens die Beweise vergessen, die sie in Papierform zurücklassen. Das geschriebene Wort hat die gleiche Beweiskraft wie das gesprochene. Und auch diese Mörder, die ansonsten jeden ihrer Schritte so akribisch geplant haben, waren auf diesem Gebiet äußerst nachlässig. Sie töteten den Hehler Elagabal, doch sie dachten nicht daran, seine Unterlagen zu vernichten. Sie brachten Manius Pedarius um, doch sie überließen

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