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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Gefängnis verlassen, ich mit einer goldenen Uhr und du mit einer Art stummen Orden in deinen Papieren.« »Bist du sicher? Wir wissen viel. Zu viel vielleicht.« »Uns schützt gerade das, was wir wissen. Was ich weiß. Die werden sich immer fragen: Hat er es irgendwo aufgeschrieben? Wir müssen aufpassen, ihn beobachten, nett zu ihm sein ... Das ist gar nichts Ungewöhnliches. Wir werden einfach weggehen.«
    »Immer redest du von Schutz«, sagte sie und zog seine Augenbrauen nach. »Du vergißt das nie, nicht wahr? Die frühen Tage, die schrecklichen Tage.«
    »Das ist Vergangenheit. Ich habe es vergessen.« » Was werden wir tun?« »Leben. Ich liebe dich.«
    »Glaubst du, wir werden einmal Kinder haben? Ihnen nachblicken, wenn sie zur Schule gehen, sie an uns drücken, uns über sie ärgern? Oder sie zum Hockey begleiten?«
    »Football ... oder Baseball. Nicht Hockey. Ja, ich hoffe, schon.« »Was wirst du tun, Mikhail?«
    »Als Dozent arbeiten, denke ich. Irgendwo an einem College. Ich habe ein paar Diplome, die aussagen, daß ich dafür qualifiziert bin. Wir werden glücklich sein, daß weiß ich. Ich verlasse mich darauf.« Er sah sie an und berührte ihr Gesicht; dann wanderten seine Augen zu der schäbigen Decke in dem heruntergekommenen Hotelzimmer. »Geschichte«, sagte er. Und dann griff er nach ihr, nahm sie in die Arme. Gab es denn keine Wahrheit mehr? Überhaupt keine?
    Der Lichtbalken wanderte durch die Dunkelheit. Schließlich erfaßte er sie. Sie glich einem brennenden Vogel, der versuchte, zum Himmel aufzusteigen. Dann folgten Schüsse ... Terroristenschüsse für eine Terroristin. Die Frau bäumte sich nach hinten, die ersten Kugeln trafen sie am Ansatz ihrer Wirbelsäule. Sekunden später folgten drei einzelne Schüsse, sie hatten etwas Endgültiges an sich, ein Scharfschütze am Werk; sie trafen sie am Nacken und in den Kopf und warfen sie nach vorn in den Sand. Ihre Finger krallten sich in die Erde, ihr mit Blut überströmtes Gesicht war barmherzig verborgen. Ein letztes Zucken, dann hörte jegliche Bewegung auf.
    Seine Liebe war tot. Er hatte getan, was er hatte tun müssen, ebenso wie sie. Jeder hatte recht, genauso wie jeder unrecht hatte, und am Ende so schrecklich unrecht. Er schloß die Augen und spürte die ungewollten Tränen.
    Warum mußte es so sein? Wir sind doch Narren. Noch schlimmer, wir sind dumm. Wir reden nicht; wir sterben lieber. Deshalb können uns Männer mit glatter Zunge und kühlem Verstand sagen, was recht ist und was unrecht - in weltpolitischer Hinsicht, müssen Sie verstehen -, was wiederum bedeutet, daß das, was einem diese Männer auch erzählen, unser naives Vorstellungsvermögen übersteigt.
    Was wirst du tun, Mikhail?
    Als Dozent arbeiten, denke ich. Irgendwo an einem College ... Was willst du lehren? Geschichte ...
    Jetzt war alles Geschichte. Erinnerungen an Dinge, die zu schmerzhaft waren. Laß dich nicht mehr davon berühren. Sie können nicht länger Teil meiner selbst sein, ebensowenig wie sie, wenn sie das überhaupt je war, auch wenn sie es immer vorgab. Und doch werde ich jetzt ein Versprechen halten, nicht ihr gegenüber, sondern mir. Ich bin am Ende. Ich werde verschwinden, in ein anderes Leben, in ein neues Leben. Ich werde irgendwo hingehen, irgendwo unterrichten. Geschichte.
    Er hörte die Stimmen und schlug die Augen auf. Unten hatten die Killer der RAF die verur teilte Frau erreicht, die im Tode ausgestreckt dalag. War sie wirklich eine Lügnerin gewesen? Ja, denn sie hatte die Wahrheit gewußt. Sogar ihre Augen hatten ihm das verraten. Die beiden Henker hatten sich über sie gebeugt und packten die Leiche, um sie wegzuschleppen. Ihr einst schöner, geschmeidiger Körper war jetzt für einen kläglichen Tod im Feuer bestimmt. Oder er würde an Ketten gebunden ins tiefe Meer versinken. Er würde sich nicht einmischen.
    Ein Windstoß fegte plötzlich über den offenen Strand. Die Killer lehnten sich dagegen, ihre Füße glitten im Sand aus. Der Mann zur Linken hob die Hand in dem vergeblichen Versuch, die Fischermütze mit dem Schild auf seinem Kopf festzuhalten; sie wurde weggeblasen, rollte auf die Düne zu, die der Straße als Begrenzung diente. Er ließ die Leiche los und rannte hinter der Mütze her. Havelock musterte den Mann. Da war etwas an ihm ... das Gesicht? Nein, es war das Haar, er konnte es ganz deutlich im Mondlicht sehen. Es war dunkles Haar; doch vom Ansatz über der Stirn gingen weiße Strähnen aus; sie waren auffällig, nicht

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