Das private Universum
Organianer konnte recht energisch sein.
Alle sahen Breccio an. Der junge Romulaner war wie gelähmt vor Unentschlossenheit. Er war zur strengen romulanischen Ansicht von Ehre und Pflichterfüllung erzogen worden, hatte dagegen verstoßen und mußte nun seine Strafe dafür bekommen. Wählte er den Weg der Feigheit und bliebe er hier, wäre seine Familie entehrt. Er schämte sich und fühlte sich überaus schuldbewußt; deshalb stand er zitternd und schwitzend in der Arena, wo ihn alle anstarrten.
Metika hob ihm die Arme entgegen. »Marcus Claudius Breccio, bitte, bleib hier bei mir. Ich würde mich sehr geehrt fühlen.«
Breccio schaute sie, vielleicht zum erstenmal, voll an. Sie ist schön, dachte er … Und was noch wichtiger war: sie wollte ihn haben. Sie würde sich geehrt fühlen, wenn er bliebe. Vielleicht war es besser, da zu bleiben, wo man sich mit seiner Anwesenheit geehrt fühlte, als dorthin zurückzukehren, wo man das nicht tat. Natürlich war er dann ein Deserteur und eine Unehre für seine Familie. Aber war er dies nicht schon, als er log? Eine Unehre mehr machte da nicht mehr viel aus.
»Ich bleibe«, sagte er leise.
Commander Probicol war wütend. Er tat einen Schritt auf Breccio zu, vielleicht um ihn zu schlagen, doch Enowil hob die Hand, und der Romulaner und seine ganzen Leute mit Ausnahme Breccios waren verschwunden.
»Sie sind wieder an Bord ihres Schiffes«, erklärte Enowil einfach. »Ich denke, das wird sie schon besänftigen.«
Breccio und Metika gingen einander entgegen, wie im Traum und mit ausgestreckten Armen. Sie faßten einander an den Händen, und so schauten sie einander in die Augen, als sei außer ihnen niemand da. Enowil und die Gruppe von der Föderation gingen weg, um die beiden jungen Leute allein zu lassen.
»Ich werde wohl ein paar Tage brauchen, um diesen neuen Planeten zu erschaffen, Captain«, gab Enowil zu. »Eine ganz neue Welt braucht eben einige Zeit.«
»Sechs Tage brauchte der liebe Gott«, bemerkte Dr. McCoy.
»Ich brauche höchstens drei. Captain. Sie können inzwischen zu Ihrem Schiff zurückkehren. Mit meinem allerbesten Dank.«
»Ich habe Ihnen zu danken, weil Sie halfen, auch unser Problem zu lösen.« Kirk lächelte. »Und auch für das überaus unterhaltsame Erlebnis.«
»Die kleine Narretei kluger Leute ergibt eine erstklassige Schau«, antwortete Enowil und winkte. »Leben Sie wohl, Captain.«
Kirk und die anderen befanden sich wieder an Bord der Enterprise und standen auf der Brücke. Der große Bildschirm zeigte nicht mehr das perlige Glühen von Enowils Planeten, sondern die Raumschwärze mit den zahllosen Diamantstäubchen der Sterne. Sie waren wieder in ihrem vertrauten Universum und dazu im Orbit um Epsilon Delta 4.
Dr. McCoy stand neben Kirk. »Ich glaube, du hast dich wegen des Wunsches richtig entschieden, Jim. Aber meinst du nicht auch, manchmal wirst du nachts aufwachen und dir überlegen, was du sonst hättest wünschen können?«
Das hatte sich Kirk auch schon überlegt. »Alles, was unsere Herzen begehrten. Wir hatten ja ein ganzes Universum zur Auswahl. Was hätten wir alles haben können? Reichtum, Frauen, Macht, Unsterblichkeit – die menschliche Seele kann ein gieriges Biest sein; ein erschreckender Gedanke, Bones. Deshalb wähle ich schnell, ehe ich an etwas Selbstsüchtiges denken konnte.« Er schaute seinen Ersten Offizier an. »Aber, Mr. Spock, wenn Sie hätten wählen können – was hätten Sie gewünscht?«
»Unsinn, Jim«, sagte Dr. McCoy. »Alle wissen, daß Vulkanier keine Wünsche und Begierden haben.«
»Ganz im Gegenteil, Doktor«, erwiderte Spock ruhig. »Ich hätte mir immer ein bißchen weniger Sarkasmus von meiner Umgebung gewünscht.«
ENDE
Als TERRA-Taschenbuch Band 329 erscheint:
Gib mir Menschen
Neue SF-Stories von Ernst Vlcek
ERNST VLCEK x 7
Der österreichische Autor, der vor allem durch seine Perry-Rhodan-Romane bekannt wurde, präsentiert hier sieben seiner neuesten Science-Fiction-Erzählungen.
Die Story vom letzten Mann der Welt –
die Story von der Wanderin auf der Straße der Zeit –
die Story des Mädchens, das nicht sterben durfte –
die Story vom tiefgekühlten Alptraum –
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und die Story von der multiplen Unsterblichkeit
Die TERRA-Taschenbücher erscheinen vierwöchentlich und sind überall im Zeitschriften- und Bahnhofsbuchhandel erhältlich.
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