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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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1. Buch
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    Kaltes Mondlicht strömte vom dunklen Nachthimmel, spiegelte sich in der Brandung und brach sich dort, wo einzelne Wellen gegen die Felsen der Küste anrannten und weiße Gischt aufschäumte. Der Strandstreifen zwischen den hoch aufragenden Felsen der Costa Brava war der Hinrichtungsort. Es mußte sein. Mochte Gott diese gottverdammte Welt verdammen. Es mußte sein. Jetzt konnte er sie sehen. Und sie hören durch die Geräusche der See und der tosenden Brandung hindurch. Sie rannte und schrie hysterisch.
    »Pro boha ziweho! Proc! Co to delas! Prestan! Proc! Proc!« Das Mondlicht fiel auf ihr blondes Haar. Der Strahl einer Taschenlampe, fünfzig Meter hinter ihr, fing ihre Umrisse ein. Sie stürzte; der Abstand wurde kleiner, und das Stakkato einer Maschinenpistole drängte sich abrupt in die Dissonanzen der Nacht. Kugeln ließen den Sand und das wild wachsende Gras rings um sie explodieren. In ein paar Sekunden würde sie tot sein. Und mit ihr seine Liebe.
    Vom hohen Hügel schweifte ihr Blick über die Moldau, wo Boote stromaufwärts und -abwärts das Wasser durchpflügten. Über den Fabriken kräuselte Rauch empor, verteilte sich am hellen Nachtmittagshimmel und verdeckte die Berge in der Ferne, und Michael beobachtete den verschleierten Horizont und wartete darauf, daß Wind aufkommen und den Rauch wegblasen würde, so daß er die Berge wieder sehen konnte. Sein Kopf lag auf Jennas Schoß, mit den ausgestreckten Beinen berührte er den Weidenkorb, den sie mit belegten Broten und gekühltem Wein gefüllt hatte. Sie saß im Gras, den Rücken an die glatte Rinde einer Birke gelehnt, und strich über sein Haar. Ihre Finger umkreisten sein Gesicht, zogen sanft seine Lippen und seine Wangenknochen nach.
    »Mikhail, mein Liebster, ich habe gerade nachgedacht. Weder deine Tweedjacketts noch die dunklen Hosen, auch nicht dein gepflegtes Englisch, das du dir auf einer sehr exklusiven Universität zugelegt haben mußt, können darüber hinwegtäuschen, daß Michael Havelock als Mikhail Havlicek in Lidice geboren worden ist.«
    »Das eine ist eine Art Uniform, und das andere lernt man irgendwie, um seine Haut zu retten.« Er lächelte und berührte ihre Hand. »Außerdem liegt dieser Universitätsbesuch weit zurück.«
    »So vieles geschah vor langer Zeit! Direkt dort unten.«
    »Vorbei.«
    »Du warst dabei, mein armer Liebling.«
    »Das ist Vergangenheit. Ich habe überlebt.«
    »Viele aber nicht.«
    »Vergessen wir's.«
    Die blonde Frau erhob sich, drehte sich im Sand, taumelte nach rechts und wich für ein paar Sekunden dem Lichtstrahl aus. Sie strebte geduckt auf den Feldweg oberhalb des Strands zu, hielt sich in der Finsternis, wobei sie das hohe Gras als Deckung nutzte. Es wird ihr nicht helfen, dachte der große Mann im schwarzen Pullover auf seinem Posten zwischen zwei Bäumen oberhalb der Straße. In wenigen Augenblicken würde die von Panik erfüllte Frau tot sein. Er hatte schon einmal auf sie hinuntergeblickt, das war noch gar nicht lange her. Damals hatte keine Panik sie erfüllt, sondern Leidenschaft.
    Langsam, vorsichtig zog er den Vorhang in dem dunklen Bürozimmer zurück, den Rücken gegen die Wand gepreßt, und bewegte sein Gesicht zentimeterweise auf das Fenster zu. Er konnte sie unten sehen, wie sie über den hellerleuchteten Hof ging, konnte hören, wie ihre hohen Absätze auf dem Kopfsteinpflaster klickten und zwischen den Gebäuden, die den Hof umgaben, ein martialisches Echo erzeugten. Die Posten standen reglos im Schatten. In ihren Uniformen von sowjetischem Schnitt wirkten sie wie starre Marionetten. Köpfe drehten sich, verrieten billigende Blicke, die auf die langbeinige Gestalt gerichtet waren, die mit geradezu provozierendem Selbstvertrauen auf das eiserne Tor inmitten des Zauns zuging, der den Häuserkomplex umschloß, in dem Prags Geheimpolizei ihr Hauptquartier hatte. Die Gedanken hinter den Blicken waren klar: Das war nicht nur eine Sekretärin, die Überstunden machte, das war eine privilegierte »Kurva«, die sich die ganze Nacht durch von einem Kommissar auf seiner Couch diktieren ließ. Natsztrzency chlopak!
    Aber auch andere beobachteten sie, ebenfalls hinter verdunkelten Fenstern. Nur ein winziges Stocken in ihrem selbstbewußten Schritt, ein einziger Augenblick des Zögerns, und jemand würde zu einem Telefonhörer greifen und der Torwache Anweisung geben, sie festzuhalten. Natürlich galt es, den Kommissaren alles Peinliche zu ersparen, aber nicht, wenn ein Verdacht

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