Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
Spielfeldmitte, »noch mehr als die Domani, und du weißt, das will schon etwas heißen. Und wenn sie außer Sicht vom Land sind, dann …« Er unterbrach sich abrupt und räusperte sich, betrachtete Olver, der die Schlangen und Füchse an den Ecken der Spielfläche aufstapelte.
»Was machen sie dann?«, fragte Olver.
»Nun …« Noal rieb sich mit einem krummen Finger die Nase. »Nun, sie klettern so flink in der Takelage herum, dass man glauben könnte, sie hätten Hände, wo ihre Füße sein sollten. Das tun sie.« Olver staunte, und Noal stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus.
Mat fing an, die schwarzen und weißen Steine von dem Spielbrett auf dem Tisch zu entfernen und verstaute sie in zwei Holzkästchen. Die Würfel in seinem Kopf klapperten laut herum und übertönten selbst den Donner draußen. »Noch eine Partie, Thom?«
Der weißhaarige Mann sah von seinem Brief auf. »Ich glaube nicht, Mat. Meine Gedanken stecken heute in einem Labyrinth.«
»Wenn dich die Frage nicht stört, Thom, warum liest du den Brief auf diese Weise? Ich meine, manchmal sieht dein Gesicht aus, als wolltest du herausfinden, was er bedeutet.« Olver jubelte bei einem guten Wurf auf.
»Das liegt daran, dass ich das tue. In gewisser Weise. Hier.« Er streckte den Brief aus, aber Mat schüttelte den Kopf.
»Das geht mich nichts an, Thom. Es ist dein Brief, und ich bin nicht gut bei Rätselspielen.«
»Oh, aber es geht dich sehr wohl etwas an. Moiraine schrieb ihn kurz bevor … Nun, sie hat ihn geschrieben.«
Mat starrte ihn lange an, bevor er das zerknitterte Blatt nahm, und als sein Blick auf die verschmierte Tinte fiel, blinzelte er. Kleine präzise Schrift bedeckte das Blatt, aber es begann mit »Mein lieber Thom«. Wer hätte je gedacht, dass ausgerechnet Moiraine von allen Leuten den alten Thom Merrilin so ansprechen würde? »Thom, das ist persönlich. Ich glaube nicht, dass ich …«
»Lies ihn«, unterbrach Thom ihn. »Du wirst schon sehen.«
Mat holte tief Luft. Ein Brief von einer toten Aes Sedai, der ein Rätsel war und ihn betraf? Plötzlich wollte er alles andere, als diesen Brief zu lesen. Aber er fing trotzdem an. Es reichte fast, dass ihm die Haare zu Berge standen.
Mein lieber Thom,
es gibt viele Worte, die ich dir gern schreiben würde, Worte aus meinem Herzen, aber ich habe das hier vor mir hergeschoben, weil ich wusste, dass ich es tun muss, und jetzt bleibt nur noch wenig Zeit. Es gibt viele Dinge, die ich dir nicht sagen kann, ohne Unheil zu verursachen, aber ich werde dir sagen, was ich kann. Höre sorgfältig auf das, was ich dir sagen werde. In Kürze werde ich zu den Docks hinuntergehen, und dort werde ich Lanfear konfrontieren. Wie kann ich das wissen? Dieses Geheimnis gehört anderen. Es muss reichen, dass ich es weiß, nimm dieses Vorherwissen als Beweis für den Rest dessen, was ich dir mitteile.
Wenn du diesen Brief bekommst, wird man dir sagen, dass ich tot bin. Alle werden das glauben. Ich bin nicht tot, und es kann sein, dass ich die mir vorherbestimmten Jahre leben werde. Es kann auch sein, dass du und Mat Cauthon und noch jemand, ein Mann, den ich nicht kenne, versuchen werdet, mich zu retten. Es versuchen werdet, sage ich, denn es kann sein, dass du es nicht machen wirst oder kannst, oder weil Mat sich weigern wird. Er teilt nicht die Zuneigung, die du zu hegen scheinst, und er hat seine Gründe, die er zweifellos für gut hält. Wenn du es versuchst, müssen es nur du, Mat und der andere sein. Mehr werden für alle den Tod bedeuten. Weniger werden für alle den Tod bedeuten. Selbst wenn du nur mit Mat und einem anderen kommst, kann der Tod kommen. Ich habe gesehen, wie du es versuchst und stirbst, einer, zwei oder alle drei. Ich habe mich selbst bei dem Versuch sterben sehen. Ich habe uns alle überleben und als Gefangene sterben sehen.
Solltest du dich dennoch entscheiden, den Versuch zu wagen, der junge Mat weiß, wie er mich finden kann, aber du darfst ihm den Brief nicht zeigen, bevor er danach fragt. Das ist von entscheidender Bedeutung. Er darf nicht wissen, was in diesem Brief steht, bevor er danach fragt. Die Geschehnisse müssen auf bestimmte Weise ihren Verlauf nehmen, egal, was es auch kostet.
Solltest du Lan wiedersehen, richte ihm aus, dass es besser so ist. Sein Schicksal folgt einem anderen Weg als das meine. Ich wünsche ihm alles Glück mit Nynaeve.
Noch etwas. Erinnere dich daran, was du über das Spiel Schlangen und Füchse weißt. Erinnere dich und
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