Das Phantom von Schreckenstein
ihm zu: „Telefon für dich!“
Der Schulkapitän war sprachlos, machte aber kehrt. Unbeobachtet gelangte er in die Zelle und bekam auf ein zögerndes Hallo sofort Antwort.
„Ich bin’s, Sophie!“
Ottokar freute sich, sagte es aber nicht, sondern fragte gleich nach dem Grund ihres Anrufs.
Die Mädchen hätten die Fenster umgehängt, berichtete sie, alles sei dicht, besser als vorher, bis auf drei, die zu sehr verzogen seien. Ob er Dichtungsband habe oder so etwas Ähnliches.
„Okay“, sagte sie, als er bejahte, „ich komm mit dem Elektroboot rüber und hol’s mir. Erwarte mich drunten am Steg.“
Ottokar wollte ihr sagen, das gehe leider nicht, ohne zu verraten, warum und sagte: „Moment mal…“
Doch sie hatte schon eingehängt.
So ein Mist! Er überlegte. Von unseren Schotten brauchen die Hühner nichts zu wissen. Die heben wir uns für eine Überraschung auf. Sophie darf keinen sehen! Wie mach ich das jetzt…?
Bis die Fremdenführung begann, wußte er wie. Sein Argument: Die besten Sachen zuletzt! überzeugte alle. Er führte sie hinunter zu Bootshaus und Steg.
Die Ritter hatten Kniestrümpfe angezogen und eine wichtige Zutat zur schottischen Tracht, den Sgian Dubh , den Schwarzen Dolch, außen am rechten Unterschenkel so hineingesteckt, daß nur das Ende des Griffs hervorragt. Alle besaßen dieses Souvenir an die Zeit in Duncraig Castle .
Bei den Ruderbooten lächelten die hochseetüchtigen Schotten. Ottokar war das recht. Um so schneller brachte er sie den Hang hinauf zum Sportplatz, von wo er den See besser überblicken konnte.
Hier staunten die Boys.
„ Enormous !“ lobte Bobby.
„Er findet’s enorm! übersetzte Strehlau .
„Und wir finden’s enorm, daß sie bei uns nicht rauchen!“ sagte Hans—Jürgen und wollte den Satz übersetzen. Doch Neu nickte ihm zu. „Wir wissen ja alle, daß ihr nicht rauchen und respektieren…“
Vermutlich steckte Old-Boy Mac Harris dahinter. „Und jetzt zu Mauersäge!“ drängte Ottokar, als sich drüben vor dem Steilufer ein Boot abzeichnete.
Sie besichtigten den Burggraben, Mauersäges Bibliothek, die zum Duschraum umgebaute ehemalige Küche, die Zimmer, wo die Gäste wohnen sollten und kehrten über den Rittersaal in die Schule zurück.
Stephan wollte auf den Burgfried. Von dort aber würden sie das Boot kommen sehen. Deshalb fand Ottokar die Heizung im Fuß des Turms interessanter und setzte sich durch. Dummerweise hatte er den Fluchtstollen vergessen, der von dort in den Berg führt.
Mücke fiel das Wort für Notausgang ein: emergency exit , und während Strehlau Einzelheiten erklärte, kletterten Bill und Andrew hinunter in den Raum hinter der Folterkammer.
Der rothaarige John grinste : „Is your Hector there ?“
„Ob unser Hector da drunten ist, will er wissen“, übersetzte Andi und schüttelte den Kopf. „No, no.“
Jetzt muß sie bald anlegen! dachte Ottokar. Er schlug vor, gleich von hier aus durch die drehbare Wand in die Folterkammer zu gehen. Denn dort würden sie sich länger aufhalten.
„Quatsch! Das Beste zuletzt“, erinnerte ihn sein Freund an die eigenen Worte. „Wenn wir ihnen den Anfang vom Stollen zeigen, wollen sie als nächstes sehen, wo er endet.“ Das hatte noch gefehlt!
Ottokar erwog, seinen Freund einzuweihen – warum hatte er das nicht gleich getan? Jetzt war es zu spät.
„Entschuldigt mich mal. Excuse me !“ sagte er und lief davon, wie einer, den es von innen heraus zur Eile drängt. Das Dichtungsband! fiel ihm im Burghof ein. Er wetzte die Freitreppe hinauf in sein Zimmer, wieder hinunter und hinaus, an der Mündung des Fluchtstollens vorbei und weiter hangabwärts . Beim Blick um die Ecke des Bootshauses stockte er. Da saß Sophie im Elektroboot und hielt sich am Steg fest.
„Hallo!“ sagte sie. „Wo steckst du denn? Hast du mich nicht kommen gesehen?“
Er keuchte. „Ich… ich hatte die Rolle vergessen.“ Und er warf ihr das Dichtungsband ins Boot.
„Danke!“ Sie lächelte. „Aber so eilig hab ich’s nun auch wieder nicht. Wenn wir uns schon mal sehen, ohne daß jemand dabei oder sonst was los ist…“
Mann! Wenn die wüßte! dachte Ottokar und sah sich vorsichtig um.
„Komm!“ Sophie klopfte auf die Bootsbank. „Setz dich zu mir.“
Was sollte er tun? Er tat es. Das Boot zeigte mit dem Bug zum Ufer, die Ecke des Bootshauses verdeckte den Durchgang im Westflügel. Einerseits war das günstig, andererseits schlecht.
Da er schwieg, fragte sie: „Was macht ihr
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