Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
sagte Byar grimmig; die in seinem hageren Gesicht tief sitzenden Augen funkelten, als ginge es um eine persönliche Beleidigung, »so finster wie die mondlose Mitternacht, und vermutlich werde ich das auch wieder tun, aber manche Dinge sind zu finster, als dass man sie erlauben sollte.« Er sah aus, als wollte er ausspucken.
»Das ist richtig«, murmelte der junge Bornhald und rieb sich mit der in einem Panzerhandschuh steckenden Hand über den Mund. Galad betrachtete ihn immer als jung, dabei war Dain Bornhald nur wenige Jahre jünger als er. Seine Augen waren blutunterlaufen, er hatte sich am vergangenen Abend wieder am Branntwein gütlich getan. »Wenn man etwas Falsches getan hat, selbst wenn man dem Licht dient, dann muss man tun, was richtig ist, um das auszugleichen.« Byar grunzte mürrisch. Vermutlich hatte er genau das nicht damit gemeint.
»Also gut«, sagte Galad. »Aber es wird keinem Mann, der umkehren sollte, ein Vorwurf gemacht. Das hier ist allein meine Angelegenheit.«
Doch als er seinen braunen Wallach zum leichten Galopp antrieb, freute er sich, dass sie ihn einholten und dann an seiner Seite ritten, die weißen Umhänge vom Wind aufgebläht. Er hätte natürlich allein reiten können, aber ihre Anwesenheit verhinderte vielleicht, dass man ihn sofort verhaftete und aufhängte. Nicht, dass er damit rechnete, den Tag zu überleben. Was getan werden musste, musste getan werden, ganz egal, wie hoch der Preis war.
Die Pferdehufe klapperten lautstark über den Steinweg, der zum Herrenhaus hinaufführte, sodass sich jeder Mann auf dem großen Hof umdrehte und ihrer Ankunft zusah: fünfzig Kinder des Lichts in funkelnder Rüstung und konischen Helmen, die meisten im Sattel, während ängstlich geduckte Stallburschen aus Amadicia in dunklen Mänteln die Tiere für den Rest hielten. Die Balkone waren leer, wenn man von ein paar Dienern absah, die anscheinend zuschauten, während sie so taten, als würden sie fegen. Sechs Zweifler, große Männer mit dem scharlachroten Hirtenstab auf der Sonne ihrer Umhänge, standen ein Stück abseits von den anderen wie eine Leibwache dicht gedrängt um Rhadam Asunawa. Die Hand des Lichts stand immer vom Rest der Kinder getrennt, eine Wahl, die der Rest der Kinder begrüßte. Der grauhaarige Asunawa, dessen kummervolles Gesicht Byar förmlich pausbäckig erscheinen ließ, war das einzige anwesende Kind, das keine Rüstung trug, und auf seinem schneeweißen Umhang prunkte nur der hellrote Hirtenstab, ein weiteres Merkmal der Abgrenzung. Aber einmal davon abgesehen, dass sich Galad vergewissern wollte, wer alles hier anwesend war, hatte er nur Augen für einen Mann auf dem Hof. Möglicherweise war Asunawa irgendwie darin verwickelt gewesen – das blieb unklar –, aber allein der Kommandierende Lordhauptmann konnte den Hochinquisitor zur Rechenschaft ziehen.
Eamon Valda war nicht groß, aber sein dunkles, hartes Gesicht trug den Ausdruck eines Mannes, der von allen Gehorsam erwartete. Er stand da mit leicht gespreizten Beinen, den Kopf hocherhoben, und jeder Fuß drückte seine Befehlsgewalt aus. Er trug den weißen und goldenen Wappenrock des Kommandierenden Lordhauptmanns über dem vergoldeten Brust- und Rückenpanzer, ein Wappenrock aus Seide, der aufwendiger verziert war als alles, was Pedron Niall jemals getragen hatte. Sein weißer Umhang mit den flammenden, mit goldenem Garn gestickten Sonnen auf beiden Seiten bestand ebenfalls aus Seide, genau wie der mit goldenen Stickereien besetzte Mantel. Der Helm mit der lodernden Sonne über dem Stirnrand, den er unter dem Arm hielt, war vergoldet, und der schwere Goldring an der linken Hand, der über dem Panzerhandschuh getragen wurde, hielt einen großen gelben Saphir in der Form eines Sonnenstrahls. Ein weiteres Zeichen der Gunstbezeugungen, die er von den Seanchanern erhielt.
Valda runzelte leicht die Stirn, als Galad und seine Begleiter abstiegen und ihren Salut entrichteten, den Arm auf die Brust geschlagen. Unterwürfige Stallburschen kamen angerannt, um die Zügel zu halten.
»Warum seid Ihr nicht auf dem Weg nach Nassad, Trom?« Valdas Worten waren sein Missvergnügen anzuhören. »Die anderen Lordhauptmänner werden jetzt schon den halben Weg dorthin zurückgelegt haben.« Er selbst traf immer später ein, wenn es um ein Treffen mit den Seanchanern ging, vielleicht um der Welt zu zeigen, dass die Kinder noch immer zumindest einen Hauch Selbstständigkeit hatten – ihn bereits bei der Abreise vorzufinden war
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