Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
wie man leben konnte, indem man starb. »Zuerst glaubte ich, es würde bedeuten, dass ich alles erobern muss, aber das haben sie damit nicht gesagt. Wenn es jedoch bedeutet, dass die Seanchaner den Westen und Süden halten, was, wie man behaupten könnte, sie bereits tun, und es eine Allianz gibt, um die Letzte Schlacht auszufechten, mit den Seanchanern und allen anderen?«
»Es ist möglich«, räumte sie ein. »Aber wenn Ihr diesen … Waffenstillstand … schließen wollt, warum verlegt Ihr dann ein allem Anschein nach beträchtliches Heer nach Arad Doman und verstärkt jenes, das bereits in Illian ist?«
»Weil Tarmon Gai’don kommt, Cadsuane, und ich kann nicht gleichzeitig gegen die Seanchaner und den Schatten kämpfen. Ich werde meinen Waffenstillstand bekommen, oder ich werde sie vernichten, koste es, was es wolle. Die Prophezeiungen sagen, dass ich die Neun Monde an mich binden muss. Ich habe erst vor wenigen Tagen verstanden, was damit gemeint ist. Sobald Bashere zurückkehrt, werde ich wissen, wo und wann ich die Tochter der Neun Monde treffen werde. Es bleibt nur noch die Frage übrig, wie ich sie an mich binde, und das wird sie wissen.«
Er sprach jetzt ganz nüchtern, stieß gelegentlich einen Rauchring zur Unterstreichung aus. Loial schrieb sehr schnell, versuchte jedes Wort einzufangen, während Harilin und Enaila einfach weiterspielten. Wenn die Speere getanzt werden mussten, waren sie bereit. Alivia nickte nachdrücklich, zweifellos von der Hoffnung getrieben, dass man am Ende unweigerlich jene zerschmettern würde, die sie fünfhundert Jahre lang gezwungen hatten, den A’dam zu tragen. Logain hatte einen neuen Becher gefunden und füllte ihn mit dem Rest, der noch in der Kanne war, hielt ihn dann aber nur in der Hand, statt zu trinken, seine Miene unleserlich. Jetzt war es Rand, den Verin intensiv musterte. Aber sie hatte sich schon immer für ihn interessiert. Doch warum beim Licht sollte Min eine Traurigkeit verspüren, die bis ins Mark ging? Und Cadsuane …
»Stein zersplittert, wenn der Schlag hart genug ist«, sagte sie, ihre Miene eine starre Aes-Sedai-Maske. »Stahl zersplittert. Die Eiche kämpft gegen den Wind und zerbricht. Die Weide beugt sich, wo sie muss, und überlebt.«
»Eine Weide wird Tarmon Gai’don nicht gewinnen«, erwiderte er.
Die Tür öffnete sich erneut quietschend, und Ethin schlurfte herein. »Mein Lord Drache, drei Ogier sind eingetroffen. Sie waren höchst erfreut, als sie erfuhren, dass Meister Loial hier ist. Eine von ihnen ist seine Mutter.«
»Meine Mutter?«, kreischte Loial, und selbst das klang wie ein Windstoß in einer leeren Höhle. Er sprang so schnell auf, dass sein Stuhl umkippte, rang die Hände. Sein Kopf ruckte von einer Seite zur anderen, als würde er nach einem weiteren Fluchtweg außer der Tür suchen. »Rand, was soll ich tun? Die anderen beiden müssen der Älteste Haman und Erith sein. Was soll ich nur tun?«
»Frau Covril sagte, sie könnte es kaum erwarten, mit Euch zu sprechen, Meister Loial«, sagte Ethan mit seiner ächzenden Stimme. »Es kaum erwarten. Sie sind alle nass durch den Regen, aber sie sagte, sie wird auf Euch oben im Ogierwohnzimmer warten.«
»Was soll ich tun, Rand?«
»Du hast gesagt, du willst Erith heiraten«, sagte Rand, so sanft er konnte. Ausgenommen bei Min fiel ihm Sanftheit schwer.
»Aber mein Buch! Meine Notizen sind noch nicht vollständig, und ich werde nie herausfinden, was als Nächstes geschieht. Erith wird mich zurück ins Stedding Tsofu mitnehmen.«
»Pah!« Cadsuane griff wieder nach ihrem Stickreifen und fing an, feine Nadelstiche zu machen. Sie nähte das uralte Symbol der Aes Sedai, Drachenzahn und die Flamme von Tar Valon verschmolzen zu einer Scheibe, Schwarz und Weiß von einer Schlangenlinie getrennt. »Geht zu Eurer Mutter, Loial. Wenn sie Covril ist, Tochter von Ella Tochter von Soong, wollt Ihr sie nicht warten lassen. Wie Ihr sicher wisst.«
Loial schien Cadsuanes Worte für einen Befehl zu halten. Er wischte die Feder ab, schraubte das Tintenfässchen zu. Aber er tat alles sehr langsam, mit hängenden Ohren. Gelegentlich seufzte er traurig, kaum verständlich. »Mein Buch!«
»Nun«, sagte Verin und hielt ihre Strickarbeit hoch, um sie zu begutachten, »ich glaube, ich habe hier alles getan, was ich konnte. Ich werde jetzt Tomas suchen. Der Regen lässt sein Knie schmerzen, auch wenn er es selbst mir gegenüber bestreitet.« Sie warf einen Blick auf das Fenster. »Es scheint
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