Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns
Die fünf Treiber wußten, daß ihnen nur noch wenige Minuten bis zum Angriff der Grauen Garde blieben. Sie mußten mit dem Gleiter in der Luft sein, bevor es im Heiligen Tal von Gardisten wimmelte.
Keuchend stürmten sie die endlos erscheinende Steintreppe zum Gleiterhangar von Merlins Höhle hinauf. Tief unter ihnen in einem verborgenen Gang, der einmal unterirdisch das Heilige Tal mit Ultima Thule verbunden hatte, bildeten die letzten Treiber eine Großloge. Sie sollte David terGorden, dem Erben des Mistelkonzerns, und seinen vier Gefährten den Fluchtweg freikämpfen.
Als die zwölfjährige Narda sich erschöpft an die Höhlenwand lehnte, griff David nach der kleinen Telepathin und lud sie sich kurzerhand auf den Arm. »Weiter!« stöhnte er. »Wenn die Garde erst merkt, daß ihr Gasangriff wirkungslos war, können uns die Kameraden auch nicht mehr helfen. Noch einmal fallen die Grauen nicht auf irgendeinen PSI-Spuk herein!«
Die anderen stolperten stumm an David vorbei. Der dicke Rollo übernahm die Führung, hinter ihm kamen die Treiberzwillinge Greeny und Whity, und den Schluß bildeten jetzt David und Narda. Nach einigen weiteren Windungen des Treppenganges prallten sie fast gegen Rollos breiten Rücken. Der Treiber mit der Mönchskutte stand vor einem schweren Stahlplastschott, das in der beinahe märchenhaft anmutenden Höhle des im Kampf für die Terranauten gestorbenen Merlin seltsam fremd wirkte.
Rollo hämmerte hilflos gegen den Sensorpunkt des Öffnungsmechanismus. »Blockiert!« schrie er. »Endstation! Lithe hat vergessen, uns den Schlüssel mitzugeben!« Doch David drängte den Dicken zur Seite, setzte Narda ab und legte selbst den Daumen auf das grün leuchtende Sensorfeld. Summend verschwand das Schott in der Wand. Sie stürmten in einen kleinen Hangar, in dessen Mitte ein gepanzerter Magnetgleiter für zehn Personen stand – ein Modell, wie es hauptsächlich bei der Erkundung von Kolonialplaneten eingesetzt wurde.
»Der alte Merlin scheint ja schnell noch alles auf dich umprogrammiert zu haben, David«, lachte Rollo. »Dir stehen alle Türen offen.«
»Was dachtet ihr denn?« erwiderte David grinsend, während er die Einstiegsluke des Gleiters hochklappte. »Bin ich nun der Erbe der Macht oder nicht?« Er wollte der Treiberin Greeny galant den Vortritt beim Einstieg lassen. Aber Greeny stieß ihn in den Rücken.
»Rein mit dir!« rief sie. »Sonst müssen wir uns bald nach einem neuen Erben der Macht umsehen. Du hast dich ja reichlich spät auf deine Bestimmung besonnen.«
Sekunden später saßen die fünf in den Andrucksesseln und schnallten sich an. Über ihnen wölbte sich eine durchsichtige Protop-Kuppel von über fünf Zentimetern Dicke. Rollo stieß ein anerkennendes Grunzen aus. »Das muß ein umgearbeiteter Braun 17 sein«, verkündete er. »Den hat Merlin sich wohl aus den Biotroniks-Hangars ausgeliehen. Die Kuppel hält sogar leichten Laserbeschuß aus.«
»Hoffentlich müssen wir das nicht ausprobieren«, erwiderte Greeny, die sich neben David in den Co-Pilotensessel geschwungen hatte. Der Erbe der Macht hatte die Rolle des Piloten übernommen. Blitzschnell checkte er die Kontrollen und ließ gleichzeitig schon die schweren Magnetturbinen anlaufen. Der Gleiter arbeitete mit einem gegen das Gravitationsfeld des jeweiligen Planeten gepolten Magnetfeld. Die Erfahrungen, die David während seiner Reisen als Treiber gesammelt hatte, machten sich jetzt bezahlt. Gleiter dieser Bauart waren ihm von vielen Planetenerkundungen vertraut. Die Steuerung erfolgte über Kugeln in den Armlehnen des Pilotensessels.
»Ich möchte, daß ihr euch nach dem Start konzentriert und Kontakt zu Asen-Gers Superloge aufnehmt«, erklärte David den anderen. Er beugte sich vor und aktivierte das Funkgerät und die Ortungsanlage. »Wir müssen ständig wissen, was um uns vorgeht. Am besten erfahren wir das durch den Kontakt mit unseren Freunden. Ihr arbeitet als Relais für mich.«
Die vier Terranauten antworteten ihm mit bestätigenden Gedankenimpulsen. Du steuerst. Wir sagen dir, wo es lang geht, sendeten sie.
David ließ mit Funkimpulsen an die Hangarautomatik das Dach über ihnen aufklappen. Draußen erwartete sie dichter Nebel. Der Gleiter hob ab und schoß in die graue Nebelwand. Der Hangar befand sich kurz unterhalb des Bergkammes, der die Westseite des Heiligen Tals begrenzte. Um angreifende Gardisten zu verwirren, drückte David den Gleiter sofort hinunter in das Tal. Falls man sie schon auf
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