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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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„Und jetzt, Porcia, sag uns, wie der Name deines Vaters lautete.“
    „Mein Vater hieß Sextus Porcius“, erwiderte sie mürrisch.
    „Ich rufe Marcus Belasus Valgus auf, Duumvir von Pompeji“, verkündete ich. Belasus trat in Begleitung eines Sekretärs vor, welcher eine Mappe zur Aufbewahrung von Dokumenten bei sich hatte. Belasus leistete den Eid, bevor ich ihn aufforderte, dem Gericht sein Wissen mitzuteilen.
    Belasus berichtete von der Ermordung des Syrers Elagabal, von meinem Besuch in Pompeji und den Erkenntnissen, die dieser zu Tage gebracht hatte. Er war ein guter Redner und schmückte seine Ausführungen mit etlichen genialen Redefiguren. Nur von dem Abendgelage erzählte er wohlweislich nichts.
    „Ich danke dir, Duumvir“, sagte ich, als er fertig war. Der Sekretär nahm ein Schriftstück aus der Mappe und reichte es mir. Ich hielt es hoch. „In meiner Hand befindet sich eines von zahlreichen belastenden Dokumenten, die wir in den Geschäftsräumen des Syrers Elagabal gefunden haben, der vorgeblich mit verschiedenen Waren gehandelt hat, in Wahrheit jedoch der größte Hehler ganz Italias war!“ Das war wieder einmal übertrieben, aber von Anwälten wird erwartet, dass sie übertreiben. Genau das ist schließlich einer der Gründe, weshalb Gerichtsverhandlungen sich solcher Beliebtheit erfreuen. Ich verlas die Auflistung der Waren. „Es handelt sich hierbei um die typische Beute von Räubern und Einbrechern. Sie wurde Elagabal vor etwas mehr als zehn Jahren geliefert, und zwar von niemand anderem als Sextus Porcius!“ Das kam bei der Menge gut an. Porcia wurde mit verächtlichen Blicken gestraft. Wäre sie nicht nur reich gewesen, sondern auch von vornehmer Abstammung, wäre ihr vielleicht etwas mehr Sympathie entgegengebracht worden, doch sie war nur die Tochter eines Freigelassenen, weshalb ihr Reichtum die Ablehnung, die ihr entgegenschlug, vermutlich noch vergrößerte.
    „Das heißt gar nichts, Praetor!“, ereiferte sie sich. „In Campania gibt es wahrscheinlich hundert Männer mit dem Namen Sextus Porcius, eher noch mehr.“
    „Für sich allein genommen, mag es vielleicht nichts heißen“, stimmte ich ihr zu. „Aber dieses Dokument ist nur ein Glied in einer langen Kette von Beweisen, die gegen dich sprechen.“ Ich machte eine dramatische Pause. Dann hielt ich einige dieser Miniatur-Pfeile hoch. „Diese hier zum Beispiel. Als wir den Mundus auf deinem Grundstück besichtigt haben und einige dieser Pfeile fanden, habe ich dich nach ihrer Bedeutung gefragt, da sie mit keinem römischen Brauch in Verbindung zu bringen sind. Du hast behauptet, ihre Bedeutung nicht zu kennen. Dann aber stellte ich fest, dass jeder außer dir in dieser Gegend weiß, dass sie dazu dienen, einen Gott um Rache zu ersuchen. Wie kommt es, Porcia, dass du als Einzige noch nie etwas davon gehört hast?“
    „Meinst du vielleicht, ich wüsste bis ins kleinste Detail, woran die Leute hier glauben? Jede Wette, dass auch du nicht über sämtliche religiösen Bräuche der Römer Bescheid weißt. Der Aberglaube kennt keine Grenzen. Man kann sich kaum vorstellen, an was die Leute alles glauben.“ Porcia war ziemlich schlagfertig, dass musste ich ihr lassen.
    „Auf dem Bankett, zu dem mein Freund Duronius eingeladen hatte, den ich übrigens da unten in der ersten Reihe sehe, hast du dich allerdings als Expertin auf dem Gebiet lokaler Glaubensbräuche ausgegeben. Und dann ist da noch der Mundus, den wir gemeinsam besucht haben und von dem du uns weismachen wolltest, es wäre lediglich ein ausgetrockneter alter Brunnen. Genau dort befindet sich der Eingang zum Belüftungstunnel.“ Bei meinem letzten Satz hob ich die Stimme, wie es alle Anwälte und Schauspieler tun, wenn sie etwas besonders hervorheben wollen. Die Menge schnappte kollektiv nach Luft.
    „Ich habe dir doch gesagt, dass ich fast nie dort hingehe“, entgegnete sie. „Das ist die Wahrheit! Du hast mein Anwesen doch gesehen. Jeder kann diesen Mundus aufsuchen, ohne dass ich etwas davon mitbekomme.“ Ich sah, dass Iola Porcia wütend anfunkelte. Offenbar spürte sie, dass sie selber verloren war, während Porcia sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen schien. Ich setzte auf ihre Verbitterung.
    „Dennoch häufen sich die Beweise gegen dich, Porcia. Als ich zum ersten Mal den Verdacht hatte, dass jemand die Weissagungen des Orakels manipuliert, wurde mir eines klar: Wer auch immer die Stimme der Göttin Hekate vortäuschte, musste eine Frau sein. Deine

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