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Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)

Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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webte sie Luft mit einer Spur Feuer; ihr Gewebe berührte das Zelt und traf eine Barriere gegen Lauschangriffe. Natürlich nach innen gerichtet und damit für sie unsichtbar. Sie hatte den Versuch nur auf die Möglichkeit hin unternommen, dass sie sorglos waren. Bei den Geheimnissen, die sie verbergen mussten, kaum wahrscheinlich. Die Schatten hinter den Wänden waren jetzt ganz still. Also wussten sie, dass es jemand versucht hatte. Sie ritt den Rest des Weges mit der Überlegung beschäftigt, worüber sie sich wohl unterhalten hatten.
    Als sie absaß – nun, immerhin schaffte sie es, einen halben Sturz in etwas zu verwandeln, das einem Sprung ähnelte –, trat einer der Behüter, Sheriams Arinvar, ein schlanker Cairhiener nur unwesentlich größer als sie, nach vorn, um mit einer kleinen Verbeugung nach den Zügeln zu greifen, aber sie winkte ihn fort. Sie ließ Saidar los und band die Stute mit einem Knoten an einer der Stangen des Gehweges an, der ein großes Boot bei heftigem Wind und einer starken Strömung gehalten hätte. Keine der lockeren Schlaufen, die andere benutzten. Sie mochte das Reiten verabscheuen, aber wenn sie ein Pferd festband, dann wollte sie, dass es bei ihrer Rückkehr noch da war. Arinvars Brauen hoben sich, als er ihr bei dem Knoten zusah, aber er würde auch nicht für das verdammte Pferd bezahlen müssen, falls es sich losriss und verloren ging.
    Nur einer der anderen beiden Behüter gehörte Myrelle, Avar Hachami, ein Saldaeaner mit einer Nase wie ein Adlerschnabel und einem dichten, mit Grau durchsetztem Schnurrbart. Nach einem kurzen Blick auf sie und einem leichten Nicken widmete er sich wieder dem Studium der Nacht. Morvrins Jori, klein und kahl und fast so breit wie hoch, ignorierte sie. Er musterte die Dunkelheit, und seine Hand ruhte locker auf dem langen Schwertgriff. Angeblich gehörte er zu den besten Schwertkämpfern der Behüter. Wo waren die anderen? Natürlich konnte sie nicht danach fragen, genau wie sich die Frage verbot, wer alles im Zelt war. Die Männer wären bis ins Mark schockiert gewesen. Keiner versuchte, sie vom Eintritt abzuhalten. Wenigstens waren die Verhältnisse noch nicht so schlimm geworden.
    Im Zeltinneren verbreiteten zwei Kohlenbecken Rosenduft und machten die Luft verglichen mit der Nacht beinahe schon mollig warm. Sie entdeckte fast jeden, den sie gehofft hatte zu treffen, und alle schauten, wer da eintrat.
    Myrelle saß in einem seidenen, mit roten und gelben Blumen verzierten Morgenmantel auf einem stabilen Stuhl, die Arme unter der Brust verschränkt; auf ihren olivfarbenen Zügen zeichnete sich eine Gelassenheit ab, die so perfekt war, dass sie nur die Erregung in ihren dunklen Augen hervorhob. Das Licht der Macht hüllte sie ein. Schließlich war es ihr Zelt; sie würde diejenige sein, die hier ein Schutzgewebe webte. Sheriam saß kerzengerade an einem Ende von Myrelles Pritsche und tat so, als würde sie ihre blauen geschlitzten Röcke richten; ihr Gesichtsausdruck war so feurig wie ihr Haar, und er wurde beim Anblick Siuans noch hitziger. Sie trug nicht die Bewahrerinnenstola, ein schlechtes Zeichen.
    »Ich hätte mir denken können, dass Ihr es seid«, sagte Carlinya kalt mit in die Hüften gestemmten Fäusten. Sie war noch nie eine warmherzige Frau gewesen, aber jetzt rahmten die Locken, die kurz vor ihren Schultern endeten, ein Gesicht ein, das aus Eis in der blassen Farbe ihres Kleides gemeißelt zu sein schien. »Ich werde nicht zulassen, dass Ihr meine privaten Unterhaltungen belauscht, Siuan.« O ja, sie glaubten, dass alles zu Ende war.
    Morvrin mit ihrem runden Gesicht erschien trotz der Falten in ihrem braunen Wollrock zur Abwechslung mal nicht im Mindesten abwesend oder schläfrig; sie ging um den kleinen Tisch herum, auf dem eine hohe Silberkanne und fünf Silbertassen auf einem lackierten Tablett standen. Anscheinend hatte niemand Lust auf Tee; die Tassen waren alle unbenutzt. Die langsam ergrauende Schwester griff in ihre Gürteltasche und drückte Siuan einen geschnitzten Hornkamm in die Hand. »Ihr seid völlig zerzaust, Frau. Bringt Euer Haar in Ordnung, bevor irgendein Lümmel Euch für eine Schenkdirne statt für eine Aes Sedai hält und Euch auf sein Knie ziehen will.«
    »Egwene und Leane leben und sind Gefangene in der Weißen Burg«, verkündete Siuan viel ruhiger, als ihr zumute war. Eine Schenkdirne? Sie tastete nach ihrem Haar und entdeckte, dass die Schwester recht hatte. Sie fing an, mit dem Kamm Ordnung

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