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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zu übersehen. Er hatte dieses Haar schon einmal gesehen, das Gesicht. Aber wo? Es gab so viele Erinnerungen. Akten, die er überprüft hatte, Fotos, die er studiert hatte ... Kontakte, Quellen, Feinde. Woher kam dieser Mann? Gehörte er zum KGB? Zur schrecklichen Voennaja? Oder zu einer Splittergruppe, die Moskau bezahlte, wenn sie nicht sogar von einem CIA-Stationsleiter in Lissabon Gelder kassierte? Wer war dieser Mann?
    Egal, es war vorbei. Endgültig. Die Marionetten, die in diesem gigantischen Schachspiel geopfert wurden, berührten Michael Havelock nicht mehr ... oder Mikhail Havlicek, was das betraf. Er würde morgen früh über die Botschaft in Madrid ein Kabel nach Washington absenden. Er war fertig. Er hatte nichts mehr zu geben. Wenn seine Vorgesetzten ein Abschlußgespräch haben wollten, dann sollten sie das haben. Auch gegen eine Klinik hätte er nichts einzuwenden; es war ihm einfach gleichgültig. Aber mehr von seinem Leben würden sie nicht bekommen.
    Das war Vergangenheit. An einem einsamen Strand an der Costa Brava, der Montebello hieß, war dieser Abschnitt seines Lebens zu Ende gegangen.

2
    Zeit war das beste Mittel gegen Schmerzen. Entweder verschwanden sie mit der Zeit, oder man lernte, mit ihnen zu leben. Das wußte Havelock, genauso war ihm klar, daß in diesem Stadium, in diesem Augenblick von beidem etwas zutraf. Die schmerzhaften Erinnerungen verschwanden zwar nicht, aber es gab Perioden, in denen die Wunden der Vergangenheit nur spürbar waren, wenn man sie berührte, und unter den gegebenen Umständen berührte man sie nicht, wenigstens nicht zu heftig. Und das Reisen lenkte einen von so vielen Dingen ab; er hatte vergessen, wie es war, das hektische, nervenaufreibende Leben eines Touristen zu führen. Mal verlor er seine Reservierungsbelege, mal landete sein Gepäck im falschen Flugzeug, oder der Zug oder das Flugzeug hatten Verspätung. Es passierte ihm auch, daß Flüge ganz gestrichen wurden, so daß er in fremden Städten in irgendwelchen schrecklichen Restaurants die Zeit totschlagen mußte.
    Ohne Frage, als Agent hatte er auf Reisen Privilegien genossen. Sein vorangegangenes Leben hatte seine Schwierigkeiten und seine Risiken gehabt, aber die lästigen Situationen, die den normalen Touristen immer wieder verärgern, hatten nicht dazu gehört. Vorher, wenn er an einem bestimmten Tag oder zu einer bestimmten Stunde irgendwo sein mußte, war er pünktlich dorthin gelangt. Kein Grenzbeamter verbrachte Minuten damit, mit halbgeschlossenen Augen die Seiten im Paß herumzublättern, als läse er das Kamasutra, noch gruben sich bärenähnliche Tatzen - je weiter östlich man sich in Europa begab, desto häufiger waren besagte Tatzen weiblichen Geschlechts und trugen Spuren von Nagellack - in den Koffer und durchwühlten ihn. Nein, all das war ihm erspart geblieben. Doch dafür kam er sich oft vor wie in einem beweglichen Gefängnis. Denn es galt, Verabredungen einzuhalten, Quellen zu kontaktieren, Informanten zu bezahlen. Zu häufig nachts, an stillen Orten, wo man weder jemanden sah noch gesehen wurde.
    Doch das war bereits seit beinahe acht Wochen vorbei. Er bewegte sich bei Tageslicht, so wie er jetzt den Damtrak in Amsterdam hinunterging, auf das Büro von American Express zu. Er fragte sich, ob das Telegramm wohl dort sein würde. Wenn ja, würde das eine neue Aufgabe und den Anfang eines neuen Lebens bedeuten. Drei Monate waren seit jener Nacht an der Costa Brava vergangen, zwei Monate und fünf Tage seit dem Ende seines Abschlußinterviews und seinem formellen Ausscheiden aus dem Re gierungsdienst. Von der Klinik in Virginia, in der er zwölf Tage verbracht hatte, war er nach Washington gekommen, um sich seine Papiere zu holen. Was immer sie erwartet hatten zu finden, war nicht dagewesen; er hätte ihnen das gleich sagen können. Ihn interessierte das alles nicht mehr; begriffen sie das nicht? Um vier Uhr nachmittags hatte er zwar als freier Mann das Gebäude des State Department verlassen, aber auch als arbeitsloser Bürger, ohne Pensionsanspruch, mit gewissen Rücklagen zwar, die jedoch kaum ausreichten, um davon den Lebensunterhalt zu bestreiten. An jenem Nachmittag war ihm klargeworden, daß er irgendwann in der Zukunft eine Stellung finden mußte. Aber nicht gleich; zunächst würde er eine Zeitlang nur das Minimum tun.
    Er wollte reisen und all jene Orte wieder besuchen, die er nie wirklich besucht hatte, nämlich bei hellichtem Tage. Er nahm sich vor zu lesen ... endlich

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